FIP, kurz für Feline Infektiöse Peritonitis, ist die Ausprägung einer viralen Infektionskrankheit, an der grundsätzlich alle Katzen erkranken können. Jüngere Katzen im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren oder ältere Katzen ab circa 14 Jahren, aber auch gestresste oder geschwächte Tiere können aufgrund eines geschwächten oder noch nicht komplett ausgebildeten Immunsystems eine stärkere Anfälligkeit für FIP zeigen. Peritonitis bedeutet Bauchfellentzündung, sodass die Infektionskrankheit auch häufig als ansteckende Bauchfellentzündung bezeichnet wird. FIP wird durch eine Mutation Feliner Coronaviren (FCoV) ausgelöst und gilt als eine der häufigsten infektiösen Todesursachen bei Katzen.
FIP galt bislang als nicht heilbar und die bisherigen Therapieversuche zeitigten nur geringe Erfolge, sodass erkrankte Tiere in der Regel eingeschläfert werden müssen. Vielversprechende Medikamente, die in Deutschland allerdings noch nicht zugelassen sind, können einen FIP-Ausbruch mittlerweile heilen. Eine Impfung gegen FIP ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich und ihre Wirksamkeit wird in der Wissenschaft äußerst kontrovers diskutiert.
Eine neue Studie der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München macht Hoffnung, dass die Situation sich in Zukunft ändern könnte: Wissenschaftlern dort ist es gelungen, an FIP erkrankte Katzen durch die Gabe eines oralen Virostatikums erfolgreich zu therapieren. Virostatika sind Medikamente, die die Vermehrung oder Freisetzung von Viren hemmen und so zur Therapie viraler Infektionen eingesetzt werden können. Bevor das neue Medikament jedoch zugelassen werden kann, sollen Langzeitstudien dessen Wirksamkeit untermauern und ausschließen, dass es nach der Medikamentengabe zu einem erneuten Schub kommen kann.
Alle Informationen rund um die Feline Infektiöse Peritonitis haben wir Dir in unserem Artikel zusammengestellt!
Feline Coronaviren und FIP
Eine Infektion mit Felinen Coronaviren übersteht Dein robuster und gesunder Stubentiger in aller Regel schadlos, sie greift zumeist den Magen-Darm-Trakt an und kann sich in Symptomen wie z. B. Durchfall, Erbrechen oder seltener Fieber äußern, kann bei Katzen mit einem gesunden Immunsystem aber auch vollkommen symptomfrei verlaufen. Wichtig zu wissen ist im Übrigen, dass es sich bei einem Felinen Coronavirus um ein katzenspezifisches Virus handelt. Beim Menschen führt es zu keiner Erkrankung mit Covid-19. Das Virus erweist sich als sehr überlebensfähig und stabil sodass die Infektionsgefahr für Artgenossen im Mehrkatzenhaushalt sehr hoch ist. Außerhalb der Katze ist ein Felines Coronavirus bis zu sieben Wochen überlebensfähig. Der Übertragungsweg verläuft dabei über den Speichel oder das Nasensekret oder über den Kot der erkrankten Samtpfoten.
Bildet Deine Fellnase ausreichend Antikörper, um die Infektion bekämpfen zu können, wird sie im Regelfall nach einem milden Verlauf der Infektion schnell wieder auf dem Damm sein. Man geht davon aus, dass zumindest 70 % der Katzenpopulation oder sogar mehr eine Infektion mit einem Felinen Coronavirus überstanden haben und als dessen Träger gelten.
Ein Großteil der Katzenpopulation trägt das feline Coronavirus in sich – viele Kitten stecken sich bereits bei ihrer Mutter an.
Bei einem sehr geringen Teil dieser Katzen kommt es allerdings im Darm des betroffenen Tieres zu einer gefährlichen Mutation des Virus, und die Katze erkrankt dann an FIP. Die genauen Gründe dieser Mutation sind noch nicht erschöpfend erforscht.
