Einer der schönsten und auffälligsten Aquarienfische ist der aus dem nordöstlichen Indien stammende Zwergfadenfisch (Colisa lalia oder Trichogaster lalius). Schon bei seiner Ersteinführung 1903 löste er wahre Begeisterungsstürme aus und erfreut sich seitdem einer ungebrochen großen Beliebtheit. Die auffällige Färbung zeigt sich allerdings nur beim Männchen in voller Pracht, die Weibchen zeigen sich dagegen deutlich dezenter in zumeist silbrigem Glanz.
Namensgebend sind die Fäden, die der kleine Fisch am Bauch seines länglichen Körpers trägt – diese Fäden sind ausgezogene Hartstrahlen der Bauchflossen. Die ursprüngliche Naturform des Fadenfisches zeichnet sich durch eine kräftig rötlich-orange leuchtende Grundfärbung aus, die von diagonalen Streifen von türkiser bis smaragdgrüner Farbe geziert wird. Die Bauchflosse kann dabei zur Hälfte türkis und zur anderen Hälfte orange-rötlich gefärbt sein. Inzwischen gibt es viele Zuchtlinien, bei denen die Färbung noch intensiver und facettenreicher ausgeprägt ist und so Akzente z. B. in Blau, Grün oder sogar Neonfarben gesetzt werden können.
Zwergfadenfische setzen vielfältige farbige Akzente in Deiner Unterwasserwelt.
Während die Weibchen ein wenig graziler gebaut sind, können ausgewachsene Männchen bis zu 5 cm groß werden.
Der Trichogaster lalius zählt zu den Labyrinth-Fischen, die über ganz erstaunliche Fähigkeiten verfügen, die es ihnen ermöglichen, in sehr sauerstoffarmen Gewässern zu leben und eine an der Wasseroberfläche orientierte Lebensweise zu pflegen. Denn Labyrinthfische verfügen über ein zusätzliches Organ, das sogenannte Labyrinth-Organ, das es ihnen ermöglicht, atmosphärischen Sauerstoff aufzunehmen. Wenn sie an der Wasseroberfläche Luft einatmen, geben sie kurz vor Erreichen der Wasseroberfläche die veratmete Luft ab oder sie tun das gleichzeitig mit dem Luftschnappen.
Alle wissenswerten Informationen rund um den Zwergfadenfisch, dessen Herkunft, Verhalten, Ernährung und Fortpflanzung sowie Tipps zur fischgerechten Unterbringung und Pflege verrät Dir unser Steckbrief. Dort findest Du auch die Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Herkunft
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Zwergfadenfisches liegt vermutlich in den Flussgebieten des Ganges und des Brahmaputras, wo er versteckt zwischen Pflanzen nah an der Wasseroberfläche lebt. Da der relativ kleine Zwergfadenfisch allerdings auch als beliebter und wichtiger Speisefisch gilt, wurde er über seine natürlichen Habitate hinaus verbreitet, sodass er inzwischen in ganz Nordindien und darüber hinaus zu finden ist.
Verhalten
Als Labyrinth-Fische führen Zwergfadenfische eine an der Wasseroberfläche orientierte Lebensweise und werden sich auch in Deiner Unterwasserwelt stets im oberen Bereich des Beckens aufhalten. Sie bevorzugen Gewässer mit starker Bepflanzung, die ihnen ausreichende Möglichkeiten zum Verstecken und damit einen entsprechenden Schutz bieten. Trichogaster lalius-Männchen agieren insbesondere zur Laichzeit äußerst territorial und dulden keinen männlichen Artgenossen in ihrem Revier. Bietet ein Aquarium zwei männlichen Zwergfadenfischen nicht ausreichend Platz, zwei Reviere zu bilden, wird das schwächere Tier so lange gehetzt, bis es schließlich vor Entkräftung stirbt. Laichbereite Männchen jagen auch Weibchen – sind diese nicht paarungswillig, werden sie umgehend aus dem eigenen Revier vertrieben. Sieht ein Zwergfadenfisch Dein gesamtes Aquarium als sein Revier an, musst Du daher für ausreichend Versteckmöglichkeiten sogen, damit Deine weiblichen Zwergfadenfische sich dort verstecken und von der Jagd erholen können.
