Voliere für Nymphensittiche einrichten
Nymphensittiche sind intelligente, aktive und flugfreudige Vögel, die viel Beschäftigung und Anregung brauchen, um sich rundum wohlzufühlen. Eine tiergerechte Umgebung gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Schutz, bietet verschiedenartige und immer wieder wechselnde Beschäftigungs- und Nagemöglichkeiten sowie genug Platz zum Fliegen, Bewegen und Erkunden. Zur Umsetzung dieser Anforderungen gibt es unterschiedliche Optionen – unter anderem die Innenhaltung in einer geräumigen Voliere mit der Möglichkeit zum täglichen oder (noch besser) dauerhaften Freiflug. Doch wie groß sollte eine Voliere für Nymphensittiche sein? Wie sollte sie eingerichtet werden, um den Piepmätzen alles zu bieten, was sie brauchen? Und welche Möglichkeiten der Beschäftigung gibt es? All das erfährst Du in unserem Artikel! 

Voliere für Nymphensittiche: Größe & Standort 

Das Erste, worauf es bei der Auswahl einer Voliere für Nymphensittiche zu achten gilt, ist ihre Größe. Nymphensittiche sind aktive, bewegungsfreudige Tiere, die unbedingt ausreichend Platz benötigen, um sich wohlzufühlen und gesund zu bleiben. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) nennt als Mindestmaß für ein bis drei Paare, also zwei bis sechs Nymphensittiche, eine Grundfläche von 200 x 60 cm und eine Höhe von 150 cm. Diese Maße dürfen nicht unterschritten werden und setzen voraus, dass die Vögel täglich die Möglichkeit erhalten, mindestens ein bis zwei Stunden frei zu fliegen – idealerweise sollten sie dauerhaft die Gelegenheit dazu haben, indem die Volierentüre stets offenbleibt und sie sich frei in einem vogelsicheren Zimmer bewegen können. 

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Nymphensittiche sind äußerst soziale Tiere, die unbedingt engen Anschluss an Artgenossen brauchen, um nicht zu verkümmern, und daher nicht alleine gehalten werden dürfen. 

Aus Tierschutzgründen unbedingt zu vermeiden sind Rundkäfige (diese schränken die Bewegungsfreiheit der Tiere ein), weiße Gitterstäbe (diese führen zu einem Flimmereffekt, was die Umgebungswahrnehmung für die Sittiche verunmöglicht) sowie kunststoffüberzogene oder lackierte Gitter (Gefahr des Anknabberns und somit der Aufnahme potenziell gesundheitsschädlicher Stoffe). Um Deinen kleinen Papageien das Klettern an den Stäben zu ermöglichen, müssen diese quer verlaufen. 

Die Voliere sollte in einem Zimmer platziert werden, in dem nicht geraucht wird, und einen hellen, ruhigen Standort ohne Zugluft, plötzliche Temperaturschwankungen und kalte Nässe erhalten. Idealerweise steht die Voliere nicht komplett frei, sondern zum Beispiel an einer Wand oder in einer Ecke, sodass sich die Vögel nicht durch eine Rundum-Einsicht in ihr Zuhause gestresst oder verängstigt fühlen. Dies ist insbesondere bei neu eingezogenen Nymphensittichen sehr wichtig, um ihnen die Eingewöhnungszeit zu erleichtern und ihnen das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. 

Sowohl im Sommer als auch im Winter sollten die Raumtemperatur und die Luftfeuchtigkeit gut im Blick behalten werden. Am wohlsten fühlen sich Nymphensittiche bei Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad und bei einer Luftfeuchtigkeit von nicht weniger als 50 %. Im Winter stellt das Temperaturmanagement in der Regel kein Problem dar, da im Bedarfsfall einfach geheizt werden kann. Allerdings birgt trockene Heizungsluft ein gesundheitliches Risiko für die Vögel und kann z. B. durch die Austrocknung der Atemwege die Entstehung einer Aspergillose begünstigen, wenngleich Nymphensittiche im Gegensatz zu südamerikanischen Sittichen und Papageien nicht so anfällig für die Schimmelpilzerkrankung sind. Daher ist im Winter vor allem eine zu geringe Luftfeuchtigkeit ein gesundheitsrelevanter Faktor. Hier haben wir für Dich zusammengefasst, was es diesbezüglich zu beachten gilt. Im Sommer wiederum ist es genau umgekehrt: Die Luftfeuchtigkeit ist in der Regel hoch genug, die Temperaturen liegen allerdings nicht selten über dem von Nymphensittichen präferierten Wohlfühlbereich. Wird es zu heiß, besteht die Gefahr eines Hitzschlags. Hier findest Du daher Tipps zur Abkühlung von Vögeln im Sommer. 

