Dein Kaninchen hat plötzlich Wassereinlagerungen am Kopf, eine Bindehautentzündung oder seltsame Pusteln und Knötchen am Körper? Dann solltest Du hellhörig werden und umgehend einen Tierarzt aufsuchen, denn diese Symptome sind typisch für eine Myxomatose, eine auch als „Kaninchenpest“ bezeichnete, hochansteckende Viruserkrankung. Die Myxomatose wird vorwiegend durch Insektenstiche übertragen. Aber auch Flöhe spielen bei der Übertragung - vor allem in Wildkaninchenpopulationen - eine Rolle. In wie fern Zecken bei der Übertragung der Erkrankung beteiligt sind, wird noch untersucht (García-Pereira et. al., 2021). Myxomatose führt bei einem Großteil der Tiere innerhalb von zwei Wochen zum Tod. Da leider keine ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung steht und die Sterberate sehr hoch ist, kommt der Prophylaxe – insbesondere der Vorsorgeimpfung – eine große Bedeutung zu.
Wie wird Myxomatose übertragen?
Der Erreger der Myxomatose ist das Virus „Leporipoxvirus myxomatosis“, das zur Familie der Pockenviren gehört. Dieses wird insbesondere durch Stechmücken und andere blutsaugende Insekten wie Flöhe übertragen. Da das Virus jedoch auch lange außerhalb des Wirtes überleben kann, können sich Kaninchen auch über kontaminiertes (Frisch-)Futter, Heu, Einrichtungsgegenstände, Kot etc. anstecken. Auch eine Direktübertragung von Tier zu Tier, zum Beispiel über Schleimhäute oder Wundsekret, ist möglich. Die Gefahr einer Myxomatose ist besonderes zu den Jahreszeiten besonders hoch, in denen es viele Stechmücken gibt, was im Frühjahr und Herbst der Fall ist.
Die Myxomatose ist ein natürlicher Regulator von Wildkaninchenpopulationen. Die Erkrankung grassiert seuchenartig und wird daher in Anlehnung an die Pestepidemien des Mittelalters beim Menschen als Kaninchenpest bezeichnet. Das Auftreten der Erkrankung hängt mit der Populationsdichte von Kaninchen, Stechmücken und Flöhen zusammen. Wildkaninchen gelten als „Erregerreservoir“. So wird die Krankheit immer weitergegeben und kann auch als Haustiere gehaltene Kaninchen befallen.
Wichtig: Auch wenn Du in der Stadt wohnst, sind Deine Kaninchen potenziell gefährdet. In vielen Städten gibt es mittlerweile große Wildkaninchenpopulationen und Steckmücken gelangen selbst in Hochhäuser.
An Myxomatose können neben dem Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) auch der Europäische Feldhase (Lepus europaeus) und der Iberische Hase (Lepus granatensis) erkranken (García-Bocanegra et. al., 2019).
Gibt es Risikogebiete für Myxomatose?
Tatsächlich gibt es typische Myxomatose-Risikogebiete. In Gegenden mit hohem Stechmückenaufkommen, z. B. begünstigt durch hohe Niederschlagsmengen oder geeignete Entwicklungsgewässer und hohem Wildkaninchenbestand ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.
Symptome und Verlauf einer Myxomatose
Bei der Myxomatose werden ein perakuter, akuter und chronischer Verlauf unterschieden. Beim perakuten Verlauf sterben die Tiere innerhalb weniger Stunden, ohne zuvor deutliche Symptome gezeigt zu haben.
Beim akuten Verlauf kommt es nach einer Inkubationszeit von etwa 3 bis 10 Tagen zunächst zu Bindehautentzündungen, Schwellungen und/oder Entzündungen im Kopfbereich und an den Augen („Myxombildung“) und recht unspezifischen Symptomen wie Apathie (Teilnahmslosigkeit) und Fressunlust.
Kaninchen mit beginnender Lidschwellung durch Myxomatose.
Knotenartige Pusteln vorwiegend im Kopfbereich können ebenfalls im Anfangsstadium der Myxomatoseerkrankung auftreten.
Bei Fortschreiten der Erkrankung breiten sich die Pusteln und Entzündungen bzw. die Myxome auf andere Körperregionen aus. Neben dem Kopf (Augen, Ohren, Nase, Maul) sind meist die Hinterläufe, die Genitalien, die Afterregion und der Bauch betroffen. Es können sich sowohl große Wasseransammlungen (Ödeme) als auch kleine, harte Knoten bilden. Häufig kommt es infolge der geschwächten Abwehrkräfte zu Sekundärinfektionen wie Lungenentzündungen oder lokalen Entzündungen der Haut. Die Tiere haben Probleme, zu atmen und zu fressen. Sie fressen und trinken daher weniger oder gar nicht mehr und bauen somit weiter ab. Durch die rapide Verschlechterung des Allgemeinzustands verstirbt ein Großteil der Tiere innerhalb von zwei Wochen.
Kaninchen mit stärkerer Entzündung im Augenbereich. In diesem Stadium werden die Augen fast nicht mehr geöffnet.
Starke Pustelbildung an den Ohren zeugen von einer weiter fortgeschrittenen Erkrankung.
Beim chronischen Verlauf zeigen die Kaninchen dieselben Symptome in abgeschwächter Form. Die Bildung von Pusteln und Knoten steht hier im Mittelpunkt. Einige Kaninchen erholen sich von der Erkrankung, tragen den Erreger jedoch weiterhin in sich und sind somit infektiös.