Deine Unterwasserwelt sollte dicht bepflanzt sein, um Deinen Zwergfadenfischen eine optimale Umgebung zu bieten.
In freier Wildbahn leben Zwergfadenfische in ruhigen, grünen und teils verkrauteten Gewässern. Erhöhen sich im Sommer die Temperaturen, beginnt Wasser zu verdunsten, wodurch der Salzgehalt steigt und es zu einer Algenblüte kommt. Nun startet für die Zwergfadenfische die Zeit der Fortpflanzung und das Männchen beginnt, ein Nest für den zu erwartenden Nachwuchs zu bauen. Zwergfadenfische bauen beeindruckende Schaumnester, die aus mit einer speichelähnlichen Substanz umhüllten Luftblasen bestehen und mit Pflanzenteilen gefestigt werden. Unermüdlich verschluckt das Männchen dafür atmosphärische Luft und spuckt sie in Bläschen wieder aus, bis das kleine Schaumgebilde etwas über dem Wasserspiegel steht.
Erstaunlich ist dabei, dass die Phase der Fortpflanzung mit einer deutlichen Verschlechterung der umgebenden Umweltbedingungen einhergeht. Beginnt ein Zwergfadenfisch also in Deinem Aquarium ein Schaumnest zu bauen, kann dies auch ein Indiz für ein Herabsinken der Wasserqualität sein.
Fischgerechte Unterbringung und Pflege
Zwergfadenfische erweisen sich als recht genügsame Pfleglinge für Deine Unterwasserwelt, solange Du Dein Aquarium entsprechend ihren Vorlieben einrichtest. Um das zu erreichen, solltest Du darauf achten, dass der Wasserstand bei maximal 50 cm liegen sollte, da Zwergfadenfische in freier Wildbahn seichte und strömungsarme Gewässer bevorzugen und sich zumeist nah an der Oberfläche aufhalten. Dementsprechend sollte Deine Unterwasserwelt auch nur eine leichte Strömung bieten. Zwergfadenfische bevorzugen zudem gut strukturierte und dicht bepflanzte Aquarien. Neben den üblichen hochwachsenden Wasserpflanzen sollten auch einige Schwimmpflanzen wie z. B. Schwimmfarne oder Riccia fluitans vorhanden sein. Dabei solltest Du darauf achten, dass die Wasseroberfläche auch freie Stellen aufweist, die Deine Zwergfadenfische benötigen, um aufzutauchen und atmosphärischen Sauerstoff aufzunehmen. Wurzeln aus Mangroven- oder Moorkienholz strukturieren das Becken und eignen sich zum Verstecken oder Abstecken des jeweiligen Reviers. Ab einer Kantenlänge von 120 cm können auch zwei Paare oder sogar eine kleine Gruppe Zwergfadenfische in Dein Aquarium einziehen, in einem kleineren Becken mit einer Kantenlänge von 80 cm sollte hingegen nur ein Paar gehalten werden.
Zwergfadenfische sollten zumindest als Paar bei Dir einziehen, in einem größeren Aquarium können auch zwei Paare oder eine kleinere Gruppe unterkommen.
Zwergfadenfische mögen es warm, sodass in Deinem Aquarium Temperaturen zwischen 24 und 28 °C herrschen sollten, wobei kurzfristig auch höhere Temperaturen bis zu 32 °C toleriert werden, der pH-Wert sollte bei 6,5 und die Gesamthärte unter 10 °dGH liegen.