Ein weiterer Aspekt, den es zu beachten gilt, ist die Beleuchtung der Voliere. Nymphensittiche benötigen etwa 8 bis max. 12 Stunden Helligkeit pro Tag und einen möglichst gleichbleibenden Hell-Dunkel-Wechsel, wobei entsprechende Dämmerungsphasen gewährleistet werden sollten. Bei legeaktiven Vögeln sollten 8 Stunden Helligkeit nicht überschritten werden, da sie sonst zu Dauerlegern werden.

Um für optimale Lichtverhältnisse zu sorgen, nutzt Du am besten eine verlässliche Volierenlampe aus dem Handel, die Deine Vögel auch zeitweise mit UVA-Anteilen (ca. 2 – 3 Stunden um die Mittagszeit, kontrolliert durch eine Zeitschaltuhr) versorgt, die sie nicht nur für ihr Seh- und Erkennungsvermögen, sondern auch für zahlreiche Stoffwechselvorgänge (Versorgung mit Vitamin D3) benötigen. Bei der Verwendung von Leuchtstoffröhren muss ein Vorschaltgerät angebracht werden, das deren Flackern verhindert. Anders als wir Menschen können Nymphensittiche dieses nämlich wahrnehmen und werden dadurch enorm irritiert. Die Lampe sollte etwa alle 6 Monate ausgetauscht werden, um sicherzustellen, dass sie genug UV-Licht emittiert. 

Steht die Voliere in einem von Menschen genutzten Raum, so kann es erforderlich sein, diese am Abend abzudunkeln, um den Vögeln die benötigte Nachtruhe zu ermöglichen. Bei vollständiger Dunkelheit muss ein Orientierungslicht verbleiben. 

Voliere für Nymphensittiche einrichten 

Bodenbelag/Einstreu 

Der Boden der Voliere sollte großzügig mit einer Nymphensittich-tauglichen Einstreu bedeckt werden. Geeignet sind zum Beispiel staubarme und saugfähige Naturmaterialien wie Hanf, Leinen oder Holzspäne. Idealerweise verfügt Deine Voliere über eine herausziehbare „Schublade“, in die die Einstreu eingefüllt wird – so ist das Wechseln verschmutzter Streu schnell erledigt und auch die Reinigung gelingt deutlich einfacher und ohne die Vögel unnötig zu stören. 

Ist die Voliere aufgebaut und die Einstreu eingebracht, geht es an die Inneneinrichtung. Der Maßstab sollten hier immer die Bedürfnisse der Bewohner sein – das Ziel ist es also, ein Umfeld zu gestalten, das viel Abwechslung und Beschäftigung verspricht, um die natürlichen Bedürfnisse Deiner Nymphensittiche zu erfüllen und ihnen möglichst optimale Voraussetzungen zu bieten. 

