Der Tag hat gefühlt gerade erst begonnen, da wird es schon wieder dunkel. Es ist bitterkalt und morgens sieht man Nachbarn und Gemeindemitarbeiter schwungvoll Kieselsteine und Streusalz auf die Wege streuen. Kein Zweifel, der Winter hat uns fest im Griff. Mancher Hund bekommt spätestens jetzt sein gefüttertes Mäntelchen umgeworfen, abends leuchten an allen Ecken Leuchthalsbänder. Auch unsere Hunde werden fit für den Winter gemacht! Doch Moment mal, was ist das denn? Der Hund des Nachbarn kommt in kleinen Hundestiefeln angelaufen. Ist der Nachbar einfach nur überfürsorglich oder brauchen unsere Sofa-Wölfe jetzt auch noch Schuhe? Wozu dienen Hundeschuhe eigentlich? Welche Vor- und Nachteile haben sie und worauf muss man bei der Auswahl achten?
Sind Schuhe für Hunde sinnvoll?
Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: Wenn sie dem Hund Gutes tun, beispielsweise Schmerzen mindern oder verhindern, in jedem Fall! Fungieren sie dagegen nur als vermeintlich niedliches Accessoire, sollte im Sinne des Hundes davon abgesehen werden, denn Schuhe bedeuten immer einen Eingriff in das natürliche Bewegungsmuster und zunächst auch in das Wohlbefinden unserer Vierbeiner.
Gesunde, junge und fitte Hunde brauchen in der Regel keine Schuhe – zumindest nicht für den Alltag. Ihre Pfoten sind robust genug, um so machen Widrigkeiten zu trotzen. Sie bestehen hauptsächlich aus Fettgewebe, das beim Laufen quasi als Polsterung fungiert. Doch auch der „Durchschnittshund“ kann in einigen Situationen zumindest stunden- oder tageweise von Schuhen bzw. generell einem Pfotenschutz profitieren, etwa wenn:
- … Streusalz auf den winterlichen Straßen den Pfoten ordentlich zusetzt;
- … lange Touren durch tiefen Schnee bei eisigen Temperaturen unternommen werden;
- … der heiße Asphalt im Sommer das Gassigehen unangenehm macht;
- … Verletzungen an der Pfote vor Schmutz und Keimen geschützt werden sollen;
- … lange Wandertouren unternommen werden, insbesondere in rauem und steinigem Gelände;
- … der Vierbeiner anstrengenden Hundesportarten in unwegsamem Gelände nachgeht;
- … der Hund schon älter ist und in bestimmten Situationen schnell mal ausrutscht oder wegknickt.
Meist werden Hundeschuhe also nicht dauerhaft, sondern nur zu bestimmten Anlässen getragen, um die Hundepfoten in Extremsituationen zu schützen. Und für ebendiese Situationen gibt es teilweise extra konzipierte Modelle, zum Beispiel Trekkingschuhe mit rutschfestem Profil für vierbeinige Profi-Sportler, wasserdichte Pfotenschutzschuhe für kleinere Verletzungen oder gefütterte Winterstiefel für Schneespaziergänge. Vor dem Kauf solltest Du Dich also fragen: Wozu braucht mein Hund die Schuhe? Wie lange muss er sie tragen? Je nachdem, wie die Antworten ausfallen, kannst Du das passende Modell wählen. Der gewählte Schuh muss für den entsprechenden Zweck geeignet sein – eben wie bei uns Menschen auch! Schließlich würdest Du eher nicht in Flip-Flops eine Bergtour unternehmen. Wichtig ist vor allem, dass die Schuhe gut passen und nirgendwo drücken oder scheuern. Schlecht sitzende Hundeschuhe können ansonsten zu teils irreversiblen gesundheitlichen Problemen führen. Dazu später mehr.
