Chronische Nierenerkrankung (CNE) bei Hunden – Ursachen, Symptome & Behandlung

Die chronische Nierenerkrankung (CNE), die besonders häufig bei älteren Hunden auftritt, ist gekennzeichnet durch eine zunehmende und irreversible Verschlechterung bis hin zum völligen Verlust der Nierenfunktion. Welche Ursachen dieser chronischen Erkrankung zugrunde liegen, ist noch nicht abschließend geklärt, neben dem Alter und einer genetischen Prädisposition werden unter anderem Infektionserkrankungen, chronische Harnwegsinfekte, Nierenentzündungen und Nierensteine als Mitauslöser vermutet. Möglich ist, dass sich die genaue Ursache von Fall zu Fall unterscheidet bzw. verschiedene Faktoren zusammenwirken. Da die ersten Symptome, darunter übermäßiger Durst, häufigeres Urinieren, Erbrechen, Übelkeit und Gewichtsverlust, sehr subtil sind, werden sie häufig übersehen. Eine möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung ist jedoch von zentraler Bedeutung, um die Schädigungen des Nierengewebes zu stoppen, den zunehmenden Funktionsverlust zu verlangsamen und die Lebensqualität der betroffenen Fellnase möglichst lange aufrechtzuerhalten.
In unserem Artikel haben wir für Dich zusammengefasst, welche Aufgaben die Nieren haben, was passiert, wenn sie in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, wie Du eine CNE bei Deinem Hund erkennst und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen.
Welche Aufgabe haben die Nieren?
Die Nieren von Hunden sind bohnenförmig, etwa 8 bis 12 cm groß und befinden sich jeweils auf beiden Seiten der Wirbelsäule im oberen Abdomen, etwa auf Höhe der Lendenwirbel. Sie erfüllen eine Vielzahl von lebenswichtigen Funktionen, darunter:
- Filtration von Abfallstoffen: Eine der primären Aufgaben der Nieren ist die Filtration von Stoffwechselabfällen, insbesondere von Harnstoff und Kreatinin, aus dem Blut, bevor diese über den Urin ausgeschieden werden. Ein effektives Filtersystem ist entscheidend, um die Konzentration dieser Abfallprodukte im Blut zu regulieren und somit eine toxische Überlastung des Körpers zu verhindern.
- Regulation des Wasserhaushalts: Die Nieren spielen eine zentrale Rolle dabei, den Flüssigkeitsgehalt im Blut und Gewebe stabil zu halten, indem sie die Wasserausscheidung je nach Bedarf anpassen. Bei Dehydration – zum Beispiel durch unzureichende Wasseraufnahme oder übermäßiges Erbrechen – signalisiert der Körper den Nieren, mehr Wasser zurückzuhalten, wodurch die Urinproduktion verringert wird. Umgekehrt können die Nieren die Urinproduktion erhöhen, um überschüssiges Wasser auszuscheiden. Dies ist u.a. wichtig für die Aufrechterhaltung eines stabilen Blutdrucks.
- Aufrechterhaltung des Elektrolythaushalts: Eine weitere zentrale Aufgabe der Nieren ist die Regulation des Elektrolythaushalts. Die Nieren steuern die Konzentration von lebenswichtigen Mineralien wie Natrium, Kalium, Calcium und Phosphor im Blut. Diese Mineralien sind essenziell für viele Körperprozesse einschließlich Nervenleitung, Muskelkontraktion und Herzschlag. Ein Ungleichgewicht der Elektrolyte kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen, u. a. Herzrhythmus- und neurologische Störungen. Durch gezielte Filtration sorgen die Nieren dafür, dass diese Mineralien im richtigen Verhältnis vorhanden sind. Darüber hinaus tragen sie zur Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Körper bei.
- Produktion von Hormonen: Die Nieren sind darüber hinaus wichtige endokrine Organe, die verschiedene Hormone produzieren, darunter Erythropoetin (EPO), das die Bildung von roten Blutkörperchen im Knochenmark anregt. Ein Mangel an EPO kann zu Anämie führen. Ein weiteres wichtiges Hormon, das von den Nieren produziert wird, ist Renin, das eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Blutdrucks spielt.
