Farbenfroh, agil und kommunikativ – Prachtfinken im Überblick
Gouldamadine, Zebra-, Diamant- und Grasfink, Japanisches Mövchen und Binsenastrild – all diese Arten und noch viele weitere gehören zur Familie der Prachtfinken (Estrildidae). Und diesen Namen haben sie völlig zu Recht, denn „prächtig“ ist das Gefieder der kleinen Singvögel allemal! Ob leuchtende Gelb-, Lila- und Grüntöne wie bei der Gouldamadine, extravagante Muster wie beim Zebrafink oder schlichte Eleganz, wie sie das Japanische Mövchen präsentiert – hübsch und einzigartig sind sie alle! Doch nicht nur ihr äußeres Erscheinungsbild macht sie zu beliebten Heimtieren, sondern auch ihre Lebhaftigkeit, ihr agiles Wesen und ihre spannenden Verhaltensweisen, sozialen Fähigkeiten und Gesänge. Solltest auch Du mit dem Gedanken spielen, Deine vier Wände mit einem Pärchen oder einer kleinen Gruppe Prachtfinken zu teilen, bist Du hier genau richtig! In unserem Artikel möchten wir Dir wissenswerte Infos rund um Prachtfinken, ihr Verhalten und ihre Anforderungen vermitteln, sodass Du eine fundierte Entscheidung treffen kannst, ob ihr zueinander passt! 

Wie viele und welche Arten von Prachtfinken gibt es? 

Prachtfinken (Estrildidae) sind eine Familie innerhalb der Ordnung der Sperlingsvögel (Passeriformes), die je nach Klassifizierung 135 bis 140 Arten umfasst. Ihre natürlichen Verbreitungsgebiete liegen in Australien, Afrika und Asien, wobei die meisten Arten auf dem afrikanischen Kontinent beheimatet sind. Viele Prachtfinkenarten werden bereits seit Jahrzehnten auch als Heimtiere gehalten, dazu zählen zum Beispiel: 

  • der Wellenastrild (Estrilda astrild) mit seinem markanten roten Augenstreifen und dem feinen Wellenmuster am Körpergefieder; 
  • der Schmetterlingsfink (Uraeginthus bengalus) mit seiner leuchtend blauen Brust; 
  • das Muskatbronzemännchen (Lonchura punctulata) mit seiner hübschen mahagoni- bis schokoladenbraunen Färbung und der schwarz-weißen Schuppenmusterung am Bauch; 
  • der Diamantfink (Stagonopleura guttata) mit seinem leuchtend roten Schnabel, dem orangenen Augenring und den markanten weißen Flecken auf den schwarzen Flügeln; 
  • der Zebrafink (Taeniopygia castanotis) mit dem namensgebenden schwarz-weißen Streifenmuster, dem roten Schnabel und dem orangenen Wangenfleck bei männlichen Vertretern; 
  • die Gouldamadine (Chloebia gouldiae) mit ihrem farbenprächtigen, leuchtenden Gefieder und dem schwarzen, roten oder gelben Köpfchen 

und viele weitere. Wie die Beispiele zeigen, weisen die meisten Prachtfinken ein auffälliges Erscheinungsbild mit unterschiedlich gefärbtem Gefieder sowie teilweise sehr markanten Merkmalen auf. 

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Die Gouldamadine ist eine besonders farbenfrohe und auffällige Prachtfinkenart und gilt in ihrer Heimat als gefährdet.

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Der Australische Zebrafink ist wohl die beliebteste und am häufigsten anzutreffende Prachtfinkenart. In der Wildform lassen sich Männchen von Weibchen unter anderem durch den orangenen Wangenfleck unterscheiden.

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Das Muskatbronzemännchen stammt ursprünglich aus Südostasien, hat sich mittlerweile jedoch auch in anderen Regionen der Welt verbreitet. 