Sitz-, Schlaf- und Landemöglichkeiten

In der Voliere sollten Deinen Vögeln ausreichend Stangen zum Sitzen, Schlafen und Landen zur Verfügung stehen, auf denen sie auch gemeinsam und nebeneinandersitzend Platz finden. Achte darauf, dass diese unterschiedliche Durchmesser aufweisen, an verschiedenen Höhen angebracht werden, an einer Seite frei schwingen und so platziert sind, dass genug freier Flugraum übrigbleibt. Das Anbringen auf verschiedenen Höhen und möglichst nicht zu weit in den Flugraum hineinreichend erklärt sich damit, dass Deine Tiere dazu angeregt werden sollen und auch die Möglichkeit haben, die gesamte Fläche der Voliere zu nutzen. Unterschiedliche Durchmesser sind deshalb wichtig, um zu verhindern, dass Deine Schützlinge auf die immer gleiche Weise mit ihren Zehen greifen und sich festhalten, wodurch die Sohlenballen stark beansprucht werden und die Gefahr von schmerzhaften Geschwüren entsteht. Das freie Schwingen soll die Landung auf einem Ast simulieren, der ebenfalls nachgibt, was die Gelenke Deiner Piepmätze schont. Und natürlich sollten sie – zumindest teilweise – lang genug sein, sodass sich Deine Vögel auch gemeinsam darauf ausruhen, sich gegenseitig putzen und eng aneinandergerückt schlafen können. Komplettieren kannst Du diese obligatorische Grundausstattung an Sitz-, Schlaf- und Landemöglichkeiten durch Vogelschaukeln oder stabile Äste (z. B. Kaffeehölzer, Kork). 

Wichtig: Achte bei den Sitzstangen und allen anderen Einrichtungsgegenständen auf für Deine Schützlinge unbedenkliche Materialien und berücksichtige dabei ihren starken Nagetrieb und die große Kraft, mit der sie diverse Gegenstände zernagen können. Sitzstangen aus Kunststoff, die darüber hinaus oftmals über Längsrillen verfügen, sind für Nymphensittiche ungeeignet – sie könnten Teile davon verschlucken und die Rillen beanspruchen die Sohlenballen, beides ist der Gesundheit Deiner Nymphensittiche nicht zuträglich. 

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Um zu verhindern, dass die Füße und insbesondere die Sohlenballen zu einseitig belastet werden, sollten die Sitzstangen über unterschiedliche Durchmesser verfügen. 

Näpfe für Futter, Wasser & Grit

Um das leibliche Wohl Deiner Piepmätze jederzeit zu gewährleisten, empfehlen wir separate Näpfe für Körnerfutter, Frischfutter, Grit und Wasser. Ersatznäpfe erweisen sich natürlich als praktisch, wenn die benutzten in der Spülmaschine sind. Platziere die Näpfe nicht auf dem Boden, um sie vor Verschmutzung zu schützen, sondern erhöht an einer für Deine Vögel gut erreichbaren Stelle. 

Vogelbad 

Vögel sind äußerst reinliche Tiere, die sich sowohl selbst als auch gegenseitig putzen und auch ein Vogelbad gerne nutzen, um ihr Gefieder zu säubern oder sich zu erfrischen – was sie übrigens nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter tun. Im Handel erhältliche Vogelbäder können mittels spezieller Befestigungen direkt am Gitter angebracht werden. Doch natürlich eignet sich auch jede ausreichend große Schüssel aus unbedenklichen Materialien wie Keramik, sofern sie sicher platziert ist, das heißt, nirgendwo herunterfallen kann. Auch beim Vogelbad sollte eine erhöhte Stelle gewählt werden, um zu vermeiden, dass es durch Ausscheidungen verschmutzt wird. Das Wasser sollte täglich ausgewechselt und das Bad gründlich gereinigt werden.

Neben einem Vogelbad genießen viele Nymphensittiche eine regenimitierende Besprühung aus einer Sprühflasche. Auch ein Sandbad kann zusätzlich zum Vogelbad angeboten werden und wird von vielen Nymphensittichen gerne genutzt. 

Nagemöglichkeiten & Beschäftigung

Nymphensittiche sind aktive, neugierige und äußerst intelligente Tiere, denen daher auch schnell langweilig werden kann, wenn ihnen keine Anreize geboten werden. Daher brauchen sie ein vielseitiges tiergerechtes Beschäftigungsangebot, sodass sie ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können. 