Feline Infektiöse Peritonitis
Während eine Infektion mit dem Felinen Coronavirus (FCoV) meist einen milden Ausbruch gastrointestinaler (Magen-Darm-Trakt) Symptome hervorruft oder sogar symptomlos verlaufen kann, handelt es sich nach der Mutation des Virus FCoV bei der Felinen Infektiösen Peritonitis um eine schwerwiegende Erkrankung, die bisher in Deutschland nicht heilbar ist und eine immense Einschränkung der Lebensqualität des erkrankten Vierbeiners mit sich führt. Eine Behandlung erfolgt, wenn möglich, im Rahmen einer Kombination aus Entzündungshemmern und Immunsuppressiva. Die Therapie kann unter Umständen lebensverlängernd wirken. Wenn dadurch aber keine Besserung der Lebensqualität erzielt werden kann und diese Verlängerung nur das Leiden der Katze länger bzw. schlimmer macht, sollte sich jeder Katzenfreund die Frage stellen, ob die Möglichkeit des Einschläferns nicht die bessere Option darstellt.
Ausbruch und Symptome
Nach der Mutation des Felinen Coronavirus im Spikeprotein kommt es zu einer Veränderung der Zielzellen. Waren bisher die Darmzellen Ziel der Felinen Coronaviren, sind nun die Makrophagen (bestimmte Immunzellen) das Ziel. Die befallenen Makrophagen setzen nun Stoffe (Entzündungsmediatoren) frei, die Entzündungen hervorrufen. Diese können nun überall im Körper vorkommen, wodurch das Erscheinungsbild der Krankheit vielgestaltig sein kann. Zu den Symptomen können u. a. Appetitmangel sowie Müdigkeit, aber auch Fieber und leichte Atemprobleme zählen.
Abgeschlagenheit und Appetitlosigkeit können neben anderen zu den ersten Symptomen einer Felinen Infektiösen Peritonitis zählen.
Nach dem Abklingen dieser Symptome kann es einen unbestimmten Zeitraum später zum zweiten Stadium der Erkrankung kommen. Dann unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Arten von FIP, die aber auch in Kombination auftreten können: die feuchte bzw. exsudative und die trockene Form.
Feuchte bzw. exsudative Form der FIP
Bei der feuchten Form der FIP kommt es zu einer Entzündung der Blutgefäße durch die Entzündungsmediatoren. Im Laufe der Zeit tritt aus diesen Blutgefäßen Flüssigkeit aus, die sich im Bauchraum – seltener im Brustraum – sammelt. Diese sogenannte Bauchwassersucht ist ein typisches Kennzeichen der feuchten FIP: Die Katze selbst magert zunehmend ab, ihr Bauch gewinnt jedoch an Umfang und zeigt eine Birnenform. Durch die Flüssigkeit in der Körperhöhle entsteht ein kontinuierlicher Druck auf die inneren Organe, insbesondere auf die Lunge, sodass betroffene Katzen unter einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Atemnot zu leiden beginnen.
Katzen, die unter der feuchten bzw. exsudativen Form der FIP leiden, entwickeln eine Bauchwassersucht: Bei zeitgleicher Abmagerung gewinnt der Bauch stark an Umfang.
Trockene Form der FIP
Bei der trockenen Form der FIP können die inneren Organe, wie z. B. Milz, Leber und Nieren, sowie die Augen oder das Gehirn direkt von einer Entzündung betroffen sein. Zentralnervöse Symptome kommen hervorgerufen durch Entzündungen im Zentralnervensystem bei etwa einem Viertel der Katzen mit FIP vor. Auch im Auge kann dies zu einer entzündlichen Veränderung führen.
Beide Formen der FIP zeigen in der Regel einen schnellen Krankheitsverlauf, das heißt, dass die Symptome rasant, manchmal sogar innerhalb weniger Tage, schlimmer werden und es zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität der betroffenen Tiere kommt, sodass eine Einschläferung der Katze oft unumgänglich wird.
Diagnose
Die Diagnose der Felinen Infektiösen Peritonitis erweist sich als äußerst schwierig – insbesondere bei der trockenen Form, die eine recht diffuse Symptomlage aufweist.
