Kaninchen sind bewegungsfreudige, intelligente und lernwillige Tiere, die es lieben, aktiv zu sein, Neues zu entdecken und vor spannende Herausforderungen gestellt zu werden. Dieses Verständnis für die Bedürfnisse der kleinen Fellnasen setzt sich glücklicherweise immer mehr durch – verantwortungsvolle Kaninchenhalter sind sich bewusst, dass es für die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität ihrer Schützlinge von zentraler Bedeutung ist, ihre Sinne und Instinkte anzuregen, ihre Mobilität und Beweglichkeit zu fördern und für mentale Stimulation zu sorgen.
In unserem Artikel möchten wir Dir einige Möglichkeiten vorstellen, wie Kaninchen sinnvoll beschäftigt werden können. Selbstverständlich ist unsere Zusammenstellung dabei keinesfalls abschließend – wir hoffen jedoch, Dich damit ein wenig anzuregen und Dir aufzeigen zu können, dass die tiergerechte Beschäftigung von Kaninchen weder teuer sein muss noch viel Zeit oder Aufwand erforderlich macht. Eine Grundregel gibt es jedoch: Alle Aktivitäten und Angebote sollen Deinen Kaninchen Spaß machen und sie niemals stressen, ängstigen oder überfordern. Zudem müssen ihr Wohlergehen und ihre Sicherheit stets garantiert werden.
Wie kann man Kaninchen beschäftigen?
Frischluft schnuppern
Körperliche Bewegung an der frischen Luft ist nicht nur für uns Menschen gesund, sondern auch für unsere Fellnasen! Ein Freilauf-Gehege im Garten oder auch auf dem Balkon oder der Terrasse bietet Deinen Schützlingen die Möglichkeit, Frischluft zu schnuppern, sich nach Herzenslust auszutoben und ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Rennen, Hoppeln, Springen und Spielen, Graben, Buddeln und Entdecken – Langeweile kommt bei ausreichend Platz und abwechslungsreicher Einrichtung garantiert nicht auf! Mit Tunneln, Röhren und Häuschen, Buddelecken, kaninchen-verträglicher Bepflanzung, Knabbermaterial, verschiedenen Bodenuntergründen u.v.m. kannst Du Deine Kaninchen zur Bewegung und Erkundung animieren und dadurch für naturnahe Beschäftigung sorgen!
In einem kaninchengerecht gestalteten Freigehege wird es nie langweilig, denn es gibt immer etwas zu entdecken: Achte darauf, dass Deine Lieblinge dabei nur Zugang zu Pflanzen haben, die für sie unbedenklich und fressbar sind.
An der frischen Luft zu sein und sich dort zu bewegen, ist nicht nur für die körperliche Gesundheit und Fitness Deiner Fellnasen förderlich, sondern hält sie auch geistig auf Trab, da sie mit einer Vielzahl an Gerüchen, Geräuschen und anderen Reizen konfrontiert werden – sei es das Zwitschern der Vögel, der sausende Wind oder das frische Gras unter den Pfoten. Apropos frisches Gras: Falls Du Deinen Kaninchen nicht ohnehin frisches Grün aus dem Garten fütterst, solltest Du sie langsam daran gewöhnen (über etwa 1–2 Wochen hinweg zunächst kleine, dann größere Portionen anbieten), sodass sie keine Verdauungsbeschwerden bekommen, wenn sie im Freilauf Gras futtern. Achte außerdem darauf, dass das Freilaufgehege für Deine Schützlinge absolut sicher ist – dazu gehört es u. a., dafür zu sorgen, dass Deine Kaninchen nicht hinaus-, andere, womöglich gefährliche (Raub-)Tiere jedoch auch nicht hineingelangen können (sichere Umrandung, Schutz nach oben, Unterbuddelschutz bei weichem Untergrund usw.), dass genug Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind, immer frisches Trinkwasser bereitsteht und ausreichend Schutz vor Sonneneinstrahlung besteht! Hier findest Du mehr dazu.
Auf Futtersuche gehen
Naturgemäß dürften Kaninchen in freier Wildbahn äußerst selten einen gut gefüllten Napf vorfinden, an dessen Inhalt sie sich sattfuttern können. Stattdessen verbringen sie sehr viel Zeit damit, auf Nahrungssuche zu gehen. Dabei nehmen sie über den gesamten Tag verteilt viele kleine Portionen zu sich, wodurch eine gesunde Verdauung gewährleistet wird. Diesen Instinkt, auf Futtersuche zu gehen, haben auch unsere Hauskaninchen, und er lässt sich gezielt ansprechen und fördern. Indem Du Deine Fellnasen bewusst auf die Suche nach kulinarischen Leckereien schickst, bietest Du ihnen eine naturnahe Art des Zeitvertreibs und sorgst für Zufriedenheit! Damit ist nun keineswegs gemeint, Deine Kaninchen futtertechnisch knapp zu halten – das solltest Du im Gegenteil unbedingt vermeiden, denn eine kontinuierliche Nahrungsaufnahme ist notwendig für eine funktionierende Verdauung. Zugang zum Grundfutter sollte daher dauerhaft vorhanden sein. Du kannst jedoch – das wäre die einfachste Variante – kleine Leckereien wie Erbsenflocken an verschiedenen Stellen im Gehege oder im Freilauf „verstecken“. Bei der Auswahl der Snacks solltest Du darauf achten, dass diese nicht verderben (können), bevor Deine Kaninchen sie gefunden haben!