Möchtest Du Deine Zwergfadenfische in einem Gesellschaftsbecken halten, sollten die Mitbewohner eher klein und friedliebend sein, eine perfekte Ergänzung des Besatzes sind Fische, die die unteren Wasserschichten bevorzugen. Als passende Mitbewohner gelten u. a. kleinere Zwergbuntbarsche, Schmerlen und Salmler. Barben und Platy erweisen sich hingegen oft als ungeeignete Gesellschaft, da sie die Fäden Deiner Zwergfadenfische anknabbern könnten.
Ernährung
In ihren ursprünglichen Habitaten ernähren Zwergfadenfische sich bevorzugt von Insekten und Weichtieren. Im Aquarium erweisen sie sich in aller Regel als genügsame Esser, die buchstäblich alles annehmen, was in ihr Maul passt, sodass sowohl Lebendnahrung als auch Flocken- und Tablettenfutter verfüttert werden können, wobei natürlich auf einen ausreichenden Proteingehalt geachtet werden sollte.
Fortpflanzung und Zucht
Ist das Zwergfadenfisch-Männchen paarungsbereit, beginnt es mit dem Nestbau. Dieses beeindruckende Gebilde entsteht dabei aus Luftblasen, die mit einem speichelähnlichen Sekret umhüllt und zu einem Schaumnest verbunden werden. Während dieser Tätigkeit duldet das Männchen weder sein auserwähltes Weibchen noch andere Fische in seiner Nähe. Erst, wenn der Nestbau abgeschlossen ist, versucht das Männchen, das Weibchen unter sein Nest zu locken oder mit einiger Vehemenz zu treiben. Ist es in seinem Werben erfolgreich, umschlingt es seine Partnerin und dreht sie auf den Rücken. Nun geben beide zeitgleich die Eier bzw. das Spermium ab und es kommt direkt zur Befruchtung. Die Eier werden dann in das Schaumnest verbracht, hier werden die befruchteten Eier besonders geschützt, da ein in den Blasen enthaltenes Sekret einen Bakterien- und Schimmelbefall verhindert. Nachdem alle Eier im Laufe mehrerer Paarungen abgelaicht und befruchtet sind, lösen sich die beiden Tiere und das Weibchen wird umgehend vom Männchen vertrieben, das nun die alleinige Brutpflege übernimmt. Bis die Entwicklung der Jungfische abgeschlossen ist und sie freischwimmen, kümmert das Männchen sich um den Nachwuchs. Schwärmen die kleinen Fische dann endgültig aus, versucht der Vater noch einige Male, sie zusammenzuhalten, bevor er seine Brutpflege dann beendet.
Bei den Zwergfadenfischen übernimmt nach der Paarung das Männchen allein die Brutpflege.
Mit ein wenig Fingerspitzengefühl können Deine Zwergfadenfische sich auch in Deiner Unterwasserwelt vermehren, allerdings müssen einige Kriterien erfüllt sein – insbesondere, da Dein Zwergfadenfisch-Nachwuchs sehr empfindlich auf Schwankungen der Wasserqualität reagiert und Du hier vorsorgen musst. Sind Deine Fische laichbereit, erkennst Du das in der Regel daran, dass die dezenten Streifen des Weibchens sich stärker herausbilden und sein Bauch sich in der Mitte rundet. Bei einigen Männchen bildet sich unter den Kiemen ein blauer Fleck, zudem beginnt es nun, sein Weibchen zu jagen. Am praktischsten ist es, die beiden Fische in ein separates Aufzucht-Becken zu setzen, wenn beide laichbereit sind. Sobald die befruchteten Eier nach der Paarung im Schaumnest liegen, sollte das Weibchen aus dem Becken entfernt werden, da es von nun an aggressiv von dem Männchen gejagt wird, um zu verhindern, dass es zur Laichräuberin wird. Das Männchen verbleibt während der Phase der Brutpflege im Becken und wird erst zurückgesetzt, sobald die kleinen Fische frei schwimmen und der Vater seine Pflege beendet hat. Alternativ kann das Schaumnest auch aus dem Aquarium abgeschöpft und in ein separates Aufzuchtbecken ausgelagert werden, sobald der Laichvorgang abgeschlossen ist oder die Jungen geschlüpft sind. Im ersteren Fall steigen oft die Chancen, dass möglichst viele Jungfische durchkommen. Das Wasser sowie die Pflanzen sollten aus dem Ablaich-Becken entnommen werden, um eine konstante Wasserqualität zu gewährleisten und den Nachwuchs mit ausreichend Nahrung zu versorgen. Auch abgestorbene Blätter, Algen und Mulm sollten im Aufzuchtbecken verbleiben.
