Steckbrief Zebrafink
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Zebrafinken (Taeniopygia guttata) gehören zur Gattung der Prachtfinken (Estrildidae). Es werden zwei Arten unterschieden: der Australische Zebrafink und der Timor-Zebrafink. Da die zweite Art so gut wie nicht gehandelt wird, beschränken wir uns im Folgenden auf den Australischen Zebrafinken (Taeniopygia guttata castanotis).

Aussehen

Die Wildform des Zebrafinken erreicht eine Größe von etwa 11 cm bei einem Gewicht von 10 Gramm. Es handelt sich also um eher kleinere Prachtfinken. Es gibt einen ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus, das bedeutet, dass sich männliche Vögel (Hähne) deutlich von weiblichen (Henne) unterscheiden. Hähne sind an dem „Zebramuster“ an der Kehle zu erkennen. Sie haben außerdem ein schmales schwarzes Brustband, einen ausgeprägten rot-orangenen Wangenfleck und einen sehr intensiv rotfarbigen Schnabel. Die Weibchen sind in ihrem Erscheinungsbild unauffälliger: Ihr Gefieder ist von grau-brauner Farbe, die Zebrazeichnung und der Wangenfleck fehlen.

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Weibliche Zebrafinken der Wildform haben keinen Wangenfleck und kein Zebramuster. Es gibt jedoch auch rein weiße Vertreter der Art.

Die domestizierten Varianten werden deutlich schwerer und größer als die Wildform (bis zu 13 cm bei bis zu 40 Gramm). Außerdem hat die Zucht zahlreiche verschiedene Farbvarianten hervorgebracht – von ganz weißen Zebrafinken bis hin zu pastellfarbenen oder solchen mit schwarzen Wangen.

Ursprüngliche Verbreitung & Lebensweise

Wie der Name verrät, stammt der Australische Zebrafink ursprünglich vom australischen Kontinent, wo er weite Teile des Landesinneren besiedelt und lediglich an den Küstenregionen nicht vorkommt. Er lebt in eher trockenen Gebieten, meist aber an der Nähe von Wasserstellen. Zebrafinken lieben es, zu baden! In ihrer Heimat kommt es zu langen Dürreperioden ohne Wasser. Deshalb können die kleinen Überlebenskünstler im Notfall sogar einige Wochen ohne Trinken auskommen.

Eigentlich sind sie ortstreu, doch die Suche nach Wasser und Nahrung zwingt sie, oft umherzuziehen. Dazu treffen sich die Tiere in riesigen Schwärmen und brechen zur Futtersuche auf. Ansonsten leben sie in Schwärmen von 50 bis 100 Vögeln. Diese Schwärme setzen sich aus einzelnen Kolonien zusammen. Bei Sonnenaufgang treffen sie sich und bilden den Schwarm, verbringen den Tag gemeinsam und ziehen sich in der Dämmerung wieder in ihr eigenes Revier zurück.

Zebrafinken sind das ganze Jahr über paarungsbereit. Sie gehören zu den Höhlenbrütern und bevorzugen dementsprechend geschlossene Brutplätze. Das Männchen sucht den Platz aus und beginnt, nach Zustimmung des Weibchens, mit dem Nestbau. Das Weibchen beteiligt sich nicht am Errichten des Nestes, sondern zupft das fertige Gebilde zurecht und ordnet das Material. Jeden Tag wird ein Ei in das Nest gelegt, bis es schließlich vier bis sechs sind. Ab dem dritten Ei etwa beginnt das regelmäßige Bebrüten. Dabei wechseln sich Männchen und Weibchen ungefähr alle eineinhalb Stunden ab. Es dauert nach dem Brutbeginn noch mindestens elf Tage, bis die ersten Jungen schlüpfen. Zuerst sind sie noch völlig rosa, nackt und haben geschlossene Augen. Mit zwölf Tagen beginnt das Jugendgefieder zu sprießen. Bei guter Fütterung verlässt der Nachwuchs mit ca. 18 Tagen das Nest und sieht zu diesem Zeitpunkt schon fast wie die erwachsenen Tiere aus, nur ein kleines Stück an Größe fehlt noch. Das Fliegen ist ihnen nicht angeboren, sie müssen es erst lernen und oft scheitern die ersten Versuche, wobei die Kleinen viel Unterstützung von ihren Eltern bekommen. Zebrafinken werden etwa 5 bis 10 Jahre alt.

