Herzlichen Glückwunsch: Wenn Du Dir ernsthafte Gedanken über die Anschaffung eines Zweithundes machst, hast Du den wichtigsten Schritt in Deiner Sozialisation zum glücklichen Hundemenschen bereits erfolgreich abgeschlossen, denn immerhin beherbergt Dein Zuhause bereits einen Ersthund!
Die Entscheidung, einem weiteren bellenden Vierbeiner ein neues Heim zu bieten und die Hausgemeinschaft zu erweitern, ist natürlich von vielen individuellen Faktoren abhängig: Es gibt dabei mindestens genauso viele gute Gründe, die für einen zweiten Hund sprechen, wie sich Gründe dagegen finden lassen.
Dieser Beitrag soll Dir eine Hilfestellung für Deine Entscheidung anbieten und einige Fragen skizzieren, die Du Dir im Vorfeld stellen und natürlich auch beantworten solltest.
Wenn eine Fellnase in die heimischen vier Wände einzieht, ist das immer ein großartiges Erlebnis, das mit viel Vorfreude und hohen Erwartungen verbunden ist. Geht es darum, Deinem Hund einen Artgenossen als Spielgefährten ins Haus zu holen, stellst Du Dir vielleicht vor, wie die beiden in Zukunft gemeinsam auf dem Sofa kuscheln oder zusammen im wilden Spiel durch den Garten toben. Damit Dein Wunsch Realität werden kann, muss Dein Ersthund diesen allerdings teilen und der Zweithund passend ausgewählt sein. Sonst kann es leider ganz schnell zu Missstimmungen und Dauerstress im heimischen Rudel kommen, unter dem dann sowohl Hund als auch Mensch leiden können. Die Entscheidung für einen Zweithund sollte also sorgsam überdacht und die Wahl des Zweithundes gut überlegt sein.
Zweithund – ja oder nein? Ja!
Denkst Du ernsthaft über einen Zweithund nach, solltest Du Dir zuerst bewusstwerden, ob Du aus altruistischen oder egoistischen Motiven handelst, wobei beide Beweggründe durchaus legitim sein können: Möchtest Du Dir einen lang gehegten Wunsch erfüllen, weil Du schon immer gemeinsam mit einem Dalmatiner durch die Wälder streifen, Dir mit einem Parson Russell eine wilde Verfolgungsjagd im Garten liefern oder mit einem Cocker Spaniel gemütlich auf der Couch kuscheln wolltest? Ist es Dir eine Herzensangelegenheit, einem Mischling unbekannter Herkunft von der Straße ein geborgenes und sicheres Heim und eine glückliche Zukunft zu bieten? Ist Dein Ersthund mit Deinen Plänen einverstanden, steht der Erfüllung Deines Wunsches nichts im Wege.
Oft sind es allerdings nicht die eigenen Bedürfnisse, die Hundehalter grübeln und über die Anschaffung eines zweiten Hundes nachdenken lassen, sondern das Bestreben und die Hoffnung, die bereits vorhandene Fellnase (noch) glücklicher zu machen und ihren Bedürfnissen (noch) ein Stück näher zu kommen, denn schließlich sind Hunde Rudeltiere und benötigen Gesellschaft, um zufrieden zu sein – oder?
Hast Du manchmal das Gefühl, dass Deine Fellnase sich nach Gesellschaft sehnt?
Gründe für einen Zweithund: Der Hund als Rudeltier
Dein Hund als Nachfahre der Wölfe: Wölfe sind Rudeltiere – sie zeigen ein ausgeprägtes Sozial- und Territorialverhalten und leben in freier Wildbahn zusammen in Rudeln, wobei das Rudel sich in der Regel aus engsten Familienmitgliedern zusammensetzt: Jungwölfe aus dem Vorjahr – manchmal auch aus den Vorjahren – unterstützen das dominante Elternpaar bei der Aufzucht der Welpen, Kämpfe um lineare Hierarchie werden selten ausgetragen und sind zumeist auf die Jungwölfe begrenzt, wobei fast immer der ältere Wolf die Oberhand behält. Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife verlassen die jungen Wölfe zumeist das familiäre Rudel, um eine eigene Rudel-Familie zu gründen.
