Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, liegt meist bei wenigen Monaten bis mehrere Jahre. In Einzelfällen können bis zu sieben Jahre vergehen, ehe sich die Leishmaniose bemerkbar macht. Allerdings erkranken nicht alle infizierten Hunde an einer klinischen Leishmaniose, das bedeutet, sie tragen die Erreger zwar in sich, entwickeln aber keine Symptome. Andere dagegen erkranken innerhalb kürzester Zeit lebensbedrohlich. Daher ist es so wichtig, eine Übertragung zu vermeiden und eine Ansteckung schnell zu erkennen. In manchen Regionen des südlichen Europas sind bis zu 80 % der Hunde mit Leishmanien infiziert, ohne dass alle von ihnen Symptome zeigen. Dies deutet darauf hin, dass Hunde, die dort geboren wurden, bereits stärkere Abwehrkräfte aufweisen als Hunde, die sich im Urlaub infizieren. Auch Menschen können erkranken, wenn sie von infizierten Sandmücken gestochen werden. Eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist bisher in Deutschland noch nicht nachgewiesen worden.
Unterschieden werden drei Formen der Leishmaniose: die Hautleishmaniose (kutane Form), die Schleimhautleishmaniose (mukokutane Form) und die innere Leishmaniose (viszerale Form). Wie die Namen bereits andeuten, können die parasitären Einzeller also die Haut, die Schleimhäute und/oder innere Organe befallen. Und genau das macht die Krankheit so tückisch, da die Symptome sehr unterschiedlich sein können und insbesondere bei der inneren Form häufig lange nicht bemerkt werden.

Leishmaniose ist tückisch: Nicht selten zeigt sie sich in Form zunächst unauffälliger Hautveränderungen wie schlecht verheilender Wunden.
Symptome einer Leishmaniose
An Leishmaniose erkrankte Hunde zeigen je nach individueller Immunantwort sehr unterschiedliche Symptome, die sich nicht immer eindeutig zuordnen lassen und auch bei anderen Krankheiten vorkommen können.
Klinische, also äußerlich sichtbare, Symptome können sein:
- Hautveränderungen: schuppige oder krustige Haut, nicht verheilende Wunden, Haarausfall (insbesondere um die Augen – sog. „Brillenbildung“ (Periorbitale Alopezie) – und an der Nase), Einreißen der Ohrränder
- Starkes Krallenwachstum oder Krallenbettentzündungen
- Nasenbluten
- Neurologische Störungen
- Geschwollene/vergrößerte Lymphknoten
- Appetitlosigkeit oder -steigerung
- Apathie, Trägheit, Lahmheit
- Durchfall, Gewichtsverlust, Erbrechen
- Gelenkprobleme, Lahmheit
- Schubweise auftretendes Fieber
- Blut in Urin oder Kot
- Bindehautentzündung
- Blutarmut (blasse Schleimhäute)
- Vermehrtes Trinken (infolge einer Niereninsuffizienz)
Diese Symptome können, müssen aber nicht auftreten. Insbesondere bei der inneren Form der Leishmaniose können Organe wie Leber und Niere massiv geschädigt werden, ohne dass man lange Zeit etwas davon mitbekommt. Beim Ultraschall kann sich eine Vergrößerung von Milz oder Leber zeigen. Nicht wenige Hunde zeigen keine der genannten Symptome, haben jedoch trotzdem eine lebensbedrohliche Infektion, die jederzeit ausbrechen kann.

Die sog. Brillenbildung (Periorbitale Alopezie) ist ein typisches Symptom der Leishmaniose, muss jedoch nicht auftreten.
Nicht selten wird eine Leishmaniose erst erkannt, wenn im Blutbild Auffälligkeiten auftreten. Hier sind folgende Parameter entscheidend:
Hämatologie:
- Anämie
- Leukozytose oder Leukopenie (erhöhte oder verminderte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten))
- Thrombozytopathie (Funktionsstörung der Thrombozyten (Blutplättchen))
- Thrombozytopenie (Mangel an Thrombozyten)
Biochemisches Serumprofil einschl. Eiweißelektrophorese (EEP):
- Hyperproteinämie (Erhöhung des Gesamteiweiß)
- Hyperglobulinämie (Erhöhung der Globuline)
- Hypoalbuminämie (verminderter Gehalt an Albumin)
- Erniedrigter Albumin-Globulin-Quotient
Auch ein erhöhter Eiweiß-Kreatinin-Quotient (UPC) im Urin oder eine Proteinurie, also die übermäßige Ausscheidung von Eiweißen über den Urin, kann ein Indikator für eine beeinträchtigte Nierenfunktion sein, die sich neben anderen Ursachen auch auf eine Leishmaniose zurückführen lässt. Diese Parameter sind insbesondere bei der Überwachung einer bekannten Leishmaniose-Infektion ausschlaggebend und sollten engmaschig kontrolliert werden. Mehr dazu findest Du im Kapitel „Mein Hund hat Leishmaniose – was nun?“.
Wie wird Leishmaniose diagnostiziert?
Selbstverständlich muss nicht bei jedem Hund mit Erbrechen oder Durchfall gleich von einer Leishmaniose ausgegangen werden. Auch dann nicht, wenn der Hund aus dem Auslandstierschutz kommt. Die meisten Hunde sind gesund und werden vor ihrer Ausreise von der jeweiligen Tierschutzorganisation auf Leishmaniose und andere sog. „Mittelmeerkrankheiten“ wie Ehrlichiose, Babesiose oder Anaplasmose getestet. Gleichwohl ist es immer gut, auch eine Leishmaniose im Hinterkopf zu haben, wenn man mit dem Hund im südlichen Ausland im Urlaub war oder einen Tierschutzhund hat und dieser auf einmal auffällige Symptome zeigt. Außerdem konnten, wie geschrieben, entsprechende Sandmücken-Populationen auch in Deutschland und Österreich nachgewiesen werden, wodurch zukünftig vermehrt die Gefahr bestehen wird, dass sich Hunde auch hierzulande eine Leishmaniose einfangen können.
Zur Diagnose einer Leishmaniose wird zunächst Blut abgenommen und der Antikörper-Titer bestimmt. Ist dieser positiv, bedeutet das, dass der Hund bereits mit den Erregern in Kontakt kam und eine entsprechende Immunantwort darauf gebildet hat. Zur weiteren Bestätigung kann ein PCR-Test durchgeführt werden.
Wurde ein Hund positiv auf eine Leishmaniose-Infektion getestet, bedeutet dies jedoch nicht, dass er auch – im klinischen Sinne, also symptomatisch – schwerkrank ist. Viele Hunde können die Erreger gut in Schach halten und haben eine normale Lebenserwartung. Wichtig ist, dass bei Leishmaniose-positiven Hunden etwa alle 3 bis 6 Monate ein großes Blutbild inkl. Organwerten gemacht wird, um seinen Gesundheitszustand im Blick zu haben und bei einem sog. „Schub“, also einem Ausbrechen der Krankheit, entsprechende Medikamente geben zu können.