Zu lange Krallen können bei Hunden Probleme nach sich ziehen: Die Verletzungsgefahr steigt, weil sie schneller hängenbleiben, die Krallen können brechen oder einreißen und mit der Zeit können sogar Haltungsfehler und orthopädische Beschwerden entstehen, da die Hunde eine Schonhaltung einnehmen, um das unangenehme Auftreten mit zu langen Krallen zu vermeiden. Trotzdem wird das Thema noch immer stiefmütterlich behandelt, da viele Hundehalter Sorge haben, ihren Liebling zu verletzen. Das ist mehr als verständlich, doch mit dem richtigen Werkzeug, etwas Übung und Geduld und jeder Menge Leckerli gelingt die Krallenpflege problemlos.
Mögliche Gründe für zu lange Krallen
Die Krallen von Hunden wachsen ähnlich wie Fingernägel beim Menschen kontinuierlich nach. Zu einem gewissen Grad nutzen sie sich durch das Laufen auf harten, rauen Untergründen selbst ab. Doch nicht selten werden sie zu lang und müssen dann gekürzt werden.
Gründe hierfür können sein:
- Weiche Untergründe wie Waldböden und Wiesen, wenig Asphalt
- Mangelnde Aktivität und Bewegung
- Rassespezifische Besonderheiten
- Erkrankungen oder Fehlstellung der Pfoten
Die Daumenkralle sowie die Wolfskralle, auch Afterkralle genannt, die nicht jeder Hund besitzt, stellen eine Besonderheit dar. Sie haben keinen Kontakt zum Boden und unterliegen damit keiner natürlichen Abnutzung. Sie müssen in jedem Fall regelmäßig gekürzt werden.
Die Kralle selbst besteht aus schmerzunempfindlichem Horn, ist jedoch durchzogen von Blutgefäßen und Nerven, dem sog. „Leben“. Die Nervenzellen dienen den Hunden zur Orientierung im Raum. Erwischt man beim Krallenschneiden das Leben, ist das für den Hund sehr schmerzhaft und kann heftig bluten. Bei hellen oder durchsichtigen Krallen ist das Leben leicht zu erkennen. Es zeigt sich als rosafarbener Strang in der Mitte. Hier ist das Krallenschneiden natürlich wesentlich einfacher als bei dunklen Krallen. Grundsätzlich gilt: Höre immer etwa 2 Millimeter vor Beginn des Lebens mit dem Kürzen auf. Das „Leben“ passt sich automatisch der Länge der Krallen an: Je kürzer die Krallen sind, desto weiter zieht sich das Leben zurück.
Wie erkennst Du, ob die Krallen Deines Vierbeiners zu lang sind?
Ob die Krallen zu lang sind, ist grundsätzlich leicht zu erkennen. Wenn Du Folgendes bei Deinem Hund bemerkst, ist es Zeit zum Krallenschneiden:
Die Krallen berühren den Boden: Das kannst Du testen, indem Du versuchst, ein Stück Papier unter die Krallen zu schieben, wenn Dein Hund steht. Ist das nicht möglich und das Papier stößt gegen die Krallen, sind sie zu lang. Dass die Krallen den Boden berühren, hört man auch beim Laufen auf festen Untergründen wie Parkett oder Holzböden. Beim Laufen „klickt“ es.
Wenn Du die Pfote hochhebst und genau von der Seite betrachtest, ist die Kralle länger als der Ballen des dazugehörigen Zehs.
Im Umkehrschluss gilt: Gesunde Krallen berühren nicht den Boden und sind kürzer als der Ballen des dazugehörigen Zehs. Um diesen Zustand beizubehalten, ist eine regelmäßige Kürzung der Hundekrallen notwendig. Werden sie zu lang, kann das für den Hund sehr unangenehm werden.
Krallen richtig kürzen
Am Anfang braucht es etwas Übung, doch mit der Zeit wird die Krallenpflege zur Alltagsroutine. Wie oft Du die Krallen kürzen musst, hängt davon ab, wie schnell sie wachsen und zu welchem Grad sie sich selbst abnutzen. Das ist von Hund zu Hund verschieden. Während bei einigen Hunden alle zwei Wochen ein Kürzen notwendig ist, reicht es bei anderen, alle paar Monate ein wenig nachzuhelfen.
Was brauchst Du und wie gehst Du vor?
In erster Linie benötigst Du eine scharfe (!) Krallenschere oder Krallenzange, die an die Größe des Hundes angepasst ist. Die Schärfe ist wichtig, um ein Quetschen der Kralle zu vermeiden und die Prozedur so kurz wie möglich zu halten. Kommst Du mit der Schere oder Zange nicht gut zurecht oder hast Sorge, zu viel abzuschneiden, gibt es auch Feilen oder (elektrische) Krallenschleifer, mit denen der oberste Bereich abgefeilt wird. Diese eignen sich vor allem, wenn man die Krallen nur minimal kürzen möchte. Elektrische Krallenschleifer sind für ängstliche Hunde eher nicht geeignet, da sie sehr laut sind.
Zu lange Haare zwischen den Ballen sollten mit einer abgerundeten Schere gekürzt werden. Hilfreich ist es, für den Fall, dass man das Leben erwischt, ein Desinfektionsmittel und eine Kompresse bereitzuhalten. Eine gute Beleuchtung, ggf. eine Taschenlampe, ist ebenfalls wichtig, um zu erkennen, wo das Leben beginnt. Absolute Super-Leckerli sollten bereitgehalten werden, um den Hund während und nach dem Krallenschneiden zu belohnen und so im besten Fall eine positive Verknüpfung zu erreichen. Ein Pflegebalsam rundet die Krallenpflege ab.