Als Hundehalter fragst Du Dich vielleicht, ob Dein Hund als Nachfahre des Wolfes auch gerne in der Gesellschaft eines Artgenossen leben möchte. Die Frage, ob Dein heimischer Vierbeiner ähnlich wie sein wilder Vorfahre ein Leben im Rudel bevorzugt, lässt sich mit einem eindeutigen „Jein“ beantworten. Ganz sicher sind Hunde sehr soziale Wesen, sodass Sozialkontakte gerade bei jungen Hunden wichtig sind. Allerdings leben Hunde nicht in klassischen Familienrudeln, denn Welpen werden z. B. allein von ihren Müttern aufgezogen. Die domestizierten Fellnasen sind im Gegensatz zum Wolf in der Regel zudem äußerst menschenbezogen, sodass ihnen das Leben mit Dir im Mensch-Hund-Rudel vollkommen ausreichen kann. Gelegentliches Spielen mit Artgenossen auf einer Hundewiese oder das Treffen mit anderen Fellnasen in der Hundeschule oder bei gemeinsamen Ausflügen ist natürlich trotzdem wichtig und macht Spaß, allerdings möchte sich Dein Vierbeiner seine Spielgefährten gern selbst aussuchen. Wie beim Menschen suchen auch Hunde sich zumeist Freunde oder Partner mit ähnlichen Interessen – bei ihnen kann z. B. das Aktivitätslevel, bestimmte Wesensmerkmale oder physische Voraussetzungen wie eine ähnliche Körpergröße mitentscheidend sein, ob sich die Fellnasen gut riechen können oder sich lieber ignorieren möchten. Dabei gibt es natürlich auch immer wieder Ausnahmen, die die Regel bestätigen, wenn sich z. B. ein kleiner Yorkshire Terrier unsterblich in den großen und gemütlichen Labrador verliebt.
Hunde mit ähnlichem Aktivitätslevel verstehen sich oft gut miteinander.
Ein zweiter Hund kann eine Bereicherung für das Leben Deines Ersthundes sein, die zukünftige Partnerschaft sollte aber immer im Interesse beider Hunde sein. Daher solltest Du Deinen Vierbeiner genau beobachten und Dir ganz ehrlich die Frage beantworten, ob Dein Hund eher vom Typ Einzelgänger oder Rudeltier ist.
Gründe für einen Zweithund: Ein starker Partner
Ist Dein Hund ein mutiger, souveräner und abenteuerlustiger Geselle, kann sich das positiv auf einen zweiten ängstlicheren Hund auswirken – unter der Protektion des Stärkeren kann er Zutrauen fassen, seine Ängste ablegen und neuen Mut sowie ein stärkeres Selbstbewusstsein entwickeln. Hat er zuvor schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gesammelt, kann er nun neue Eindrücke gewinnen und nach Herzenslust mit seinem Artgenossen toben. Denn genauso wie ein Hund seinen Bezugsmenschen braucht, benötigt er auch den sozialen Austausch mit Artgenossen.
Gerade wenn Du häufiger unterwegs bist und Deine Fellnase auch allein zu Hause bleiben muss, kann ein Spielkamerad natürlich gegen Langeweile helfen, um die Zeit ohne Dich besser überbrücken zu können. Dafür ist es natürlich wichtig, dass die beiden gut miteinander auskommen: Springt der gemeinsame Funke nämlich nicht über, kann es passieren, dass die beiden Vierbeiner sich zu Hause einfach gemeinsam langweilen.