Generell handelt es sich bei Prachtfinken um recht klein bleibende Vögel mit einer durchschnittlichen Körpergröße von um die 13 cm. Ausreißer nach oben werden zum Beispiel durch die Spitzschwanzamadine bedingt, die aufgrund ihres langen Schwanzes 17 cm erreicht. Die meisten Prachtfinken ernähren sich von Sämereien und/oder Insekten. Je nach (Haupt-)Nahrungsquelle sind ihre Schnäbel somit entweder dick und kräftig oder eher länglich und dünn. Gemeinsam ist allen Prachtfinken ihr geringes Körpergewicht, das es ihnen ermöglicht, auf Getreide- oder Grashalmen zu sitzen, um zu fressen. 

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Ihr geringes Gewicht erlaubt es Prachtfinken, beim Fressen auf Grashalmen zu sitzen.

Die Lebensräume und die dort herrschenden klimatischen Bedingungen unterscheiden sich natürlich je nach Herkunft. Generell ist jedoch zu sagen, dass die meisten Arten eher trockene und sehr warme Habitate wie Steppen, Savannen, Weiden sowie Gegenden mit Strauchwerk oder Randregionen von Wäldern bevorzugen. Allerdings gibt es auch Arten mit ganz besonderen Ansprüchen. So mag es z. B. die Gouldamadine gerne noch etwas trockener und wärmer als andere Arten und lebt daher in der Halbwüste. Schilf- oder Binsendickichte bilden dagegen den bevorzugten Lebensraum des Binsen- und Sonnenastrilds. Als besonders spezialisiert erweist sich zum Beispiel die Hadesnonne, die auf schwimmenden Grasinseln eines der längsten Flüsse Neuguineas brütet und wegen dieses kleinen Verbreitungsgebiets besonders bedroht ist. 

Was brauchen Prachtfinken? Wichtige Aspekte der Haltung 

Es wird also deutlich: Prachtfink ist nicht gleich Prachtfink, weder in Bezug auf äußere Merkmale noch im Hinblick auf Lebensraum und Lebensweise. Daher ist es wichtig, sich vor dem Einzug eines Paares oder einer Gruppe von Prachtfinken über die präferierte Art kundig zu machen, um auch in den eigenen vier Wänden deren Bedürfnisse und Anforderungen bestmöglich zu erfüllen. So kann es zum Beispiel notwendig sein, spezielle Vorkehrungen in Sachen Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Gruppenzusammensetzung oder Ernährung zu treffen. Gleichwohl gibt es auch Parameter, die grundsätzlich bei allen Prachtfinkenarten dieselben sind, das heißt, Aspekte der Haltung, in der sich Zebra- nicht von Diamantfinken und diese wiederum nicht von Tigerastrilden oder einer anderen Art unterscheiden. Die wichtigsten Punkte haben wir im Folgenden für Dich zusammengefasst: 

1. Soziale Interaktion 

Einer der wichtigsten Aspekte, der für alle Prachtfinkenarten gleichermaßen gilt, ist, dass es sich um äußerst soziale und gesellige Vögel handelt, die in freier Wildbahn meist in kleinen Gruppen bzw. Schwärmen leben und auf komplexe Weise miteinander kommunizieren und interagieren. Der melodische Gesang der Männchen kann zum Beispiel dazu dienen, das Revier zu markieren oder Weibchen anzulocken. Ist ein Prachtfink aufgeregt oder möchte seine Dominanz kundtun, so wird er den Schwanz aufrichten oder sein Gefieder aufplustern. Ihre Zuneigung und hingebungsvolle Fürsorge untereinander zeigen sich in Verhaltensweisen wie gegenseitigem Putzen oder Füttern sowie spielerischen Interaktionen. Und natürlich vermittelt die Anwesenheit von Artgenossen ein Gefühl von Schutz und Sicherheit und sorgt für Beschäftigung. Das soziale Verhalten von Prachtfinken dient somit dazu, die Gruppenzugehörigkeit zu stärken, Kommunikation zu ermöglichen, Paarungspartner anzuziehen und die Gruppenkoordination und -sicherheit zu unterstützen. Diese sozialen Interaktionen tragen dazu bei, das Wohlbefinden und die Überlebensfähigkeit der Vögel in ihren natürlichen Lebensräumen zu fördern. 