CNE bei Hunden
Die CNE ist eine relativ häufige Erkrankung bei Hunden, die insbesondere ältere Fellnasen ab dem 7. Lebensjahr betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Schädigung des Nierengewebes, genauer der Nephrone, der funktionalen Filtereinheiten. Dadurch ist die Niere immer weniger in der Lage, ihren wichtigen Funktionen nachzukommen, wodurch sich Giftstoffe im Körper ansammeln, insbesondere Harnstoff und Kreatinin. Schädigungen des Nierengewebes sind leider nicht reversibel, allerdings lässt sich der Verlauf der Erkrankung verlangsamen und somit die klinischen Symptome reduzieren, die Lebensqualität verbessern und die Überlebenszeit verlängern.

Die Prävalenz (Häufigkeit) einer CNE nimmt mit steigendem Alter zu.
Ursachen
Von einer CNE sind insbesondere ältere Vierbeiner betroffen, was damit zusammenhängt, dass mit zunehmendem Alter auch die Filterleistung der Nieren nachlässt und das Organ immer weniger in der Lage ist, seine wichtigen Aufgaben zu erfüllen. Doch auch andere Faktoren können zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion und damit zu einer CNE beitragen, darunter genetische Prädisposition, die (Dauer-)Gabe bestimmter Medikamente, Infektionserkrankungen (z. B. Borreliose, Leptospirose, Leishmaniose), zu hoher Blutdruck oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Nierensteine, Nierenzysten und Nierentumore, Erkrankungen der ableitenden Harnwege wie (chronische) Harnwegsinfektionen sowie Chemikalien und Toxine.
Symptome
Das Tückische bei der CNE ist, dass auffällige Symptome erst dann zu Tage treten, wenn das Nierengewebe bereits zu über 70 % geschädigt ist. Schreitet die Erkrankung fort, so sammeln sich zunehmend Giftstoffe im Körper (v. a. Kreatinin, Harnstoff), da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, diese effektiv zu filtern und abzuführen. Dies führt zu einer zunehmenden Vergiftung des Organismus und damit zu einer Vielzahl an Symptomen.

Die Symptome einer eingeschränkten Nierenfunktion sind insbesondere zu Beginn sehr subtil. Vermehrtes Trinken ist häufig die erste Auffälligkeit.
Die ersten Symptome sind recht subtil und werden daher oftmals übersehen, dazu gehören unter anderem übermäßiger Durst (Polydipsie), häufigeres Urinieren (Polyurie), Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Lethargie. Gefürchtete Folgen und Komplikationen sind unter anderem Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Muskelkrämpfe und neurologische Störungen (aufgrund von Elektrolytstörungen), Anämie (aufgrund eines Erythropoetin-Mangels), Knochenprobleme (aufgrund von Störungen im Calcium- und Phosphorhaushalts) bis hin zum Nierenversagen.
Diagnose
Die Diagnose einer CNE erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung inkl. Blutdruckmessung, Blut- und Urinanalysen sowie bildgebenden Verfahren.
Bei der Blutanalyse zeigen sich insbesondere erhöhte Werte an Kreatinin und Harnstoff, die eindeutig darauf hinweisen, dass die Nieren nicht mehr in der Lage sind, diese Stoffwechselabfälle effektiv aus dem Blut zu filtern und abzuführen. Um eine Nierenfunktionsstörung möglichst frühzeitig zu erkennen, wird der Biomarker SDMA (Symmetrisches Dimethylarginin) herangezogen.
Im Urin betroffener Vierbeiner lassen sich vor allem erhöhte Eiweiß- und Glukosegehalte feststellen.