Gründe für einen Zweithund: Mehr Kuscheln und Spielen
Wohnen direkt zwei Fellnasen in Deinem Haushalt, kann sich dadurch natürlich auch Deine eigene Lebensfreude steigern oder sogar verdoppeln: Kommst Du nach einem anstrengenden oder hektischen Tag nach Hause, wirst du direkt zweifach euphorisch von Hundeschwänzen im Wedel-Modus begrüßt und kannst Deinen Büro-Alltag so einfach draußen vor der Türe lassen. Abends kann dann im besten Fall zweihändig und beidseitig auf dem Sofa gestreichelt und gekuschelt werden und auf der Hundewiese oder im Garten könnt ihr zu dritt ordentlich toben und spielen.
Lust auf spannende Unterhaltung? Manchmal kann es einfach schon ausreichen, Deine beiden Vierbeiner in ihrer Interaktion zu beobachten. Mit einer Schüssel Chips oder Popcorn auf der Couch kann das besser sein, als einen Film zu gucken.
Zweithund: ja oder nein? Nein!
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen die Anschaffung eines zweiten Hundes problematisch sein kann und Du Dich sowohl in Deinem eigenen als auch im Interesse Deines ersten Hundes dagegen entscheiden solltest. Eine sorgfältige Abwägung der Nachteile ist in jedem Fall wichtig und Du solltest Dir zu 100 % sicher sein, dass Du die Mehrarbeit und den Mehraufwand, den ein weiterer Vierbeiner mit sich bringt, stemmen kannst.
Du solltest z. B. immer bedenken, dass ein Zweithund niemals eine Kopie Deines Ersthundes sein wird. Vorlieben, Verhaltensweisen und Bedürfnisse werden sich unterscheiden und Du musst beiden Fellnasen gleichermaßen gerecht werden können. Auch wenn beide Hunde sich gut miteinander verstehen, gern gemeinsam spielen und sich gegenseitig beschäftigen, bedeutet das nicht, dass Du weniger Zeit mit ihnen verbringen wirst, Hunde sind sehr menschenbezogen und genießen die Aufmerksamkeit ihrer Bezugsmenschen in höchstem Maße – die Zeit mit einem Artgenossen kann diese Zeit nicht ersetzen. Ein zweiter Hund kann das soziale und emotionale Rudel-Gefüge in Deinem Haushalt zumindest zu Beginn ganz schön durcheinanderbringen, denn nicht jeder Hund teilt gerne!
Gründe gegen einen Zweithund: Höhere Kosten
Du musst Dir bewusst sein, dass ein zweiter Hund zum Teil sehr viel höhere Kosten verursachen kann. Diese beschränken sich nicht auf die Anschaffungskosten sowie eine Erstausstattung, sondern sie stellen eine ständige Mehrbelastung für Deine Haushaltskasse dar. So werden z. B. gerade bei großen Hunden häufig die dauerhaft anfallenden Kosten für zusätzliches Hundefutter unterschätzt. Zusätzlich muss einmal jährlich die Hundesteuer gezahlt werden, und die kann abhängig von Bundesland und Kommune für einen Zweithund deutlich höher ausfallen als für eine einzelne Fellnase – in verschiedenen Gemeinden beträgt die Differenz über 100 € jährlich. Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Kosten für anfallende Tierarztbesuche – diese verdoppeln sich z. B. für die regelmäßig anstehenden Impfungen, sie können sich aber auch vervielfachen, wenn der zweite bzw. der erste Hund oder im schlimmsten Fall sogar beide Hunde plötzlich krank werden oder sich verletzen. Tendenziell steigen die Tierarztkosten generell oft im Zusammenhang mit dem Alter Deiner Fellnasen.
Gründe gegen einen Zweithund: Mehraufwand und Kraftanstrengung
Du als Hundehalter musst jederzeit in der Lage sein, Deine Fellnasen kontrollieren und halten zu können. Das kann bei zwei Hunden, gerade wenn diese sehr groß und kräftig sind, manchmal im wahrsten Sinn des Wortes zur Zerreißprobe werden, wenn es unerwartet an beiden Seiten der Leine in unterschiedliche Richtungen zu zerren beginnt.