Fragen und Antworten zum Zwergfadenfisch
1. Wie viele Zwergfadenfische sollte man halten?
In einem Becken ab einem Volumen von 112 Litern empfiehlt sich die Haltung eines Paares oder einer kleineren Gruppe mit einem Weibchenüberschuss – so z. B. ein Männchen mit drei Weibchen. Da männliche Zwergfadenfische speziell zur Zeit der Laichbereitschaft ein deutlich territoriales Verhalten zeigen, muss das Aquarium deutlich größer sein, falls dort zwei Männchen leben sollen, und auch dann kann es, insbesondere wenn das zweite Männchen später zur Gruppe dazustößt, zu heftigen Konflikten kommen. Da laichbereite Männchen den Weibchen im Aquarium zuweilen äußerst heftig nachstellen, ist es bei einer Pärchen- oder Gruppenhaltung zudem wichtig, für ausreichend Rückzugsmöglichkeiten zu sorgen, sodass die Weibchen sich verstecken und erholen können.
2. Sind Zwergfadenfische empfindlich?
Bietet Deine Unterwasserwelt Deinen Zwergfadenfischen entsprechende Lebensbedingungen, erweisen sie sich als äußerst robust, wobei es zu bedenken gilt, dass Zwergfadenfische es sehr warm mögen, sodass die Wassertemperatur zwischen 24 und 28 °C liegen sollte – im Sommer und zur Stimulierung der Laichbereitschaft bzw. zur Zucht kann die Temperatur für einige Tage auf bis zu 32 °C erhöht werden. Zudem pflegen Fadenfische als Labyrinth-Fische eine an der Wasseroberfläche orientierte Lebensweise, sodass der Wasserstand in Deinem Aquarium eine Höhe von 50 cm nicht überschreiten sollte.
3. Kann man Zwergfadenfische allein halten?
Sollten Zwergfadenfische allein gehalten werden?
Auch wenn männliche Zwergfadenfische gerade zur Laichzeit ein sehr territoriales und aggressives Verhalten an den Tag legen, sollten sie nicht allein, sondern als Paar oder in einer kleineren Gruppe gehalten werden. Um zu heftige Konflikte zu verhindern, sollte das Becken über eine ausreichende Größe und eine entsprechende Strukturierung verfügen, sodass Männchen ihre Reviere gut abstecken und Weibchen sich verstecken können.
4. Welche Fische kann man mit Zwergfadenfischen halten?
Zwergfadenfische sollten am besten mit ruhigen und eher kleinen Fischen vergesellschaftet werden, als geeignet erweisen sich hier u. a. kleine Schwarmfische wie z. B. Neons, kleinere Schmerlen wie z. B. Streifenschmerlen oder auch unterschiedliche Gurami-Arten wie z. B. der rote Rubin-Gurami. Wichtig ist zudem natürlich, dass alle Aquarien-Bewohner dieselben Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Haltung haben und z. B. gleiche Ansprüche an Wassertemperatur und pH-Wert stellen. Als ungeeignete Mitbewohner für Zwergfadenfische erweisen sich übrigens Platys und Barben, da diese nicht nur zu aktiv sind, sondern auch an den Flossen bzw. Fäden Deiner Zwergfadenfische knabbern könnten.