Die Kombination aus klinischer Untersuchung sowie Urin- und Blutuntersuchungen lässt in der Regel bereits eine eindeutige Diagnose zu. Um sich ein besseres Bild über die Funktionsleistung der Nieren zu verschaffen, können bildgebende Verfahren angewandt werden (Ultraschall, Röntgen), die Struktur-, Lage- und Formveränderungen der Nieren sichtbar machen.
Behandlung
Eine Heilung der CNE ist leider nicht möglich, allerdings kann es gelingen, durch eine angepasste Therapie die Schädigungen zu verlangsamen oder sogar zu stoppen und dem betroffenen Vierbeiner eine möglichst hohe Lebensqualität zu verschaffen.
Medikamente
Eine medikamentöse Therapie soll dazu beitragen, die Nieren zu entlasten, die Symptome zu mildern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Entsprechende Medikamente können den Flüssigkeits-, Elektrolyt-, Vitamin- und Mineralstoffhaushalt regulieren und das Säure-Base-Gleichgewicht im Körper positiv beeinflussen.
Anpassung der Ernährung
Da die Nieren mit fortschreitender Schädigung immer weniger in der Lage sind, Gift- und Abfallstoffe zu filtern, ist es wichtig, die Ernährung entsprechend anzupassen, um für eine Entlastung zu sorgen. Dabei ist es zentral, den individuellen Gesundheitszustand des Hundes zu berücksichtigen, um die Ernährung entsprechend seinen Bedürfnissen zu gestalten. Besprich Dich hierzu am besten mit einem auf Ernährung spezialisierten Tierarzt. Wer seinen Hund barft oder bekocht, hat natürlich die meisten Einflussmöglichkeiten, um das Futter genau so zusammenzusetzen, wie es dem Hund guttut. Für Hundemenschen, die ihre Lieblinge mit Trocken- oder Nassfutter füttern, wird es schon schwieriger. Es steht allerdings spezielles Diätfuttermittel, sog. „Nierenfutter“, zur Verfügung, das vielleicht auch für Deine Fellnase geeignet sein kann. Dieses zeichnet sich meist durch einen reduzierter Protein-, Phosphor- und Natriumgehalt sowie erhöhte Mengen an Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien aus, wobei die Sinnhaftigkeit einer (starken) Reduktion des Proteingehalts umstritten ist (vgl. Bovée et al. (1979), S. 378-84).
Reduzierter Proteingehalt
Proteine sind essentielle Makronährstoffe, die aus langen Ketten von Aminosäuren bestehen und für viele Körperfunktionen unerlässlich sind, darunter den Aufbau und die Erhaltung von Geweben, die Produktion von Enzymen und Hormonen sowie die Unterstützung des Immunsystems. Bei Hunden mit Nierenerkrankungen ist jedoch die Fähigkeit des Organs, stickstoffhaltige Abfallprodukte aus dem Proteinstoffwechsel wie Harnstoff und Kreatinin effektiv zu filtern, beeinträchtigt, sodass es zu einer Ansammlung dieser schädlichen Substanzen im Blut kommen kann. Daher ist in vielen Diät-Futtersorten für nierenkranke Vierbeiner der Proteingehalt reduziert. Es gibt jedoch Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass der Proteingehalt keinen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung hat (vgl. Bovée et al. (1979), S. 378-84) und eine pauschale Reduzierung bei nierenkranken Vierbeinern somit nicht sinnvoll ist. Vielmehr sei ein (zu) niedriger Proteingehalt ein Risikofaktor für Muskelabbau. Der Proteingehalt im Futter für nierenkranke Vierbeiner sollte daher individuell von der betroffenen Fellnase abhängig gemacht werden. Frag dazu am besten bei Deinem Tierarzt nach! Denn während bei starken Nierenschäden und somit schlechten Blutwerten eine Reduzierung des Proteingehalts sinnvoll sein kann, ist bei den meisten Vierbeinern auch mit CNE ein Proteingehalt von etwa 20 % anzuraten.
Wichtig ist es allemal, auf hochwertige und hochverdauliche Proteine zu setzen, die vom Körper leichter verarbeitet werden können. Dadurch entstehen weniger schädliche Nebenprodukte, was zu einer geringeren nephrotoxischen Belastung führt.