Ein gemeinsamer Spaziergang kann viel Spaß machen, aber auch schnell zu einem gewaltigen Kraftakt für Dich werden!
Erschreckt einer Deiner Vierbeiner sich vor einer laut geknallten Autotür und nimmt plötzlich Reißaus, während der andere versucht, der Katze am Ende der Straße nachzustellen, musst Du genug Kraft haben und ausreichend Gewicht entgegensetzen können, um beide halten zu können. Hier kann ein Training für eine bessere Leinenführigkeit helfen, um der doppelten Herausforderung beim gemeinsamen Spaziergang gewachsen zu sein.
Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, dass der Ersthund erzieherisch auf die zweite Fellnase einwirkt und die Sozialisation des neuen Hundes sich ganz ohne Deine Hilfe quasi von Zauberhand erledigt. Natürlich wird Dein Hund erzieherisch auf den neuen Vierbeiner einwirken, das kann aber nur dann einen positiven Effekt haben, wenn Dein Hund gut erzogen ist und ihr eine stabile Beziehung habt, ansonsten kann es auch durchaus passieren, dass unerwünschte Verhaltensweisen weitergegeben werden. Dann kann es dazu kommen, dass plötzlich zwei Fellnasen in harmonischer Eintracht Deine Schuhe zerkauen oder gemeinsam auf die Jagd nach Nachbars Katze gehen.
Gründe gegen einen Zweithund: Weniger gesellschaftliche Akzeptanz
Sicherlich haben Du und Dein Vierbeiner schon einmal erfahren, dass sich nicht jeder Ort durch überschwängliche Hundefreundlichkeit auszeichnet und nicht jeder Mensch Deine Liebe für die vierbeinigen Fellnasen in gleichem Maße teilt. Hat Dein Hund sich z. B. schon einmal in einem Biergarten in der eigenen Leine verstrickt und einen Stuhl umgeworfen oder ist (natürlich unschuldig) beschuldigt worden, seine Notdurft auf dem englischen Rasen der Nachbarn verrichtet zu haben, weißt Du genau, was gemeint ist. Mit zwei Hunden an Deiner Seite bietest Du in dieser Hinsicht (leider) die doppelte Angriffsfläche: Kann eine Fellnase im Restaurant noch gemütlich und relativ unauffällig zu Deinen Füßen Platz nehmen, wird es unter dem Tisch oder unter dem Stuhl zu zweit ein wenig eng – liegt einer Deiner Vierbeiner dann vermeintlich im Weg oder kann nicht richtig zur Ruhe kommen, sind Dir abfällige oder vielleicht sogar böse Blicke mancherorts sicherlich gewiss. Neben dem Restaurantbesuch kann es z. B. auch in Sachen Urlaub mit zwei Hunden deutlich komplizierter werden: Sind viele Gastgeber in Hotels, Pensionen oder Ferienwohnungen einem Hund gegenüber noch durchaus tolerant, kann sich dies manchmal schnell ändern, sobald eine zweite Fellnase an Bord ist – insbesondere, wenn die Rede von zwei großen Hunden ist.
Gründe gegen einen Zweithund: Platzprobleme
Ein zweiter Hund braucht natürlich auch Platz, hierbei ist die Größe der eigenen Wohnung allerdings nicht der entscheidende Faktor: Die heimischen vier Wände sehen Deine Vierbeiner als persönliche Ruhezone und Rückzugsort an, die Aktivität findet draußen statt. Daher reicht es vollkommen aus, wenn Dein Zuhause ausreichend Platz zum Fressen, zum Schlafen und zum persönlichen Rückzug für alle vierbeinigen Mitbewohner bietet. Sind diese drei Bedingungen erfüllt, fühlen Deine Hunde sich auch in einer kleineren Wohnung wohl.