Tiergerechte Haltung

Unterbringung

Wie alle Prachtfinkenarten sind auch Zebrafinken sehr sozial und dürfen daher niemals alleine, sondern immer mindestens zu zweit gehalten werden. Am wohlsten fühlen sie sich in Gruppen, da dies ihrer natürlichen Lebensweise am ehesten entspricht. Die Verträglichkeit untereinander steigt mit der Anzahl der Tiere. Diese sollte gerade sein, sodass jeder Vogel einen Partner für sich finden kann. Bedenke, dass Zebrafinken sehr brutfreudig und dabei meist auch erfolgreich sind.

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Für die Haltung von Zebrafinken gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Wie bei den meisten Vögeln ist ein eigenes „Vogelzimmer“ mit dauerhafter Möglichkeit zum Freiflug zu empfehlen. So können die Tiere ihren enormen Bewegungsdrang am besten ausleben. Ein „Schlafkäfig“ sollte als Rückzugsort zur Verfügung stehen und von den Vögeln jederzeit selbstständig aufgesucht werden können.
  • Ist ein Vogelzimmer nicht umsetzbar, ist auch die Haltung in einem Käfig möglich. Für bis zu vier Tiere sollte das Vogelheim laut Informationsblatt gemäß § 21 TierSchG mindestens die Maße 80 x 40 x 60 cm (L x B x H) besitzen. Die TVT empfiehlt für zwei Zebrafinken die Mindestmaße von 120 x 60 x 100 cm (L x T x H). Im Sinne einer tiergerechten Haltung sollte immer das größere Maß gewählt werden! Voraussetzung für die Käfighaltung ist ein täglicher, mehrstündiger Freiflug. Da die Tiere nur sehr eingeschränkt zahm werden, kann es vorkommen, dass sie nicht von selbst in den Käfig zurückkehren und eingefangen werden müssen, was mit großem Stress verbunden ist. Daher ist die Haltung in einem Vogelzimmer die bessere Variante. Ist Freiflug nicht umsetzbar, brauchen sie eine große Voliere mit mindestens 2 Quadratmetern freiem Flugraum.
  • Die ganzjährige Außenhaltung ist möglich, wenn die Vögel einen frostfreien Schutzraum zur Verfügung haben, in den sie sich jederzeit zurückziehen können.

Beim Freiflug ist darauf zu achten, mögliche Gefahrenquellen zu entfernen oder abzusichern. Hierzu gehören beispielsweise giftige Pflanzen, Ventilatoren, Fenster und Spiegel, enge Spalte zwischen Möbeln, Elektrokabel u.v.m.

Die Käfiggitter sollten aus gesundheitlichen Gründen (Nagen) nicht verzinkt und nicht mit Kunststoff überzogen sein. Idealerweise verlaufen die Stäbe waagerecht, um den Vögeln das Klettern zu ermöglichen. Der Standort sollte keiner direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sein und vor Zugluft und plötzlichen Temperaturwechseln geschützt sein.

Als Bodenuntergrund sind staubarme Hanfeinstreu oder Buchenholzspäne geeignet. Außerdem sollte die Einrichtung zumindest Folgendes umfassen:

  • Sitzstangen aus Naturästen mit unterschiedlichen Durchmessern, sodass die Vögel immer wieder anders greifen müssen. Idealerweise werden diese nur auf einer Seite befestigt, sodass sie beim Landen leicht federn und die Gelenke schonen.
  • Gefäße für Futter, Wasser, Grit und Frischfutter
  • Badehaus
  • Einrichtungsgegenstände wie Leitern, Schaukeln, große Äste, dicke Baumwollseile etc.

Wichtig: Achte darauf, dass noch genug freier Flugraum zur Verfügung steht.

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Zebrafinken baden gerne und freuen sich über eine entsprechende Möglichkeit in ihrer Voliere. 

Die optimale Temperatur für Zebrafinken liegt bei 18 bis 25 Grad bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60 %. Da natürliches UV-Licht durch Fensterscheiben „herausgefiltert“ wird, brauchen die Finken eine UV-Lampe mit UVA- und UVB-Anteilen für das (Farb-)Sehvermögen und bestimmte Stoffwechselvorgänge. Bei der Verwendung von Leuchtstoffröhren muss mittels eines Vorschaltgeräts das „Flackern“ verhindert werden, da Vögel dieses im Gegensatz zum Menschen wahrnehmen können und dadurch stark irritiert werden. Auch Computer oder Fernsehgeräte verursachen das für Vögel unangenehme Flackern.

Zebrafinken sind tagaktiv und benötigen eine ausreichend lange Helligkeitsphase (10-12 Stunden). Abends ist für eine entsprechende Abdunkelung zu sorgen, damit die Vögel zur Ruhe kommen. Ein schwaches Licht kann in dunklen Räumen zur Orientierung verbleiben.