Wenn Du leckeres Futter etwas erhöht anbringst, müssen sich Deine Kaninchen ein wenig anstrengen, um dranzukommen. Das hält fit!
Eine weitere Möglichkeit, Deine Kaninchen für ihr Futter „arbeiten“ zu lassen und dadurch Beschäftigung und Erfolgserlebnisse zu bieten, sind sog. Futterbäume, die Du sowohl selbst bauen als auch kaufen kannst. Dabei handelt es sich um Konstruktionen, meist aus Holz, mit der Option, Leckereien wie Gemüsesticks in erhöhter Position zu befestigen. So müssen Deine Schützlinge ein kleines Workout machen, indem sie sich schnüffelnd strecken, recken und balancieren, um an ihre Belohnung zu gelangen. Weidenbälle, gefüllt mit duftendem Heu und der ein oder anderen Leckerei, bieten ebenfalls Abwechslung, erfordern Geschicklichkeit und regen die Sinne Deiner Tiere an. Durch Knabbern, Rollen und Nagen wird es ihnen schließlich gelingen, den Snack aus dem Weidenball zu „befreien“. Futterbälle, Snackrollen und andere Intelligenzspielzeuge haben denselben Zweck: Deine Kaninchen müssen durch Nachdenken und Ausprobieren herausfinden, wie sie an die Leckerei gelangen können. Je nach Variante kann es dazu zum Beispiel erforderlich sein, den Gegenstand zu rollen oder umzudrehen.
Durch solche und ähnliche Futterverstecke und belohnungsbasierte Intelligenzspielzeuge sind Deine Fellnasen sowohl körperlich als auch geistig gefordert, was für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit von zentraler Bedeutung ist. Achte immer darauf, den Schwierigkeitsgrad an die Fähigkeiten Deiner Langohren anzupassen, fange mit leichteren Varianten an und beobachte, wie sie damit zurechtkommen. Erfolgserlebnisse sind wichtig, um die Motivation aufrechtzuerhalten!
Tipp: Auch aus Alltagsgegenständen lassen sich tolle Futterverstecke und Beschäftigungsmöglichkeiten basteln, z. B. eine Snackrolle aus dem Pappkarton einer Küchenrolle: Schneide dazu einfach Löcher hinein, befülle die Röhre mit Snacks, die durch diese Löcher gerade so hindurchpassen, und schlage die Enden ein – fertig! Deine Fellnasen müssen nun ihr Köpfchen anstrengen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen, denn um an den Inhalt zu gelangen, ist es erforderlich, die Rolle über den Boden zu bewegen, bis die Snacks herauspurzeln.
Schnüffeln, Nagen und Buddeln
Schnüffelnd die Gegend zu erkunden, an Ästen und Wurzeln zu nagen, in Sand zu buddeln und tiefe, weitverzweigte Baue anzulegen, ist tief in den Genen unserer Fellnasen verankert. Ihnen entsprechende Möglichkeiten anzubieten, steigert ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität und sorgt für naturnahe Beschäftigung. Auch hier gibt es eine Vielzahl an einfach umzusetzenden Möglichkeiten.
Besonders geeignet und beliebt zum Nagen und Knabbern sind ungespritzte Obstbaumäste (frisch oder getrocknet), zum Beispiel von Apfel- oder Birnenbaum, sowie Weide oder Haselnuss. Lass Blätter und Blüten gerne dran! Du kannst sie Deinen Fellnasen einfach ins Gehege legen, noch besser aber etwas erhöht anbringen und beispielsweise in einen gelöcherten Ziegelstein stecken. Knabberhölzer und -sticks, Mini-Heuballen, Getreideähren, Löwenzahnwurzeln, Kräuterrollen und Ähnliches erweitern das Angebot für Deine Lieblinge!
Kaninchen lieben es, im Sand zu buddeln und zu wühlen, und freuen sich daher über eine entsprechende Möglichkeit wie eine große Buddelkiste.
Buddeln und Graben sind natürliche Verhaltensweisen von Kaninchen – kein Wunder also, dass sie entsprechende Angebote wie eine große Buddelkiste mit geeignetem Sand (im Handel erhältlich) liebend gerne nutzen. Im Sommer kann der Sand leicht befeuchtet werden und bietet so eine angenehme Abkühl-Möglichkeit. Für alle, die ihren Fellnasen ein ganz besonderes Erlebnis bieten möchten, haben wir hier eine DIY-Anleitung für einen Kaninchenbau!
Eine weitere Option, das Bedürfnis von Kaninchen nach Schnüffeln, Nagen und Erkunden zu erfüllen und spannende Sinnesreize zu bieten, ist sog. Naturstreu, das je nach Variante zum Beispiel aus Blättern und Zweigen, Kräutern, Holzstücken, Zapfen, Moosen und anderen natürlichen Materialien besteht. Hier können Deine Fellnasen schnüffelnd und nagend auf Entdeckungsreise gehen und sind gut und lange beschäftigt!