Eine angemessene Transportmöglichkeit für das gesamte Mensch-Hund-Rudel ist hingegen sehr wichtig und sollte ausreichend Platz bieten, damit alle Passagiere sicher und bequem reisen können, speziell für längere Strecken wie z. B. die Fahrt in den Urlaub. Hier müssen unterschiedliche Optionen in Betracht gezogen werden: So mag z. B. nicht jeder Hund im Kofferraum transportiert werden. Auch kann es sein, dass Deine Fellnasen so groß sind, dass der im Kofferraum zur Verfügung stehende Platz nicht für zwei Hunde ausreicht.
Zwei (große) Fellnasen brauchen gerade im Auto viel Platz und müssen dort gut gesichert werden.
In beiden Fällen muss dann einer der Vierbeiner auf der Rückbank Platz nehmen, sodass zumindest ein Sitz für einen Zweibeiner wegfällt. Wird die andere Hälfte der Rückbank dann vielleicht noch von einem ausladenden Kindersitz blockiert, in dem der eigene Nachwuchs transportiert wird, kann es schon zu einer Herausforderung werden, den notwendigen Kinderwagen in das Auto zu quetschen – geschweige denn das Gepäck für einen zweiwöchigen Urlaub. Teilen Hund und Kind sich dann während der Fahrt noch partnerschaftlich den Proviant, was Du in beide Richtungen natürlich zu unterbinden suchen solltest, braucht Dein Auto zusätzlich nach jeder längeren Fahrt eine Grundreinigung. Du solltest also auf jeden Fall vor der Anschaffung eines zweiten Hundes abwägen, ob du (finanziell) dauerhaft in der Lage sein wirst, eine angemessene Transportmöglichkeit für alle jetzt und vielleicht zukünftig in Deinem Haushalt lebende Zwei- und Vierbeiner gewährleisten zu können.
Tipp: Eine Dachbox kann hier übrigens hilfreich sein – die Anschaffungskosten sind weitaus geringer als die für ein größeres Auto, sie ist zumeist einfach zu montieren und bietet (modellabhängig) jede Menge Stauraum für Dein Gepäck.
Die Entscheidung für einen Zweithund!
Hast Du Dich für einen Zweithund entschieden, gilt es noch ein paar Dinge zu bedenken und ein paar wichtige Vorbereitungen zu treffen, bevor eine weitere Fellnase bei euch einziehen darf. Eine gute Planung ist wichtig, damit das kleine Rudel auch gut zusammenpasst und nicht nach kurzer Zeit wegen Unvereinbarkeit wieder getrennt werden muss.
Bedingung: Erziehung des Ersthundes
Eine der wichtigsten Bedingungen für ein harmonischen Zusammenleben von Erst- und Zweithund ist eine erfolgreich abgeschlossene Erziehung und Sozialisation Deines Ersthundes sowie eine stabile Beziehung und Bindung zwischen euch. Nur ein intaktes und funktionierendes emotionales Umfeld eröffnet dem Zweithund die Möglichkeit, sich schnell und erfolgreich in das neue Umfeld integrieren zu können. Jede noch so liebenswerte Marotte Deines Ersthundes hingegen kann sich die zweite Fellnase abschauen, sodass in Deinem Rudel dann bald anarchische Zustände herrschen können, wenn niemand auf Dich hört und niemand tut, was Du ihm sagst.
Die Wahl des richtigen Zweithundes
Für die Wahl des Zweithundes solltest Du Dir viel Zeit lassen und nichts überstürzen – es ist sehr wichtig, dass die beiden Fellnasen wirklich zusammenpassen und sich gut riechen können, damit die neue Partnerschaft zu einem Erfolgsmodell wird. Der erste Hund sollte dabei schon eine Zeitlang in Deinem Haushalt wohnen und sich an alle Strukturen und Routinen gewöhnt haben.