Wenn sie nicht gerade ihren Freiflug genießen oder sich der ausgiebigen innerartlichen Kommunikation und Gefiederpflege mit ihren Mitbewohnern widmen, nagen Nymphensittiche für ihr Leben gern. Dies tun zu können, ist nicht nur für ihr Wohlbefinden, sondern auch für ihre Gesundheit wichtig, denn fehlende Nagemöglichkeiten können schnell dazu führen, dass der Schnabel nicht ausreichend abgenutzt wird und damit zu lang wird. Geeignete Nagematerialien sind beispielsweise ungespritzte Äste (gerne samt Laub und Knospen!) von Obstbäumen wie Apfel, Birne oder Kirsche sowie Haselnuss und Weide, Knabberhölzer, Korkröhren, aber auch unbedruckte Kartonstücke, die Pappteile von Küchenrollen u.v.m. 

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"Erlebnisstreu" mit verschiedenen Naturmaterialien bietet spannende Eindrücke für Deine kleinen Papageien!

Statt Deinen Vögeln Frischfutter im Napf anzubieten, kannst Du dieses an verschiedenen Stellen in der Voliere befestigen, etwa an einem Früchtespieß oder einfach eingeklemmt in ein Korkstück u. Ä. So müssen Deine Vögel sich ein wenig anstrengen, um die Leckereien zu finden und dranzukommen, und sind dadurch gut beschäftigt. Auch diverse Intelligenzspielzeuge, die zum Beispiel das Öffnen von kleinen Schubladen erfordern, um an einen Snack zu gelangen, werden von vielen Nymphensittichen gerne angenommen. Hier kannst Du auch selbst Deiner Fantasie freien Lauf lassen und aus geeigneten Materialien Leckerli-Verstecke basteln. Achte aber darauf, dass keine Frischfutterreste irgendwo übersehen werden und vergammeln, da dies gesundheitliche Risiken birgt. Frischfutter sollte täglich gewechselt werden, im Sommer mehrmals am Tag. 

Auch sog. Erlebnisfutter (Kolbenhirse, Darikolben etc.) sowie geeignete Futterpflanzen wie Callisia können als Ergänzung der Mahlzeiten im Gehege angebracht werden. Heu, Stroh, Gras und andere Naturmaterialien sind ebenfalls tolle Beschäftigungsmöglichkeiten.

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Futterpflanzen sorgen nicht nur für Abwechslung auf dem Speiseplan, sondern auch für naturnahe Beschäftigung. 

Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass es leider auch Zubehör gibt, das für Deine Nymphensittiche nicht geeignet ist und ihnen teils erheblich schaden kann, auch wenn dies womöglich nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Dieses sog. tierschutzwidrige Zubehör ist in Merkblatt 62 der TVT aufgelistet und umfasst zum Beispiel Spiegel und Plastikvögel, Abakus, Hanf- und Kokosfasern (Gefahr des Verhedderns und Abschnürens von Füßen), Brustgeschirre, Leinen, Plastikgegenstände u.v.m. 

Wichtig: Zu wenig Beschäftigung sowie die Einzelhaltung von Nymphensittichen kann zu Verhaltensstörungen wie lauten und vehementem Schreien, Federrupfen und Stereotypien führen. 

Fazit 

Eine geräumige und abwechslungsreich eingerichtete Voliere ist für das Wohlbefinden und die Gesundheit von Nymphensittichen von zentraler Bedeutung, denn die aktiven, neugieren und intelligenten kleinen Papageien brauchen nicht nur Platz, um sich zu bewegen und zu fliegen, sondern auch vielfältige Beschäftigungs- und Nagemöglichkeiten sowie mentale Anreize. So sollte eine tiergerecht gestaltete Voliere für Nymphensittiche neben der obligatorischen Einrichtung, die zum Beispiel Sitzstangen unterschiedlicher Durchmesser, Futter- und Wassernäpfe sowie ein Vogelbad umfasst, auch Naturäste, Kork, unbedruckten Karton usw. zum Knabbern und Benagen sowie Erlebnisstreu und -futter, Intelligenzspiele und andere Optionen der Beschäftigung bereithalten. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig, für die richtige Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Beleuchtung zu sorgen, Deinen Piepmätzen zumindest einen Artgenossen zur Seite zu stellen und ausreichend Freiflug zu ermöglichen. So kannst Du dafür Sorge tragen, dass sich Deine gefiederten Mitbewohner rundum wohl, sicher und geschützt fühlen.

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