Schauen wir uns die Situationen, in denen Hundeschuhe Sinn machen (können), mal im Einzelnen an:
Hundeschuhe als Schutz vor Streusalz, Schnee und Kälte
Im Winter, wenn die Gassirunden über Straßen und Wege führen, die gestreut sind, sind die Hundepfoten besonderen Belastungen ausgesetzt. Das Salz reizt die Pfoten und entzieht ihnen beim Trocknen Feuchtigkeit. Eine Folge können raue und rissige Pfoten sein, was mitunter zu schmerzhaften Entzündungen führen kann. Führt Dich Dein Weg im Winter also häufig über solche Straßen, können Hundeschuhe durchaus sinnvoll sein. Beobachte Deinen Liebling genau und kontrolliere regelmäßig seine Pfoten. Achte dabei insbesondere auf Symptome wie vermehrtes Ablecken, Rötungen, Humpeln oder die plötzliche Weigerung, weiterzulaufen. Hier findest Du mehr darüber, wie Du die Pfoten Deines Hundes vor Streusalz schützen kannst.
Auch bei extremer Kälte unter dem Gefrierpunkt können Hundeschuhe sinnvoll sein, um Erfrierungen zu verhindern, insbesondere bei langen Spaziergängen im Schnee. Vereiste Wege sind für die Hundepfoten ebenfalls alles andere als angenehm. Nicht selten entstehen durch das scharfkantige Eis kleine Risse und Verletzungen, die sich entzünden können. Auch hier können Hundeschuhe hilfreich sein.
Bei normalen winterlichen Spaziergängen auf nicht vereisten und nicht gestreuten Wegen und bei Temperaturen über null Grad sind Schuhe in der Regel nicht notwendig. Hier ist es völlig ausreichend, zum Beispiel mit einem Pflegebalsam die Haut geschmeidig zu halten. Die meisten Hunde lieben es, im Schnee zu toben, Schuhe – sofern sie nicht erforderlich sind – hindern sie dabei nur.
Hundeschuhe können die Pfoten wirksam vor Streusalz, Eis und Schnee schützen.
Hundeschuhe oder -stiefel für den Winter dürfen ruhig etwas wärmer sein und zum Beispiel ein Innenfutter besitzen. Sie sollten wasserdicht sein und über eine dicke Sohle mit gutem Profil verfügen, um das Ausrutschen auf Eis zu verhindern.
Hundeschuhe als Schutz vor heißem Asphalt
Ein ähnliches Problem wie eben geschildert kann im Sommer durch heißen Asphalt entstehen. Bereits bei 25 bis 30 Grad Celsius kann sich der Asphalt bei direkter Sonneneinstrahlung auf über 60 Grad erhitzen. Muss der Hund darauf längere Zeit laufen, kann er sich schwere Verbrennungen zuziehen. Hier musst Du also proaktiv handeln, um Deinen vierbeinigen Gefährten zu schützen. Vermeide im Sommer möglichst Spaziergänge auf heißen Asphaltstraßen, insbesondere in der Mittagshitze. Schuhe können Deinen Hund schützen, wenn es mal nicht anders geht.
Sommerschuhe sollten leicht und atmungsaktiv sein. Die Sohle darf dennoch gerne ein gutes, rutschfestes Profil besitzen, um Deinem Hund einen sicheren Stand zu gewähren.
Hundeschuhe als Schutz von Verletzungen
Kleine Risse und Kratzer oder gar größere Wunden sind ideale Eintrittsstellen für allerlei Bakterien und Keime, die sich auf dem Boden tummeln. Dein Vierbeiner läuft über Gehwege und Wiesen, durch Pfützen und Matsch. Bakterien sind überall in der Umgebung und für gesunde Hunde nicht weiter bedrohlich. Kleine Verletzungen können sich jedoch schnell entzünden, wenn sie nicht ausreichend geschützt werden. Hundeschuhe können in akuten Verletzungsphasen das Eindringen von Bakterien und somit eine Infektion verhindern und damit die Heilung fördern. Dasselbe gilt, wenn Dein Vierbeiner zum Beispiel ein Leckekzem an den Pfoten hat oder frisch operiert wurde.
