
Hetzen ist Teil des Jagdverhaltens und muss unbedingt unterbunden werden.
Antijagdtraining beim Hund – das ist das Ziel!
Genau genommen ist ein Antijagdtraining kein Training, das Deiner Fellnase das Jagen abtrainiert. Es zielt vielmehr darauf ab, das Verhalten Deines Vierbeiners kontrollierbar zu machen, indem sein Wunsch, zu jagen, kanalisiert wird. Ziel sind also Impulskontrolle und Aufmerksamkeit! Um den Jagdtrieb Deines Vierbeiners möglichst gut kanalisieren zu können, ist eine enge Hund-Mensch-Beziehung nötig, die Dich und Deine Fellnase im besten Fall so verbinden sollte wie eine unsichtbare Leine. Also: Alle Augen auf Dich, Du bestimmst nämlich, wo es lang geht.
Tipps für ein erfolgreiches Antijagdtraining
Zeigt Deine Fellnase ein starkes Jagdverhalten, ist im Grunde genommen nicht das Jagen an sich das eigentliche Problem, sondern die Triebsteuerung, die in diesem Moment die Kontrolle über Deinen Hund erlangt. Die Beute als Objekt der Begierde wird dann wichtiger als die Beziehung zum Menschen – also Dir! Im Gehirn Deines Lieblings werden in diesem Zustand reichlich Endorphine ausgeschüttet, sodass er die Jagd sehr wahrscheinlich eher fortsetzen wird, als zu Dir zurückzukommen. Ohne Deiner Fellnase ihre Glücksmomente rauben zu wollen, ist hier ein wichtiger Ansatzpunkt für ein erfolgreiches Antijagdtraining.
Für eine gute Beziehung: Grundgehorsam üben!
Um den durch die Jagd ausgelösten Kontrollverlust zu verhindern, muss der Grundgehorsam Deines Hundes Schritt für Schritt trainiert werden. Ziel ist es dabei, Deine Fellnase für den Ernstfall zu schulen. Im Gegenzug dafür musst Du feine Antennen für das Verhalten Deines Vierbeiners entwickeln, damit Du rechtzeitig erkennst, wann Dein Hund Gefahr läuft, vom Jagdfieber ergriffen zu werden.
Für den Grundgehorsam gilt es, die basalen Kommandos immer wieder zu üben, zu diesen zählen: Sitz, Platz, Komm, Bleib und Stopp! Diese Liste stellt natürlich ein Minimum dar und kann individuell erweitert werden. Für die Einhaltung der Kommandos ‚Sitz‘, ‚Platz‘ und speziell ‚Bleib‘ muss Deine Fellnase sich in Geduld üben, denn sie zwingen Deinen Vierbeiner, eine Ruheposition einzunehmen und in dieser zu verharren, bis Du sie auflöst. Geduld stellt für Deinen Vierbeiner einen wichtigen Schritt zur Impulskontrolle dar – ein Hund, der sich gedulden kann, ist eher in der Lage, seine Impulse zu unterdrücken und Deinen Kommandos auch in Ausnahmesituationen zu folgen. Deine Fellnase muss lernen, gerne und freiwillig zu Dir zurückzukommen, sobald Du das entsprechende Kommando gibst, die Alternative, die Du ihr zur Jagd bietest, muss also lohnender und spannender sein, als einem Kaninchen hinterherzujagen!
Denke daran, dass Hunde oft ortsgebunden sind, das heißt, ihr müsst an unterschiedlichen Orten trainieren, damit alle Kommandos durch Generalisierung ausreichend internalisiert werden. Einmal erlernte Kommandos müssen übrigens immer wieder trainiert werden!
Aufmerksamkeit - nicht aufs Wild, sondern auf Dich!
In puncto Aufmerksamkeit ist jede Menge Übung gefragt! Hier ist Blickkontakt zwischen Dir und Deinem Schlappohr das A und O, um langfristig zum Erfolg zu gelangen. Überlege Dir passende Spiele und Übungen, um Dich in den Fokus zu rücken: Es gilt auch hier, die Bindung zwischen Dir und Deiner Fellnase zu stärken – Ziel ist es, dass Dein Vierbeiner seine Aufmerksamkeit auf Dich richtet, sobald Du diese einforderst, und dabei alle umgebenden Reize ausblendet. Achte darauf, dass keine Langeweile aufkommt. Beginne damit, Deinen Hund zu rufen, damit er zu Dir kommt. Funktioniert das gut, erhöhe den Schwierigkeitsgrad, indem Du Deinem Liebling Aufgaben stellst: Rufe ihn zu Dir, sobald er mit seiner Schnauze Deine Handfläche berührt oder Dir die Pfote reicht, hat er seine Aufgabe erfüllt und erhält die entsprechende Belohnung – ein verbales Lob, eine extra Kuschel-Einheit oder ein Leckerchen! Hier ist Kreativität gefragt und die kennt bekanntlich keine Grenzen! Intensivierst Du die Bindung zwischen Dir und Deiner Fellnase auf diese Art spielerisch, wird erwünschtes Verhalten internalisiert und Dein Schlappohr akzeptiert Dich nach und nach als Rudelführer!