Beschäftigung

Die geringe Größe der Zebrafinken sollte nicht über ihren Bewegungsdrang und ihr Bedürfnis nach Abwechslung und Beschäftigung hinwegtäuschen. Neben dem so wichtigen Freiflug kannst Du wie folgt für Action und Spaß im Vogelheim sorgen:

  • Verstecke Leckerli im Gehege oder im Vogelzimmer und bringe hin und wieder an verschiedenen Stellen Kolbenhirse, Darikolben oder anderes „Erlebnisfutter“ an.
  • Biete Deinen Tieren eine vielfältige Einrichtung mit regelmäßig wechselnden Gegenständen.
  • Spendiere Deinen Lieblingen vogeltaugliches Spielzeug aus Holz, Pappe oder Kork
  • Lasse Deiner Phantasie freien Lauf und bastle mit Pappröhren zum Beispiel kleine Leckerli-Verstecke
  • Futterpflanzen in Keramiktöpfchen (Callisia, Katzengras etc.) ziehen die Vögel magisch an und werten das Gehege auch optisch auf
  • Biete Deinen Tieren unterschiedliche Naturmaterialien wie Heu, Stroh oder Kork sowie Naturäste – gerne samt Blüten und Blättern – an (geeignet sind zum Beispiel ungespritzte Obstbäume sowie Weide, Birke und Haselnuss).

Ernährung

Das Grundfutter für Zebrafinken ist eine ausgewogene Exoten-Mischung. Ergänzt werden sollte diese mit der täglichen Gabe von Frischfutter (grüne Pflanzenteile, Obst, Gemüse, Futterpflanzen wie Callisia oder Katzengras) sowie gelegentlich Keimfutter. Nicht verputzte Frisch- und Keimfutterreste sollten täglich entfernt werden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Zur Verdauung der Körner benötigen die Vögel dauerhaft Zugang zu Grit, das Du am besten in einer separaten Schüssel anbietest. Während der Mauser und der Brut kannst Du den erhöhten Proteinbedarf durch Eifutter decken. Sepiaschalen und Kalksteine sorgen für eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen. Frisches Trinkwasser sollte natürlich stets zur Verfügung stehen.

Gesundheit

Zebrafinken sind robuste kleine Vögel, die nicht sehr krankheitsanfällig sind. Durch eine tiergerechte Haltung (gesunde Ernährung, keine Einzelhaltung, ausreichend Freiflug und Beschäftigung) kannst Du die Grundlage für ein langes und gesundes Leben Deiner Tiere schaffen. Haltungsfehler führen dagegen zu unterschiedlichen Erkrankungen und Problemen. So können falsche Fütterung und Bewegungsmangel zu Stoffwechselstörungen und Verfettung führen, während ungeeignete Sitzstangen (fehlende Variation der Durchmesser, Sandpapierüberzug, Kunststoff) schmerzhafte Sohlenballengeschwüre verursachen können. Lichtmangel und zu trockene Luft führen zu Gefieder- und Atemproblemen. Insbesondere Einzelhaltung wirkt sich fatal auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Zebrafinken aus. Sie verkümmern, entwickeln Verhaltensstörungen und können krank werden.

Für wen eignen sich Zebrafinken?

Menschen, die Freude am Beobachten der agilen kleinen Quasselstrippen haben, werden viel Freude mit Zebrafinken haben. Wer dagegen Vögel möchte, die zahm werden, wird mit anderen Arten sicherlich glücklicher werden. Zebrafinken zeigen allgemein recht wenig Interesse an Menschen. Sie lassen sich zwar meist insoweit „zähmen“, dass keine Panik ausbricht, wenn man Futter und Wasser wechselt, aber viel mehr wird auch mit viel Geduld nicht zu erreichen sein. Dessen sollte man sich vor der Anschaffung bewusst sein. Zebrafinken sind in erster Linie Beobachtungstiere.

Fazit

Zebrafinken gehören zu den Prachtfinken und stammen ursprünglich aus Australien. Um fit und gesund zu bleiben, benötigen sie ausreichend Platz zum Fliegen, gesundes Futter und mindestens einen Artgenossen. Sie werden nicht so zahm wie andere Vögel und sind daher eher zum „Beobachten“ geeignet. Bei artgerechter Haltung ist dem Vogelfreund viel Freude an den putzmunteren Gesellen garantiert. Faszinierend ist es, das friedliche Leben zu betrachten. Sie stecken sich sogar mit verschiedenen Aktivitäten an. Wenn dann abends alle nacheinander entspannt die Köpfchen ins Gefieder stecken, kann man sicher sein, rundum zufriedene Zebrafinken zu pflegen.

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