Reduzierter Phosphorgehalt
Phosphor ist ein essentielles Mineral, das für viele Körperfunktionen wichtig ist, darunter den Knochenaufbau und die Energieproduktion. Die Nieren spielen eine zentrale Rolle im Phosphorstoffwechsel, indem sie überschüssiges Phosphor filtern und aus dem Körper ausscheiden. Bei Nierenerkrankungen ist das Organ jedoch nicht mehr in der Lage, Phosphor effektiv auszuscheiden, was zu einem erhöhten Phosphorspiegel im Blut führen kann. Dies kann wiederum gesundheitliche Probleme wie Knochenerkrankungen und Gefäßverkalkungen zur Folge haben. Daher wird der Phosphorgehalt in Nierenfutter reduziert, um eine Überladung des Körpers mit diesem Mineral zu verhindern und die Nieren zu entlasten.
Reduzierter Natriumgehalt
Natrium ist ein Mineral, das in vielen Lebensmitteln vorhanden ist und für die Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushalts im Köper wichtig ist. Bei Hunden mit Nierenerkrankungen kann eine hohe Natriumaufnahme jedoch zu einer erhöhen Flüssigkeitsansammlung und Bluthochdruck führen, da die Nieren diese überschüssige Menge nicht mehr effizient regulieren können. Daher wird der Natriumgehalt in Nierenfutter reduziert, um das Risiko dieser Komplikationen zu minimieren und die Herzkreislaufgesundheit zu fördern.
Erhöhung des Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren
Omega-3-Fettsäuren sind ungesättigte Fettsäuren, denen entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen werden und die für die Gesundheit unserer Vierbeiner von großer Bedeutung sind. Diese Fettsäuren können helfen, Entzündungen in den Nieren zu reduzieren und die Nierenfunktion zu unterstützen. Daher ist in Nierenfutter der Omega-3-gehalt meist erhöht, etwa durch die Zugabe von Fischöl oder anderen hochwertigen Omega-3-Quellen.
Erhöhter Gehalt an Antioxidantien
Antioxidantien sind Verbindungen, die den Körper vor oxidativem Stress schützen, der durch freie Radikale verursacht wird. Oxidativer Stress kann zu Zellschäden führen und spielt eine Rolle bei der Verschlechterung von Nierenerkrankungen. In Nierenfutter werden daher oft erhöhte Mengen an Antioxidantien, wie Vitamin E und Vitamin C, hinzugefügt, um die Zellgesundheit zu unterstützen und den degenerativen Prozess zu verlangsamen. Darüber hinaus können Laktulose und Pektin die Menge an Abfallstoffen und damit die Nierenbelastung senken.
Neben einer Anpassung der Ernährung ist es wichtig, darauf zu achten, dass Dein Vierbeiner ausreichend trinkt (ca. 50 ml pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag), um die Nieren gut „durchzuspülen“ und die Ausscheidung schädlicher Substanzen zu fördern.
Fazit
Die chronische Nierenerkrankung (CNE) tritt besonders häufig bei älteren Hunden auf und beschreibt eine zunehmende Verschlechterung bis hin zum völligen Verlust der Nierenfunktion. Durch eine fortwährende und irreversible Schädigung der Filtereinheiten der Niere kommt es zu einer Ansammlung schädlicher Substanzen im Körper, da die Nieren nicht mehr in der Lage sind, diese aus dem Blut zu filtern und auszuscheiden. Um das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Vierbeiners möglichst lange aufrechtzuerhalten, sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von zentraler Bedeutung. Neben Medikamenten, um die Symptome zu mindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, kommt der Ernährung eine besondere Rolle zu. Durch eine sog. „Nierendiät“ soll das Organ entlastet und die Ansammlung schädlicher Substanzen im Blut vermindert werden. Durch diese Maßnahmen kann Dein Vierbeiner auch mit einer eingeschränkten Nierenfunktion noch lange ein schönes Leben führen.
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