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In freier Wildbahn leben Prachtfinken in kleinen Gruppen bzw. Schwärmen und sollten daher niemals alleine gehalten werden.

Da Prachtfinken also sehr soziale Vögel sind, sollten sie niemals allein gehalten werden. Natürlicherweise leben sie in Gruppen oder Paaren. Durch die Gesellschaft anderer Vögel können sie ihr natürliches Sozialverhalten ausleben, interagieren, kommunizieren und voneinander lernen. Alleine gehaltene Prachtfinken können sich einsam, gestresst oder gelangweilt fühlen und daraufhin Verhaltensstörungen wie Federrupfen oder Erkrankungen ausbilden. 

Welche Gruppenzusammensetzung sich als erfolgversprechend erweist und hoffentlich dauerhafte Harmonie verspricht, kann sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Art unterscheiden und sollte daher rechtzeitig in Erfahrung gebracht werden. In der Regel, so zum Beispiel bei den mit Abstand beliebtesten Prachtfinken, den Zebrafinken, ist die Gruppenhaltung mit einer geraden Anzahl an Tieren bei ausgeglichenem Geschlechterverhältnis (z. B. 2 Hähne, 2 Hennen) besonders empfehlenswert, um den natürlichen Verhaltensweisen der Finken möglichst nahe zu kommen. 

2. Fliegen als Grundbedürfnis

Dass Vögel fliegen müssen, um sich wohlzufühlen und gesund zu bleiben, klingt wie eine Binse, kann jedoch gar nicht oft genug wiederholt werden, um auf die Problematik zu kleiner Käfige und fehlenden Freiflugs hinzuweisen. Vögel, die nicht fliegen können, werden in ihren grundlegenden Bedürfnissen beschränkt und leiden unter entsprechenden Folgen, die nicht nur psychischer, sondern auch physischer Natur sind und z. B. eine Verkümmerung der Muskulatur beinhalten. Achte daher darauf, dass auch Deine kleinen Prachtfinken genug freie Fläche zum Fliegen haben – entweder durch täglichen Freiflug oder durch ausreichend Platz in einer großen Voliere oder einem Vogelzimmer.

3. Grundausstattung 

Neben einem ausreichend großen Gehege in Abhängigkeit von der Art und Anzahl der Vögel gibt es einige Dinge, die alle Prachtfinken benötigen Gehege. Der folgende Überblick soll Dir einen Eindruck vermitteln, was in der Grundausstattung auf keinen Fall fehlen sollte: 
  • Näpfe für Körnerfutter, Frischfutter, Wasser und Grit 
  • Sitzstangen mit unterschiedlichen Durchmessern, die auf verschiedenen Höhen angebracht werden 
  • Geeignete Einstreu, z. B. Holzspäne 
  • Vogelbad, ggf. Sandbad 
  • Beschäftigungs- und Knabbermaterial, z. B. für Vögel geeignete, unbehandelte Äste (gerne mit Laub) von Apfel-, Birnen- oder Kirschbaum, Buche, Birke, Weide oder Haselnuss; Spielzeug; Naturstreu (z. B. „Waldstreu“); Erlebnisfutter (z. B. Kolbenhirse, Darikolben), Stroh und andere Naturmaterialien u.v.m. 
  • UVB-Beleuchtung (flackerfrei, ggf. Vorschaltgerät benutzen) 
  • Ggf. Schlafhäuschen 

4. Ernährung und Fütterung 

Die meisten Prachtfinken sind Körnerfresser und sollten daher eine hochwertige Mischung aus verschiedenen Sämereien wie Hirse, Grassamen, Kanariensaat, Leinsamen usw. erhalten. Stelle in jedem Fall sicher, dass Deine Piepmätze jederzeit Zugang zu ihrem Grundfutter haben, und erkundige Dich im Vorfeld über etwaige, bei der Fütterung zu berücksichtigende Besonderheiten der von Dir präferierten Prachtfinkenart. Frisches Grünfutter wie Salatblätter, Spinat, Löwenzahn, Petersilie u.v.m. kann und sollte als Ergänzung zum Hauptfutter täglich angeboten werden. Proteine in Maßen komplettieren den Speiseplan – geeignet sind z. B. kleine Mengen von gekochten Eiern, Mehlwürmern oder Eifutter. Gestalte die Fütterung Deiner Prachtfinken möglichst abwechslungs- und variantenreich, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten. Die Überfütterung mit fett- und zuckerreichen Lebensmitteln sollte vermieden werden, um Übergewicht und gesundheitliche Probleme zu vermeiden. 