Geschlecht
Generalisierende Aussagen über das Geschlecht von Erst- und Zweithund sind zumeist schwierig, da Hunde Individualisten sind und ihren eigenen Kopf haben, allerdings passen zwei nichtkastrierte Rüden in aller Regel nur selten zusammen – aber auch hier kann es natürlich Ausnahmen geben.
Zumeist wird zu einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft geraten, da dann eine Pärchen-Bildung mit eventuell ungeplantem Nachwuchs in jedem Falle ausgeschlossen ist. Hier solltest Du Dich auf jeden Fall auch über das Thema Kastration erkundigen. Auch wenn Tiere gleichen Geschlechts sich häufig gut vertragen, kann es insbesondere bei sehr besitzergreifenden Hündinnen durchaus zu handfesten Konflikten kommen. Setzt Du Deinem erwachsenen Rüden einen männlichen Welpen vor, musst Du damit rechnen, dass es zu Kämpfen hinsichtlich der Rangordnung kommen kann, sobald der Kleine in die Phase der Pubertät eintritt.
Alter
Es gibt Meinungen, die es für sinnvoll erachten, einem alternden Hund einen Welpen oder einen Junghund an die Seite zu stellen, um den Älteren mental und körperlich zu fördern und zu fordern. Dabei sollte man jedoch bedenken, dass es für Hundesenioren oft sehr anstrengend sein kann, wenn ein kleiner Rotzlöffel einzieht und ihn daran hindert, seinen wohlverdienten Ruhestand angemessen zu genießen. Die Annahme, dass ein älterer Hund durch einen neugierigen Welpen oder Junghund seinen zweiten Frühling erlebt und wieder aktiver wird, ist meistens falsch. Im schlimmsten Fall geraten die älteren Hunde unter Dauerstress, weil sie nichts anderes zu tun haben, als den anstrengenden Grünschnabel zurechtzuweisen. Andererseits kann der Welpe oder Junghund sich dann fürchterlich langweilen, weil sein Senior-Partner, den Vorteil der Altersweisheit und Lebenserfahrung auf seiner Seite wissend, ihn ständig zu Ruhe und Geduld mahnt.
In den meisten Fällen verläuft die zukünftige Partnerschaft harmonisch, wenn der Ersthund bereits erwachsen, aber noch relativ jung ist – oft wird hier ein Alter zwischen zwei und fünf Jahren empfohlen – auch in Abhängigkeit zur jeweiligen Rasse und deren durchschnittlicher Lebenserwartung. Unabhängig davon, ob der neue Hund ein wenig älter, jünger oder genau gleichalt ist, kann es natürlich trotzdem zu Streitigkeiten um die genaue Rangfolge kommen, die sich allerdings oft klären, sobald die gegenseitigen Grenzen ausgelotet sind.
Zweithund – welche Rasse?
Gleich und gleich gesellt sich gern? Nicht unbedingt – ähneln sich Erst- und Zweithund in den Punkten Größe, Kraft und Charakter zu sehr, kann es zu einer dauerhaften Konkurrenz zwischen beiden Vierbeinern kommen, sodass der Streit um das eine Lieblingsspielzeug zum Dauerbrenner wird und Dich sehr viele Nerven kosten kann.
Gegensätze ziehen sich an? Nicht unbedingt – sind die Unterschiede zwischen Erst- und Zweithund zu groß, kann es passieren, dass der aktivere Hund sich ständig langweilt, während die gemütliche Fellnase unter Dauerstress gerät, weil der andere ständig spielen und beschäftigt werden will.
Hier gilt es also, den goldenen Mittelweg zu finden: Deine Fellnasen sollten sich einerseits charakterlich ergänzen, damit ihr Zusammenleben nicht zu einseitig oder gar langweilig wird; andererseits sollten sie über ausreichend Gemeinsamkeiten für eine gemeinsame Beziehungsbasis verfügen. So sollten sie z. B. über ein ähnliches Aktivitätslevel verfügen und ungefähr in einer Gewichtsklasse liegen, denn gerade im Zusammenleben zwischen sehr kleinen und deutlich größeren Fellnasen kann es leider immer wieder zu (unbeabsichtigten) Verletzungen kommen.
