Schildkröten sind faszinierende Tiere, die bereits seit sage und schreibe 220 Millionen Jahren die Erde bewohnen und mit Ausnahme der Polargebiete auf allen Kontinenten anzutreffen sind. Die wechselwarmen Reptilien verfügen über erstaunliche Eigenschaften und Fähigkeiten. So ist beispielsweise ihr Sehvermögen weitaus besser als das der Menschen – sie können teilweise sogar ultraviolettes und infrarotes Licht wahrnehmen.
Die Griechische Landschildkröte, mit wissenschaftlichem Namen Testudo hermanni, ist eine von drei im Mittelmeerraum beheimateten europäischen Landschildkrötenarten (Testudo). Die anderen beiden sind die Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) und die Breitrandschildkröte (Testudo marginata). Die tagaktiven Reptilien können bei guter Pflege ein Alter von bis zu 80 Jahren erreichen, stellen jedoch einige Ansprüche an ihre Umgebung und Haltung, die es zu erfüllen gilt, um ihnen ein schönes und hoffentlich langes Leben zu ermöglichen. In unserem Steckbrief haben wir alles Wissenswerte rund um Aussehen, Herkunft und Haltung der spannenden Urtiere für Dich zusammengestellt.
Aussehen
Griechische Landschildkröten können ausgewachsen eine Panzerlänge von 20 - 30 cm erreichen und bis zu 3 kg schwer werden, wobei die Weibchen etwas kräftiger sind als die Männchen. Ihr mäßig hoch gewölbter Rückenpanzer (Carapax) endet in einem (meist) geteilten Schwanzschild und verbreitert sich nach hinten etwas. Typisch ist der am Schwanzende befindliche Hornnagel.
Die Grundfärbung des Rückenpanzers changiert von Gelb bis Oliv; Form und Größe der markanten schwarzen Flecken und Bänder sind ganz individuell sowie unterartbedingt, was jeder Schildkröte ein einzigartiges und unverwechselbares Erscheinungsbild verleiht. Typischerweise sind die farblichen Kontraste im Jugendalter stärker und nehmen im Laufe des Lebens ab bzw. verblassen etwas.
Kopf und Gliedmaßen sind von gelblicher bis graubrauner Farbe und von kleinen Schuppen überzogen. An den Vorderbeinen hat die Griechische Landschildkröte fünf Krallen – bei einigen lokalen Populationen auch nur vier – und an den Hinterbeinen immer vier.
Das Geschlecht ausgewachsener Griechischer Landschildkröten kann anhand des Bauchpanzers, des Schwanzes sowie Hornnagels bestimmt werden. Bei Männchen ist der Schwanz deutlich länger, die Schwanzwurzel dicker und der Hornnagel größer als bei Weibchen. Der bei beiden Geschlechtern starre Bauchpanzer (Plastron) weist bei männlichen Vertretern der Art eine leichte Wölbung nach innen auf, während er bei Weibchen gerade ist. Diese Geschlechtsmerkmale bilden sich erst nach etwa vier bis sechs Jahren aus, was bedeutet, dass das Geschlecht von frisch geschlüpften Griechischen Landschildkröten nicht anhand der äußeren Merkmale bestimmt werden kann.
Die beiden Unterarten Testudo hermanni hermanni und Testudo hermanni boettgeri sehen sich zwar sehr ähnlich, können aber mit etwas Erfahrung leicht unterschieden werden. Bei Testudo hermanni hermanni ist der Rückenpanzer stärker nach oben gewölbt und weist eine intensivere gelbliche Grundfärbung sowie stärker kontrastierte und größere schwarze Zeichnungen auf. Auf dem Bauchpanzer befinden sich zwei durchgehende schwarze Bänder, während es bei Testudo hermanni boettgeri blasser gefärbte Flecken sind, die meist nicht ineinander übergehen.