Wichtig: Die Myxomatose ist eine (relativ) wirtsspezifische Viruserkrankung. Für den Menschen und Haustiere wie Hunde, Katzen oder Meerschweinchen ist sie nicht gefährlich.
Behandlung und Prognose der Myxomatose
Bei dem kleinsten Verdacht, dass Deine Tiere unter Myxomatose leiden könnten, solltest Du umgehend einer Kaninchen-kundigen Tierarzt aufsuchen. Eine Myxomatose ist aufgrund ihrer spezifischen Symptome meist anhand einer Blickdiagnose erkennbar. Um sicherzugehen, wird Dein Tierarzt womöglich einen Hautabstrich nehmen und ins Labor schicken.
Leider steht keine ursächliche Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung. Das bedeutet, dass nur die Symptome bekämpft werden können. Eine Behandlung umfasst unterschiedliche Ansätze, die meist kombiniert werden:
- Verabreichung von Infusionen zur Stabilisierung des Kreislaufs
- orale und/oder lokale Antibiotikagabe, um Sekundärinfektionen zu verhindern
- Virostatika, also Medikamente, die gegen Viren wirken
- Schmerzmittel
- Inhalationen
- Präparate zur Stärkung des Immunsystems
Sinnvoll ist es, betroffene Tiere während der Behandlungszeit möglichst warm zu halten (Zimmer wärmen, Wärmequelle anbieten). Da die Viren auch außerhalb des Wirtes sehr lange überlebensfähig sind, müssen alle Einrichtungsgegenstände desinfiziert (Desinfektionsmittel gegen behüllte Viren) oder heiß abgekocht werden. Die Einstreu ist täglich zu erneuern. Wasche Dir bei jedem Kontakt mit den Tieren sorgfältig die Hände.
Leider ist die Prognose in den meisten Fällen schlecht und ein Großteil der Tiere überlebt die Erkrankung nicht. Bei ungeimpften Kaninchen liegt die Sterblichkeit bei bis zu 100 %. Viele Tiere müssen eingeschläfert werden, da ein Behandlungsversuch das Leiden nur in die Länge ziehen würde. Aus diesem Grund kommt der Vorbeugung mittels Impfung und Mückenschutz eine große Bedeutung zu.
Vorbeugung einer Myxomatose
Impfung gegen Myxomatose
Zu 100 Prozent lässt sich eine Ansteckung mit den tückischen Viren nicht verhindern. Es gibt jedoch wirksame Impfstoffe gegen Myxomatose. Bei einigen Tieren wird eine Infektion dadurch erfolgreich verhindert, bei anderen zumindest der Verlauf so weit abgeschwächt, dass sie keine oder mildere Symptome zeigen und eine gute Überlebenschance haben. Die Impfung muss meist alle 6 Monate aufgefrischt werden. Bitte lasse Dich zu dem geeigneten Präparat, dem Impfintervall und den Kosten von Deinem Tierarzt beraten. Grundsätzlich sollten alle Kaninchen ab einem Alter von 5 Wochen vorsorglich gegen Myxomatose geimpft werden.
Insektenschutz
Einen weiteren Schutz schaffst Du durch eine wirksame Prophylaxe gegen Stiche von Stechmücken und anderen Insekten. Hierzu eignen sich Spot-ons mit Wirkstoffen wie Permethrin und/oder Imidacloprid und Pyrethrum, mit denen die Kaninchen regelmäßig behandelt werden. Das Anbringen von Fliegennetzen an Fenstern bei der Innenhaltung oder an Käfigen bei der Außenhaltung ist ebenfalls sinnvoll. Heimkaninchen sollten keinen Kontakt zu wildlebenden Artgenossen (zum Beispiel im Garten oder durch Gitterstäbe) haben.
Hygiene
Neuzugänge sind idealerweise 2 Wochen in Quarantäne zu belassen und zu impfen, bevor sie mit anderen Kaninchen vergesellschaftet werden. Die Einhaltung von Hygienemaßnahmen (Händewachen nach Kontakt mit den Kaninchen, regelmäßige Säuberung und Desinfektion des Stalls und der Umgebung) ist ebenfalls von großer Wichtigkeit.
Fazit
Die Myxomatose ist eine heimtückische, hochansteckende und meist tödlich verlaufende Erkrankung. Insbesondere in regenreichen Jahren wie diesem, in denen es sehr große Mückenvorkommen gibt, steigt die Gefahr einer Ansteckung. Schütze Deine Tiere daher, indem Du sie rechtzeitig und regelmäßig impfen lässt und bei besonderer Exposition, zum Beispiel der Außenhaltung, zusätzlich ein Spot-on und Fliegennetze zur Verhinderung von Mückenstichen nutzt.
Literatur
First outbreak of myxomatosis in Iberian hares (Lepus granatensis): Ignacio García-Bocanegra , Leonor Camacho-Sillero , Maria A Risalde , Kevin P Dalton , Javier Caballero-Gómez , Montserrat Agüero , Irene Zorrilla , Félix Gómez-Guillamón in Transbound Emerg Dis. 2019 Nov;66(6):2204-2208.
Detection of Myxoma Virus DNA in ticks from Lagomorph species in Spain suggests their possible role as competent vector in viral transmission :García-Pereira S, González-Barrio D, Fernández-García JL, Gómez-Martín A, Habela MÁ, García-Bocanegra I, Calero-Bernal R.J Wildl Dis. 2021 Apr 1;57(2):423-428.
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