Denkst Du darüber nach, einen Hund aus einer Tierschutz-Organisation als Zweithund zu adoptieren, oder beherbergt Dein Heim bereits einen solchen Vierbeiner, gilt es oft, besonders sensibel bei der Zusammenführung bzw. der Partnerwahl zu agieren. So kann es bei diesen Hunden z. B. vorkommen, dass sie bisher nur Vertreter der eigenen Rasse als Artgenossen kennenlernen durften – bei Galgos ist dies häufiger der Fall. Treffen diese Vierbeiner dann auf Hunde anderer Rassen, können sich unter Umständen Probleme ergeben, wenn diese als fremd oder sogar furchteinflößend wahrgenommen werden. Grund dafür können ganz einfach rassetypische Merkmale wie eine aufgestellte Rute sein, aber auch eine kurze Nase, die zu lauteren Atemgeräuschen führt, kann angsteinflößend wirken. Hier wäre es gegebenenfalls sinnvoll, zu überlegen, dem einen Galgo nicht vielleicht einfach einen zweiten an die Seite zu stellen.
Das erste Date
Die beiden zukünftigen Spielpartner sollten möglichst gut zusammenpassen, dafür ist es unerlässlich, dass sie sich vorher ausreichend und ausgiebig beschnüffeln können, damit sie sich richtig kennenlernen können und Du herausfinden kannst, ob die Chemie zwischen den beiden stimmt. Das erste Zusammentreffen sollte aufgrund des Territorialverhaltens von Hunden immer auf neutralem Boden stattfinden, auf den keiner der beiden Vierbeiner einen territorialen Besitzanspruch erheben kann.
Bevor Deine beiden Vierbeiner ausgelassen zusammen spielen werden, musst Du ihnen ausreichend Zeit geben, sich kennenzulernen.
Gib beiden Fellnasen ausreichend Zeit, sich aneinander zu gewöhnen. Für das erste Zusammentreffen empfiehlt sich zunächst ein ausgiebiger gemeinsamer Spaziergang an der Leine. Die Hunde sollten dabei nebeneinander herlaufen und nicht gegenübergestellt werden, um eine Frontenbildung vorerst auszuschließen. Die beiden Fellnasen sollten möglichst zwanglos an der Leine laufen, ohne sich zu beschnuppern oder zu spielen. Verhalten sich die Hunde ruhig und gehen möglichst entspannt an der Leine, ist es an der Zeit für mehr Freiheit. Auf einem umzäunten Platz sollte man die beiden unaufgeregt ableinen und sich nun frei bewegen lassen. Diese Methode minimiert das Risiko von Auseinandersetzungen bei einem ersten intensiven Beschnüffeln an der Leine und entspannt die Kennlern-Situation auf allen Seiten.
War das erste Treffen ein Erfolg, sollten weitere folgen, damit Du Dir ganz sicher sein kannst, den richtigen Kameraden für Deine Fellnase gefunden zu haben. Ein Indiz dafür, dass die Vierbeiner nichts gegen ein weiteres Treffen einzuwenden haben, könnte z. B. sein, dass sie sich gegenseitig anstupsen, um sich zum gemeinsamen Spiel einzuladen.
Ein Zweithund zieht ein: die Eingewöhnung
Hast Du den richtigen Partner für Deinen Ersthund gefunden, kann es nun endgültig an die konkrete Vorbereitung der Zusammenführung beider Fellnasen gehen.
In Deiner Wohnung muss nun Platz für den neuen Mitbewohner geschaffen werden: Der Neue braucht einen eigenen Futterplatz mit eigenen Näpfen und eine persönliche Rückzugsmöglichkeit. Auch wenn Deine beiden Vierbeiner später gerne teilen und gemeinsam in einem Körbchen kuscheln, sollten beide Hunde vorerst über eine komplett eigene Ausstattung verfügen.