Ursprüngliche Verbreitung und Lebensweise
Griechische Landschildkröten sind tagaktive Reptilien, die in weiten Teilen des europäischen Mittelmeerraums beheimatet sind. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Spanien (Katalonien) und Südfrankreich über Italien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kosovo, Nordmazedonien, Albanien und Griechenland bis nach Bulgarien, Rumänien und den europäischen Teil der Türkei inklusive zahlreicher Mittelmeerinseln. Dort bewohnen sie lichte Wälder, Dünenlandschaften, nach Süden ausgerichtete Berghänge, Strauch- und Heidelandschaften, aber auch Übergangsgebiete zu landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Sie bevorzugen somit vollsonnige und trockene Areale mit Rückzugsmöglichkeiten in Form von Büschen, Sträuchern und Steinen. Auf der Suche nach Futter bewegen sich die Tiere in großen Revieren von bis zu 2 Hektar.
Als wechselwarme (poikilotherme) Reptilien können Schildkröten ihre Körpertemperatur nicht von selbst auf einem gleichmäßigen Niveau halten. Je nach Bedürfnis wechseln sie somit zwischen kühlen und warmen Plätzen, nehmen also beispielsweise ausgiebige Sonnenbäder oder ziehen sich unter schattige Büsche zurück. Dieser Mechanismus ist von zentraler Bedeutung für ihren Stoffwechsel und ihr Immunsystem und somit überlebenswichtig für die Reptilien. Um die überwiegend vegetarische, faserreiche Kost zu verdauen, brauchen sie beispielsweise eine Körpertemperatur von etwa 25 bis 30 Grad; um diese zu erreichen, ist ein ausgiebiges Sonnenbad erforderlich.
Griechische Landschildkröten stammen aus eher trockenen, warmen Gebieten, wo sie viele Versteckmöglichkeiten sowie freie Flächen zum Sonnenbaden vorfinden.
In ihren ursprünglichen Habitaten sind Griechische Landschildkröten je nach klimatischen Bedingungen etwa zwischen März und November aktiv, während sie in der kalten Jahreszeit Winterruhe halten, die sie gern in einem geschützten, selbstgegrabenen Erdloch verbringen. In dieser Zeit sind Körpertemperatur, Atmung und Herzfrequenz auf ein Minimum reduziert. Erst, wenn die Temperaturen im Frühjahr wieder merklich ansteigen, erwachen die Reptilien aus ihrem tiefen Schlummer.
Griechische Landschildkröten haben ihre Umgebung stets im Blick: Bewegungen können sie durch die Erschütterung des Bodens frühzeitig wahrnehmen, und sowohl ihr Sehvermögen als auch ihr Geruchssinn sind sehr gut ausgebildet. Durch ihre feine Spürnase können sie Nahrung wie auch Geschlechtspartner zielsicher lokalisieren. Einige Zeit nach der Winterruhe beginnt für Griechische Landschildkröten ihre wichtigste Aufgabe, und die heißt: Arterhaltung. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier – in der Regel sind es 4 bis 10 – in einem eigens dafür ausgehobenen Erdloch ab, wo die Jungtiere nach etwa 100 Tagen schlüpfen und vom ersten Tag an auf sich allein gestellt sind.
Griechische Landschildkröten sind Herbivoren und ernähren sich hauptsächlich von Kräutern und Grünpflanzen. Sie können bis zu 80 Jahre alt werden, was bei der Entscheidung, eine kleine Testudo hermanni bei sich aufzunehmen, unbedingt berücksichtigt werden muss.
Schutz und Gefährdung
Das sogenannte Washingtoner Artenschutzabkommen (auch CITES genannt) regelt auf internationaler Ebene den Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Die Griechische Landschildkröte ist in Anhang II gelistet, der Arten umfasst, die potenziell vom Aussterben bedroht sind. In der EU-Artenschutzverordnung ist Testudo hermanni in Anhang A vertreten, was dem höchsten Schutzstatus entspricht.