Alternativen zum Jagen entwickeln und Energie kanalisieren!
Jagen und Ungehorsam gehören zu den unerwünschten Eigenschaften Deiner Fellnase. Die Ursachenforschung zeigt, dass dieses unerwünschte Verhalten häufig aus Langeweile resultiert. Es kann also durchaus sein, dass Dein Vierbeiner Nachbars Katze nachstellt oder im Garten nach Mäusen und Maulwürfen gräbt, weil er sich langweilt. Versuche, Deinem Hund einen interessanten Job zu geben, der ihn von anderen Dingen ablenkt und ihm das Gefühl verleiht, beachtet zu werden, sodass der Impuls, zu jagen, vollkommen uninteressant wird und das Schnüffeln nach Wildfährten zu einer eher öden Beschäftigung verkommt. Überlege Dir, wie Du Deine Fellnase während eurer gemeinsamen Ausflüge ausreichend beschäftigen kannst. Vielleicht reicht es schon vollkommen aus, wenn er seine eigene Leine oder ein Spielzeug im Maul trägt? Auch Spiele und Apportierübungen während des Spazierens können für Ablenkung und Spaß sorgen.
Du kannst natürlich auch professionelle Angebote wie z.B. einen Mantrailing-Kurs besuchen, um Deine Fellnase zu beschäftigen. Allerdings gibt es hier auch Stimmen, die den Sinn und Zweck von Hundesportarten als Antijagdtraining kritisch hinterfragen, da hier eben genau das Verhalten trainiert wird, das als unerwünscht gesehen wird. Hier sollte jeder Hundehalter sich seine eigene Meinung bilden, da er seinen Hund schließlich am besten kennt. Großer Vorteil dabei: das ganze findet unter kontrollierten Bedingungen statt und Hund und Frauchen bzw. Herrchen werden auch mit anspruchsvollen Situationen konfrontiert, die es dann zu meistern gilt. Dies fördert die Bindung und damit meist auch den Gehorsam des Vierbeiners.
Grenzen setzen– Impulskontrolle!
Auch bei der Impulskontrolle spielt Geduld eine wichtige Rolle – es geht darum, dass Deine Fellnase sich vollkommen auf Dich und Deine Anweisungen fokussiert und die von Dir gesetzten Verhaltensanweisungen internalisiert.
Dein Vierbeiner soll lernen, die Grenzen seines Bewegungsspielraumes zu akzeptieren – hier kann das Radius-Training mit der Schleppleine ein Weg zum Erfolg sein. Wenn Du eine Schleppleine verwendest, denke immer daran, ein Brustgeschirr zu benutzen, denn beim Tragen eines einfachen Halsbandes besteht die Gefahr von Halswirbelsäulenverletzungen! Beim Radius-Training kannst Du Deinem Vierbeiner gut die Grenzen seines Bewegungsspielraumes aufzeigen, ohne ihn zu sehr einzuschränken. Dieses Training muss allerdings geübt werden. Rufe Deinen Hund jedes Mal zu Dir zurück und versuche, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, bevor die Leine in Spannung gerät. Lobst und belohnst Du ihn bei Erfolg, wird er sich nach und nach an den von Dir vorgegebenen Bewegungsspielraum gewöhnen. Schnelle Richtungswechsel helfen Dir, die Aufmerksamkeit Deines Hundes zu gewinnen – mit der Zeit wird er lernen, sich an Dir zu orientieren, und regelmäßig den Blickkontakt zu Dir suchen.
Auch Ballspiele können nützlich sein. Wichtig ist hierbei nicht, dass Deine Fellnase den geworfenen Ball wieder zu Dir zurückbringt, sondern dass er ihn erst holt, nachdem Du das entsprechende Kommando gegeben hast. Erledigt Dein Schlappohr die Übung nach Deinen Vorgaben, darfst Du es natürlich loben und belohnen. Ist Dein Hund zu voreilig und prescht sofort los, ist es notwendig, ihn zu ignorieren.
Sicher ist sicher!
Natürlich kann es einige Zeit dauern, bis euer gemeinsames Antijagd-Training zum Erfolg führt. Bis dahin ist es besser, auf Nummer sicher zu gehen. Verfügt Dein Hund über einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb, muss er im Fall der Fälle vorerst besser an der Leine bleiben. Bei sehr großen und impulsiven Fellnasen kann es vorkommen, dass auch eine Leine keine 100%ige Sicherheit bietet, wenn sie zur Jagd ansetzt. In solchen Fällen ist eine doppelte Sicherung mit Leine und Sicherheitsgeschirr Pflicht!