Clickertraining
Clickertraining ist eine effektive belohnungsbasierte Methode, um Kaninchen geistig und körperlich zu fordern und zu beschäftigen. Es basiert auf dem Prinzip der operanten Konditionierung, bei der das Kaninchen durch die Verknüpfung des Klickgeräuschs mit einer Belohnung ein gewünschtes Verhalten erlernt. Zunächst werden Deine Fellnasen darauf trainiert, das Klickgeräusch des Clickers mit einer Futterbelohnung zu verknüpfen (wähle hier etwas ganz besonders Leckeres, das Deine Kaninchen sehr lieben!). Sobald sie diese Verbindung verstanden haben, können sie durch gezieltes Klickern und Belohnen verschiedene Verhaltensweisen erlernen und ausführen. Dies kann von einfachen Kommandos wie „sitzen“ oder „hochspringen“ bis hin zu komplexeren Tricks und sogar Agility-Übungen reichen.
Clickertraining eignet sich besonders gut zur Beschäftigung von Kaninchen, da es ihre natürliche Neugierde und Lernbereitschaft anspricht. Es bietet eine unterhaltsame und herausfordernde Aktivität, die sie geistig stimuliert und gleichzeitig für eine sinnvolle Interaktion mit Dir sorgt, wodurch eure Bindung gestärkt und eure Kommunikation verbessert werden kann.
Es ist wichtig, das Training langsam anzugehen und positiv zu gestalten, um Stress zu vermeiden und eine angenehme, positive Lernumgebung zu schaffen. Druck oder gar Zwang sind stets fehl am Platz – wenn Deine Kaninchen gerade keine Lust haben, solltest Du das Training verschieben.
Knisterzeug
Knisternde und raschelnde Materialien und Gegenstände haben eine besondere Anziehungskraft auf Kaninchen. Diese Vorliebe zeigt sich zum Beispiel bei Knisterröhren, durch die sie gerne hindurchflitzen. Die Geräusche und die ungewöhnliche Beschaffenheit solcher Elemente regen ihre Neugierde an und bieten ihnen eine reizvolle Sinneserfahrung. Eine einfache Möglichkeit, sich dies zunutze zu machen und die Kaninchen zu beschäftigen, besteht darin, eine große unbedruckte Papiertüte mit duftendem Heu und vielleicht ein paar Snacks zu füllen und in das Gehege zu legen. Die Kombination aus dem knisternden Geräusch und den leckeren Überraschungen im Inneren schafft eine anregende Umgebung für Deine Kaninchen. Dies regt nicht nur ihr Interesse und ihre Aktivität an, sondern fördert auch ihr natürliches Grab- und Suchverhalten.
Tunnelsysteme, Ebenen & Rampen
Kaninchen lieben es, ihre Umgebung zu erkunden und Neues zu entdecken. Ob Tunnel und Röhren, Rampen und Brücken, Häuschen oder Unterstände – ein gut strukturiertes Gehege und ein entsprechend eingerichteter Freilauf bieten Deinen Fellnasen zahlreiche Optionen, sich zu bewegen und zu beschäftigen: So können sie nach Herzenslust mit ihren Artgenossen durch Tunnel und über Brücken flitzen, von einer erhöhten Ebene aus die Gegend überblicken sowie ihre Sprungkraft und Geschicklichkeit trainieren. Diese Beschäftigung mit ihrer Umwelt stimuliert die Sinne unserer Fellnasen und fördert natürliche Verhaltensweisen.
Ob drinnen oder draußen - Tunnel eignen sich nicht nur zum Hindurchflitzen und Verstecken, sondern werden auch gerne für ein Nickerchen genutzt.
Wichtig: Achte darauf, dass entsprechende Einrichtungsgegenstände stabil angebracht werden und rutschfest sind, um Verletzungen zu vermeiden. Darüber hinaus sollten immer mind. zwei Öffnungen bzw. Zugänge zu geschlossenen Elementen wie Häuschen vorhanden sein, sodass sich Deine Fellnasen nicht gegenseitig den Zugang verwehren können.
Fazit
Wer sich seine heimischen vier Wände mit Kaninchen teilt, der weiß: Die Fellnasen sind nicht nur äußerst bewegungsfreudig und aktiv, sondern auch ausgesprochen intelligent! Aus diesem Grund werden sich Deine Tiere über alle Möglichkeiten der Beschäftigung und des Zeitvertreibs freuen, die Du ihnen anbietest. Insbesondere ihre natürlichen Bedürfnisse nach Rennen und Flitzen, Spielen und Erkunden, Nagen und Knabbern sowie Buddeln sollten dabei berücksichtigt und mit entsprechenden Angeboten adressiert werden. Dies führt nicht nur dazu, dass den Fellnasen nicht langweilig wird, sie gesund, zufrieden und glücklich sind, sondern kann auch die Bindung zwischen Dir und Deinen Kaninchen festigen und das Zusammenleben bereichern.