Dieser hohe Schutzstatus nach den genannten Abkommen hat Implikationen sowohl für den Handel (z. B. vollständiges Handelsverbot für aus der Natur entnommene Tiere) als auch für die private Haltung (z. B. Meldepflicht). Aus diesem Grund ist in Deutschland und Österreich nur der Handel mit Nachzuchten erlaubt, der keine negativen Auswirkungen auf den in freier Wildbahn lebenden Schildkröten-Bestand hat. Für Halter besteht eine Meldepflicht bei der zuständigen Behörde, was bedeutet, dass Du jeden Erwerb einer Griechischen Landschildkröte und sämtliche Standortwechsel oder Änderungen im Bestand unverzüglich schriftlich mitteilen musst. Für jede Schildkröte muss eine Art „Fotonachweis“ bzw. Dokumentation mit Bildern von Bauch- und Rückenpanzer vorliegen. Diese Fotos müssen in festgelegten Zeitabständen aktualisiert werden. Außerdem ist ein Herkunftsnachweis erforderlich. Verstoße gegen diese Bestimmungen werden streng geahndet.
Diese Maßnahmen wurden erforderlich, nachdem der Bestand der Griechischen Landschildkröten in ihren ursprünglichen Habitaten massiv zurückgegangen war, insbesondere Mitte des letzten Jahrhunderts. Ein wesentlicher Grund dafür ist die nach wie vor stattfindende Zerstörung natürlicher Lebensräume durch den Menschen, etwa durch Baumaßnahmen, den Einsatz schwerer Maschinen, die Verwendung von Herbiziden, Brandrodung oder Überweidung durch Nutztiere. Auch die Beliebtheit als Haustier hat zu einer Bedrohung der Bestände geführt, da die früher übliche Entnahme aus der Natur erst durch das Washingtoner Artenschutzabkommen und die EU-Artenschutzverordnung verboten wurde. Seither sind alle im Handel erhältlichen Griechischen Landschildkröten Nachzuchten, durch die die natürlichen Bestände in keiner Weise mehr beeinflusst werden.
Haltung von Griechischen Landschildkröten
Unterbringung
Für die tiergerechte Haltung von Griechischen Landschildkröten ist ein großzügiges, gut strukturiertes Freigehege im Garten, das ihnen genug Platz zum Herumstreifen sowie ausreichend Versteck- und Schutzmöglichkeiten bietet, eine grundlegende Voraussetzung. Laut Tierärztlicher Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) gilt als Faustregel, dass das Gehege mindestens 25-mal so lang und 10-mal so breit sein sollte wie die Panzerlänge des darin wohnenden Tieres. Das bedeutet, dass eine 20 cm große Schildkröte eine Fläche von mindestens 10 Quadratmetern benötigt. Soll noch eine weitere einziehen, müssten nochmals 10 Quadratmeter hinzukommen usw. Doch selbstverständlich freuen sich Deine Tiere über noch mehr und generell möglichst viel Platz, denn sie lieben es, in ihrem Revier umherzustreifen.
Eine Ausnahme gilt für sehr junge und entsprechend kleine Schildkröten; hier sollte das Gehege nicht sofort komplett zur Verfügung gestellt werden, sondern zunächst ein kleinerer Bereich, um zu verhindern, dass die zu Beginn nur wenige Zentimeter großen Reptilien nicht im weitläufigen Gelände „verlorengehen“. Die zur Verfügung stehende Fläche kann dann nach und nach vergrößert werden, bis die Endgröße erreicht ist.
Innerhalb des Freigeheges sollten Deine Tiere jederzeit Zugang zu einem Frühbeet oder einem Gewächshaus inkl. beheizbarem Schutzhaus haben, in das sie sich bei schlechtem Wetter bzw. kühleren Temperaturen zurückziehen können.