Darüber hinaus sollten Deine Schützlinge stets Grit, am besten in einer separaten Schale, zur Verfügung haben. Diese kleinen „Steinchen“ nehmen sie nach Bedarf auf, um eine funktionierende Verdauung im sog. Muskelmagen sicherzustellen. Die Steinchen helfen bei der mechanischen Zerkleinerung der Nahrung, um den Verdauungsprozess zu erleichtern. Selbstverständlich sollte immer frisches, sauberes Trinkwasser für Deine Piepmätze bereitstehen, um eine ausreichende Hydration sicherzustellen.

5. Gesundheitsvorsorge

Bei solch kleinen Wesen, wie Prachtfinken es sind, können vermeintliche Lappalien leider schnell zum (lebensbedrohlichen) Notfall werden. Naturgemäß zeigen Vögel recht spät, dass es ihnen nicht gut geht – und dann ist oftmals große Eile geboten, um ihnen zu helfen. Daher solltest Du Deine gefiederten Freunde aufmerksam beobachten, idealerweise regelmäßig einen Gesundheitscheck durchführen und bei Auffälligkeiten in ihrem Erscheinungsbild oder Verhalten einen vogelkundigen Tierarzt aufsuchen. 
Krankheitsanzeichen können z. B. sein: 
  • Veränderungen im Verhalten: z. B. plötzlicher Rückzug, Unruhe, Apathie, Aggressivität, Schläfrigkeit usw. 
  • Nahrungs- und Wasserverweigerung 
  • Veränderungen im Gefieder: z. B. struppiges, zerzaust wirkendes Federkleid, kahle Stellen, mattes oder verfärbtes Gefieder 
  • Atemprobleme: z. B. Anstrengung beim Atmen, keuchende Geräusche, offene Schnabelatmung, „Niesen“ etc. 
  • Augen- und Nasenausfluss, verklebte Augenlider 
  • Gewichtsverlust 
  • Veränderter Kot: z. B. Durchfall, verfärbter Kot 

Wichtig: Insbesondere bei Nahrungs- oder Wasserverweigerung, Durchfall und Atembeschwerden solltest Du möglichst noch am selben Tag einen Tierarzt aufsuchen. Hier findest Du weiterführende Infos, wie Erkrankungen bei Vögeln erkannt werden können. In der Rubrik „Gesundheit“ kannst Du Dich über häufige „Vogelkrankheiten“ erkundigen. 
 

Fazit 

Prachtfinken sind wundervolle Vögel, die mit ihrer Farbenpracht und ihrem charmanten Verhalten die Herzen vieler Vogelliebhaber erobern. Durch eine tiergerechte Haltung mit viel Platz zur Beschäftigung und zum freien Fliegen, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend soziale Interaktion können Prachtfinken ein erfülltes und glückliches Leben führen. Die Vielfalt an Arten bietet eine breite Auswahl für Dich, um die Prachtfinken zu finden, die am besten zu Deinen Bedürfnissen und Deinem Lebensstil passen. Erkundige Dich vor Einzug Deiner neuen gefiederten Freunde unbedingt über Besonderheiten der spezifischen Art, um womöglich notwendige Anpassungen in der Haltung vornehmen zu können. Künftigen Haltern und Halterinnen von Prachtfinken sollte klar sein, dass es sich eher um Beobachtungstiere handelt und eher weniger um Vögel, die engen Kontakt zum Menschen suchen und brauchen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel! In jedem Fall bringen Prachtfinken mit ihrem agilen und aktiven Wesen und ihren Gesängen und Rufen jede Menge Leben in die eigenen vier Wände!


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