Verletzungen an der Pfote können beim Spazierngehen durch Schuhe geschützt werden, um Entzündungen und Schmerzen zu vermeiden.
Für draußen ist ein einfacher wasserdichter und atmungsaktiver Hundeschuh ideal, um ein Durchnässen der Wunde zu verhindern. Ein rutschfestes Profil ist hier besonders wichtig, weil Dein Vierbeiner ohnehin schon Probleme beim Laufen aufgrund der Wunde hat. Schleckt und kratzt er in den eigenen vier Wänden viel an seiner Verletzung, kann eine bequeme Hundesocke mit Anti-Rutsch-Noppen hilfreich sein.
Hundeschuhe für Wandertouren und Hundesport
Hunde, die sehr aktiv sind und in diverse sportliche Aktivitäten ihrer Besitzer einbezogen werden, beispielsweise Schneewanderungen, Kletter- und Wandertouren, können von Hundeschuhen profitieren. Auch bei Hunde-Sportarten wie Canicross, Dogtrekking oder Mantrailing in unwegsamem Gelände können Schuhe sinnvoll sein. Durch die große Belastung werden die Pfoten teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen, insbesondere bei steinigem oder rauem Untergrund. Früher oder später können Verletzungen und Schmerzen die Folge sein. Hundeschuhe können hier effektiven Schutz leisten.
Hundesport und lange Wanderungen können die Pfoten stark in Mitleidenschaft ziehen, insbesondere, wenn der Boden steinig und rau ist. Hundeschuhe können hier besonders nützlich und hilfreich sein.
Da die Schuhe dabei in der Regel über einen längeren Zeitraum und unter großer körperlicher Belastung getragen werden, ist es besonders wichtig, dass sie gut sitzen und bequem sind. Auch auf das Profil sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden, sodass Dein Vierbeiner nicht ausrutscht. Bei starken Belastungen kann es sinnvoll sein, unter die Schuhe spezielle Socken zu ziehen, um das Tragen bequemer zu machen.
Hundeschuhe zur Unterstützung älterer Hunde
Unsere Hunde-Omis und -Opis verlieren mit fortschreitendem Alter manchmal an Trittfestigkeit. Aufgrund von Krankheiten, Gelenkproblemen oder einfach infolge einer altersbedingten Schwäche knicken sie schneller um, vertreten sich oder schleifen ein Pfötchen auf dem Boden. All dies kann zu Verletzungen und somit zu Schmerzen führen. Wenn Du beobachtest, dass Dein Senior häufig mit diesen Problemen zu kämpfen hat, könnten Hundeschuhe eine praktikable Hilfe darstellen.
Rutscht Dein Senior oft aus, können Hundeschuhe ihm helfen, wieder mehr Sicherheit zu gewinnen.
Für die eigenen vier Wände können bequeme Hundesocken mit Anti-Rutsch-Noppen bereits ausreichend sein. Geht es an die frische Luft, kann je nach Temperatur ein geeignetes Schuhwerk verwendet werden, zum Beispiel gefütterte Stiefel im Winter oder weiche und dünne Schühchen im Sommer. Wichtig ist, dass sie atmungsaktiv sind und über eine rutschfeste Sohle verfügen.
Wie finde ich einen guten Hundeschuh?
Bist Du schon mal eine Weile in unbequemen Schuhen gelaufen oder gar gerannt? Das kann wirklich unangenehm sein und zu teils erheblichen Schmerzen führen. Genauso geht es unseren Vierbeinern. Daher ist die richtige Größe und Passform bei Hundeschuhen von außerordentlicher Wichtigkeit. Dein Vierbeiner darf durch den Schuh beim Laufen und in seiner gesamten Bewegungsfreiheit nicht behindert werden. Ebenso wie beim Menschen sollten Schuhe nicht zu eng gewählt werden, um unangenehme Druckstellen und Schmerzen beim Laufen zu verhindern, aber auch nicht zu weit, um einen sicheren Stand zu gewährleisten.