Gehegestandort und -einrichtung
Der Gehegestandort sollte vollsonnig und nach Süden ausgerichtet sein, denn Deine Tiere benötigen viel Sonnenlicht, um gesund zu bleiben. So führt beispielsweise ein Mangel an Sonneneinstrahlung bzw. UV-Licht zu einem Vitamin-D3-Mangel, was wiederum zur Folge hat, dass Kalzium nicht ausreichend absorbiert wird. Bei Jungtieren können dadurch erhebliche Knochenwachstumsstörungen und Deformationen ausgelöst werden, während bei adulten Tieren eine Knochen- und Panzererweichung, Stoffwechselstörungen und Legenot drohen.
Neben freien Flächen zum ausgiebigen Sonnenbaden sollten außerdem Stauden und Büsche vorhanden sein, in deren Schatten sich die Tiere bei Hitze oder zum Schlafen zurückziehen können. Auch eine flache Wasserschüssel zum Baden und Trinken sollte vorhanden sein.
Kleine Büsche und Sonne pur - so liebt es die Griechische Landschildkröte.
Um ein Entkommen Deiner Tiere zu verhindern, sollte das Gehege mit einer etwa 40 cm hohen Umrandung gesichert werden, die zudem etwa 20 cm in den Boden eingelassen wird. Ein Netz über dem Gehege schützt vor Fressfeinden wie Vögeln, Mardern, Füchsen und Hunden, die insbesondere für Jungtiere eine große Gefahr darstellen können.
Idealerweise gestaltest Du eine vielseitige und abwechslungsreiche Landschaft aus kleinen Hügeln, Steinen, Pflanzen, halben Tontöpfen, großen und kleinen Ästen, Wurzeln, Laub und Schotter. An einigen Stellen sollte erdiges, feuchtes Bodensubstrat vorhanden sein, das es Deinen Landschildkröten ermöglicht, sich einzubuddeln. Dies ist insbesondere für Jungtiere wichtig, um gesund heranzuwachsen. Auch im Frühbeet sollte der Boden aus Erde bestehen. Um zu verhindern, dass Deine Schildkröten während des Fressens Bodensubstrat aufnehmen, kannst Du das Futter einfach auf einer Steinplatte oder in einer flachen Schale anbieten. Denke auch im Frühbeet an eine flache Wasserschale und Versteckmöglichkeiten.
Ein abwechslungsreiches Gehege mit Büschen, Stauden und Sonnenplätzen sowie ausreichend Versteckmöglichkeiten - hier in Form einer Steinhöhle - ist das perfekte Zuhause für Griechische Landschildkröten.
Tipp: Ein automatischer Frühbeetöffner kann im Sommer eine große Hilfe darstellen, indem er das Frühbeet ab einer bestimmten Temperatur selbstständig öffnet und somit eine Überhitzung verhindern kann. Trotzdem solltest Du in jedem Fall täglich nach Deinen Schildkröten schauen und dabei auch die Temperatur im Frühbeet oder Gewächshaus prüfen.
Um sich ihren Bedürfnissen entsprechend zu bewegen, auf Futtersuche zu gehen oder sich unter einem kühlen Busch zu verstecken, sollten Deine Schildkröten stets die Möglichkeit haben, selbstständig zwischen Frühbeet und Außengehege zu wechseln. Zugleich sollte jedoch auch ein sicheres Verschließen möglich sein, um beispielsweise zu verhindern, dass sich Deine Tiere zur Winterruhe im weitläufigen Außengehege einbuddeln und dann nicht mehr gefunden werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Zugang zum Freigehege zu verschließen, sobald sich Deine Schildkröten im Herbst auf die Winterruhe vorbereiten, indem sie sich deutlich weniger bewegen und weniger fressen.
Schildkröten buddeln sich gerne etwas ein. Wenn ihre Höhle mit weichem Substrat gefüllt ist, lässt es sich umso gemütlicher entspannen!