In der ersten Phase der Eingewöhnung solltest Du beide Fellnasen langsam aneinander heranführen – lass dem neuen Mitbewohner genügend Zeit, in Ruhe anzukommen, und gib Deiner etablierten Fellnase ausreichend Zeit, sich an den neuen Vierbeiner zu gewöhnen.
Tipp: Unternehmt vor dem eigentlichen Einzug gemeinsam einen langen Spaziergang, bei dem beide Fellnasen sich richtig austoben und müde laufen können. Dann nimmst Du den neuen Mitbewohner einfach mit zu Dir und lässt ihn sein zukünftiges Zuhause entspannt erkunden, denn müde Fellnasen tendieren weniger dazu, sich direkt zu streiten!
Zu Beginn solltest Du beide Hunde in getrennten Räumen füttern, um Futterneid zu verhindern. Idealerweise sollten beide mit demselben Futter versorgt werden. Sollen Deine Hunde zukünftig in einem Raum fressen, ist es sinnvoll, sie nach und nach daran zu gewöhnen, am Anfang wäre es dann z. B. wichtig, dass sie sich beim Fressen den Rücken zukehren.
In der ersten Zeit wird es voraussichtlich immer wieder zu kleineren, vielleicht auch einmal größeren Konflikten kommen, in deren Rahmen die beiden Fellnasen ihre Grenzen ausloten.
Streitereien zwischen Deinen beiden Fellnasen sind gerade in der ersten Zeit nicht auszuschließen.
Dein Ersthund war bisher der uneingeschränkte Herr im Paradies und muss nun lernen, zu teilen: Futter, Spielzeug, Platz und Deine Zuneigung. Eingreifen solltest Du nur, wenn einer Deiner Hunde eine spezielle Fürsorge braucht, weil er z. B. krank oder alt ist oder die Konflikte so heftig werden, dass die Gefahr von (ernsthaften) Verletzungen besteht. Sind alle Grenzen ausgelotet, stehen die Chancen für eine harmonische Partnerschaft nicht schlecht. Kommt es aber weiterhin zu dauerhaften und heftigen Konflikten, solltest Du gegebenenfalls auf professionelle Hilfe zurückgreifen, um Ruhe in die Hausgemeinschaft bringen zu können. Wichtig ist es hier natürlich, dass Du in der Pflicht bist, heftige Streitereien zwischen Deinen Hunden möglichst energisch zu unterbinden und Deine Fellnasen nicht einfach gewähren zu lassen.
Gleichberechtigung ist wichtig: Für beide Fellnasen sollten von Beginn an die gleichen Regeln gelten und beide sollten gleich behandelt werden – nur so fühlen beide sich gleich geliebt und respektiert, sodass das Risiko von Missstimmung in der Hundepartnerschaft sinkt.
Fazit
Die Entscheidung für oder gegen einen Zweithund sollte niemals leichtfertig getroffen werden. Ein Mehrhundehaushalt kann eine großartige Sache sein, stellt den verantwortlichen Zweibeiner allerdings vor viele kleinere und größere Herausforderungen. Dabei sollte auch immer der finanzielle Aspekt im Blick behalten werden. Liebe und Zuneigung sind wichtig, machen einen Zweithund allerdings weder satt noch gesund, wenn er plötzlich krank wird oder sich verletzt. Die Kosten gehören somit eindeutig zu den Nachteilen und sollten innerhalb Deiner Überlegung für oder gegen einen Zweithund realistisch bewertet werden.
Hast Du die Möglichkeit, einer weiteren bellenden Fellnase ein schönes, geborgenes und sicheres Zuhause zu bieten und ist Dein Ersthund ebenfalls bereit, einen weiteren Vierbeiner in Dein Haus und sein Herz zu lassen, steht dem wundervollen Projekt „Zweithund“ nichts mehr im Wege!