Innenhaltung nur in Ausnahmefällen
Von der dauerhaften Innenhaltung in einem Terrarium ist aufgrund des Fehlens von natürlichem Sonnenlicht und wegen Platzmangels strikt abzuraten. Auch die Haltung auf dem Balkon ist als kritisch zu betrachten: Bei sonnigen, nach Süden ausgerichteten Balkonen besteht die Gefahr einer Überhitzung, bei zügigen Standorten dagegen das Risiko einer Erkältung. Auch eine angemessene Landschaft für die Schildkröten kann auf einem Balkon kaum umgesetzt werden.
Eine tiergerechte Haltung von Griechischen Landschildkröten ist somit nur in einem großzügig dimensionierten und gut strukturierten Freigehege mit Frühbeet/Gewächshaus möglich.
Nur bei sehr jungen Tieren und/oder zu Zwecken einer Quarantäne bzw. bei Krankheit kann eine zeitlich begrenzte Terrariumhaltung sinnvoll sein. Das Terrarium sollte dazu ausreichend dimensioniert sein (z. B. für eine 6 cm große Schildkröte 120 x 60 x 80 cm (Mindestmaß)). Bei Glasterrarien sollten die Vorder- und die Rückseite sowie die Seitenwände abgeklebt bzw. abgedeckt werden, sodass die Tiere die Abgrenzung wahrnehmen können. Von entscheidender Bedeutung ist eine ausreichende Versorgung mit Licht und Wärme, was durch UVA- und UVB- sowie Wärmelampen erreicht werden kann. Die Haltung im Terrarium sollte so kurz wie möglich ausfallen, auch Jungtiere sind somit alsbald in ein Freilandgehege umzusetzen. Hier ist es empfehlenswert, die Größe zunächst zu beschränken, da es sonst sehr schwierig sein kann, die kleinen Tiere zu finden.
Winterruhe
Die Einhaltung einer strengen Winterruhe ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit von Schildkröten. Eine gleichbleibende Überwinterungstemperatur von 4 – 6 Grad ist dabei entscheidend, um gesundheitliche Schäden oder gar ein Versterben der Tiere zu verhindern. Bei Temperaturen über 8 Grad kann es aufgrund der fehlenden Ausscheidungen zu Vergiftungserscheinungen kommen, während die Tiere bei Temperaturen unter 2 Grad erfrieren können oder Frostschäden an ihrem Panzer davontragen.
Die beste Kontrolle über die Umgebungstemperaturen und -bedingungen hat man, wenn man die Schildkröten in einer mit angefeuchtetem Substrat ausgekleideten Box in einem separaten Kühlschrank bei 4 – 6 Grad überwintern lässt und sie im Frühjahr in eine Höhle im Frühbeet umsetzt, wo sie dann von selbst aus ihrem Winterschlaf erwachen. Doch auch die Überwinterung direkt in einer solchen Höhle ist möglich, sofern die Temperaturen konstant bei 4 – 6 Grad liegen und kein Bodenfrost besteht. Sobald der Boden zu gefrieren droht, müssen die Tiere in eine Überwinterungsbox mit angefeuchtetem Substrat (z. B. Gemisch aus Erde, Rindenmulch, Laub) umgesetzt werden. Achte in jedem Fall auch darauf, dass die Höhle und die Winterruhe-Kiste nicht von Nagern erreichbar sind.
Vor und nach dem Winterschlaf solltest Du Deine Schildkröten wiegen. Der Gewichtsverlust sollte dabei nicht mehr als 5 % betragen. Darüber hinaus musst Du täglich die Temperatur und den Gesundheitszustand (z. B. Rötungen am Bauchpanzer) Deiner Lieblinge kontrollieren.
Eine Winterruhe ist für die Tiere sehr wichtig, um gesund zu bleiben und sich wohlzufühlen, und muss ihnen daher unbedingt ermöglicht werden. Je nach Alter der Tiere kann die Dauer der Winterruhe variieren. Jungtiere im 1. Lebensjahr halten etwa 4 – 6 Wochen Winterruhe, im zweiten Lebensjahr dann 6 – 8 Wochen usw., bis die maximale Länge von etwa 3 Monaten erreicht ist. Alle gesunden Tiere sollten eine Winterruhe einlegen. Nur wenn sie sehr geschwächt oder krank sind, kann es notwendig sein, diese ausfallen zu lassen. Dazu sollte aber stets Rücksprache mit dem Tierarzt gehalten werden.
Ernährung
Griechische Landschildkröten werden mit vegetarischer, faserreicher Kost ernährt, dazu zählen insbesondere frische Wildpflanzen, Wildkräuter und Pflanzenblätter wie beispielsweise Löwenzahn, Klee, Spitz- und Breitwegerich, Brennnessel, Luzerne, verschiedene Disteln usw. Zum Herbst hin ist es sinnvoll, auf etwas welkere, trockene Pflanzen zu setzen, um den Tieren die Vorbereitung auf die wichtige Winterruhe zu erleichtern. Du kannst Deine Tiere entweder täglich selbst füttern oder das Freigehege so bepflanzen, dass sie sich selbst ihr Futter suchen können. Obwohl Schildkröten den Großteil ihres Flüssigkeitsbedarfs über ihre Nahrung decken, sollte ihnen stets frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen.
Griechische Landschildkröten sollten mit frischen Wildkräutern und -pflanzen ernährt werden. Ideal ist es, wenn sie im Garten selbst auf Futtersuche gehen können.
Darüber hinaus ist auf eine ausreichende Kalzium-Versorgung zu achten, um ein gesundes Panzerwachstum zu gewährleisten und der Bildung von „Höckern“ vorzubeugen. Hierzu kannst Du zerstoßene Eierschalen, Sepiaschalen, Muschelgrit oder eine handelsübliche Mineralstoffmischung für Reptilien über das Futter streuen. Insbesondere bei Jungtieren ist eine ausreichende Versorgung mit Kalzium sowie Vitamin D3 von zentraler Bedeutung.
Da Obst und Gemüse je nach Sorte zu gesundheitlichen Problemen wie Durchfall führen können, sollten diese nicht auf dem Speiseplan stehen. Als optimale Beikost können getrocknetes Kräuterheu und eingeweichte Heucobs gegeben werden.
Pflege & Gesundheit
Wenngleich Deine Tiere in einem optimal eingerichteten Außengehege weitgehend autark leben können — jedenfalls während des Sommers –, solltest Du ihren Gesundheitszustand täglich kurz überprüfen und zudem sicherstellen, dass es im Frühbeet nicht zu heiß wird. Ab 40 Grad herrscht Lebensgefahr für Deine Lieblinge! Wasserschüsseln zum Baden und Trinken sollten täglich gereinigt und neu befüllt werden. Auch Kot sowie Futterreste sind möglichst täglich zu entfernen.
Es ist gar nicht so einfach, den Gesundheitszustand der gepanzerten Tiere zu erkennen, insbesondere, da sie Schmerzen und Unwohlsein – ja sogar offene Wunden – lange klaglos ertragen. Behalte Deine Lieblinge daher immer gut im Blick und achte insbesondere darauf, dass sie beim Gehen den Panzer deutlich vom Boden abheben, kein Bein nachziehen, die Augen stets geöffnet und klar sind sowie kein Ausfluss aus Nase, Mund, Augen und Analbereich erkennbar ist. Der Panzer sollte altersentsprechend hart sein und die Extremitäten keine Fehlstellungen aufweisen. Kontrolliere möglichst täglich den Gesundheitszustand Deiner Lieblinge und kontaktiere bei Auffälligkeiten frühzeitig einen Tierarzt. Um gesundheitliche Probleme rechtzeitig zu erkennen und eine Behandlung einzuleiten, empfehlen sich regelmäßige Check-ups bei einem reptilienkundigen Tierarzt inkl. der Abgabe von Kotproben. Auch vor der geplanten Winterruhe ist ein Tierarztbesuch sinnvoll.
Allein oder in der Gruppe?
Generell gelten Griechische Landschildkröten als Einzelgänger, die bevorzugt alleine gehalten werden. Auch die Haltung von mehreren Weibchen ist jedoch in der Regel unproblematisch. Männliche Testudo hermanni dagegen sind sehr territorial und können die Weibchen sexuell sehr aggressiv angehen, weshalb bei einer gemischtgeschlechtlichen Gruppe darauf geachtet werden sollte, dass auf jedes Männchen mindestens 3 Weibchen kommen. Außerdem sollte dabei wirklich viel Platz vorhanden sein und die Weibchen müssen regelmäßig auf Deckverletzungen überprüft werden. Wie bei der Haltung generell gilt bei mehreren Tieren ganz besonders, dass ausreichend Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten vorhanden sein müssen. Außerdem sollte stets die Möglichkeit bestehen, die Tiere (auch dauerhaft) zu trennen, sollten sie sich wirklich nicht leiden können, denn Disharmonie in der Gruppe ist für die Tiere mit dauerhaftem Stress und Unwohlsein verbunden.
Bedenke außerdem, dass bei gemischtgeschlechtlichen Gruppen pro adultem Weibchen mit durchaus 2 – 3 Eiablagen jährlich und entsprechend viel Nachwuchs gerechnet werden muss. Auch alleine gehaltene Weibchen legen Eier, die dann jedoch nicht befruchtet sind. Zur Eiablage benötigen Deine Tiere unbedingt einen warmen, sonnigen Platz mit lockerem Bodensubstrat, sodass sie eine Kuhle buddeln können, um dort ihre Eier abzulegen. Haben Deine Schildkröten keinen geeigneten Ort, kann sich eine lebensgefährliche Legenot entwickeln.
Auf die Vergesellschaftung mit anderen europäischen Landschildkrötenarten sollte verzichtet werden, da es dadurch zu ungewollten Kreuzungen sowie der Weitergabe von Keimen kommen kann.
Wichtig: Nachzuchten unterliegen einer behördlichen Meldepflicht!
Fragen & Antworten
Wie alt werden Griechische Landschildkröten?
Was mögen Schildkröten gar nicht?
Sollte man Griechische Landschildkröten alleine halten?
Tatsächlich wird bei Griechischen Landschildkröten eine Einzelhaltung empfohlen, da adulte Tiere auch in freier Natur als Einzelgänger unterwegs sind. Allerdings ist auch die Haltung von Weibchengruppen in der Regel problemlos möglich, sofern das Gehege groß genug ist und ausreichend Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind. Bei der Haltung von gemischtgeschlechtlichen Gruppen ist aufgrund des territorialen und teilweise sexuell aggressiven Verhaltens der Männchen darauf zu achten, dass auf jedes Männchen mindestens 3 Weibchen kommen. Die Möglichkeit zu einer (dauerhaften) Trennung sollte bei der Gruppenhaltung immer vorhanden sein.
Fazit
Gemütlich im Liegestuhl sitzen und eine Schildkröte dabei beobachten, wie sie gemächlich durch den Garten streift und genüsslich ein ausgiebiges Sonnenbad nimmt – dieser kleine Wunschtraum kann wahrwerden, wenn Du ausreichend Platz im Garten für die spannenden Urtiere hast und bereit bist, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen, das gut und gerne 80 Jahre alt werden kann. Ein Plan B, sollte man sich selbst nicht mehr um das Tier kümmern können, sollte schon allein wegen der beachtlichen Lebenszeit der Reptilien in jedem Fall vorhanden sein. Ansonsten braucht eine Griechische Landschildkröte insbesondere ein großes Freigehege an einem vollsonnigen, nach Süden ausgerichteten Standort mit Frühbeet und Schutzhaus sowie ausreichend Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten, um sich wohlzufühlen und gesund zu bleiben.