Eine valide Diagnose einer FIP erweist sich für den Tierarzt oft als schwierig!
Es ist zwar möglich, das Vorhandensein von Antikörpern gegen Feline Coronaviren nachzuweisen, dies allein ist aber noch kein Indiz dafür, dass eine Katze tatsächlich an FIP leidet. Denn viele Katzen überstehen eine Coronainfektion, ohne dass es zu einer Mutation kommt, sie tragen dann zwar diese Antikörper in sich, erkranken aber nicht an FIP.
Besteht der Verdacht einer exsudativen FIP, kann eine Entnahme der Flüssigkeit durch eine Punktierung der Bauchhöhle vorgenommen werden. Findet sich in dieser ein erhöhter Gehalt an Felinen Coronaviren, ist das Vorliegen einer FIP möglich. Dieses Verfahren ist aber veraltet und nicht besonders aussagekräftig. Der Goldstandard ist der Nachweis von FCoV-Antigen (Anteilen des Virus) in Makrophagen in betroffenem Gewebe mittels feingeweblicher Untersuchung und Färbeverfahren.
Therapie
Eine erfolgreiche Therapie gibt es in Deutschland bisher noch nicht, sodass FIP in den meisten Fällen tödlich endet. In einigen Fällen kann durch eine Kombination aus Entzündungshemmern und Immunsuppressiva, die die überschießende Entzündung herabsetzen sollen und damit zur Linderung der Symptome beiträgt, ein wenig Zeit gewonnen werden. Zusätzlich kann mit Infusionen, Punktionen der Flüssigkeit und spezieller Proteindiät unterstützt werden. Oft leidet eine an FIP erkrankte Katze jedoch so stark, dass der Tierarzt eine Einschläferung als Option zur Diskussion stellen wird.
Bei einer akuten FIP bestehen für eine Katze kaum Überlebenschancen – im schlimmsten Fall bleiben ihr nur noch wenige Tage. Allerdings wird Schätzungen zufolge davon ausgegangen, dass nur 5 – 12 % der Katzen, die ein Felines Coronavirus in sich tragen, tatsächlich an FIP erkranken. Bei gesunden Katzen mit einem starken Immunsystem ist die Gefahr einer Mutation des Virus geringer.
Allerdings steht FIP momentan auch im Fokus unterschiedlicher, durchaus vielversprechender Studien, sodass hier die Hoffnung besteht, dass es in Zukunft eine Aussicht auf eine erfolgreiche Behandlung von FIP geben wird und die wirksamen Medikamente auch in Deutschland zugelassen werden.
FIP-Impfung
Die Möglichkeit, Katzen gegen FIP zu impfen, besteht bereits seit vielen Jahren. Die Wirksamkeit des Impfstoffes gilt jedoch als äußerst umstritten. Wenn die Katze bereits mit Felinen Coronaviren infiziert wurde, ist eine Impfung generell abzulehnen. Ob eine Impfung für Deine Katze sinnvoll sein kann, solltest Du mit Deinem Tierarzt besprechen.
Tipps zum Umgang mit Felinen Coronaviren
Eine Infektion mit Felinen Coronaviren führt bei den meisten Katzen zu einem milden Krankheitsverlauf oder zeigt sich sogar vollkommen symptomfrei. Dennoch besteht immer die Möglichkeit der Mutation und einer anschließenden, meist tödlich verlaufenden FIP-Erkrankung. Zudem sind Coronaviren auch außerhalb des Tieres überlebensfähig und hochansteckend. Sie werden durch Speichel, Nasensekret und in den meisten Fällen durch Kot übertragen. Eine Ansteckung erfolgt fast immer dort, wo viele Katzen auf engem Raum zusammentreffen. Dies ist z. B. in Tierheimen der Fall, aber auch in Mehrkatzenhaushalten. Beherbergen Deine eigenen vier Wände also mehr als eine Fellnase, ist eine angemessene Hygiene ein absolutes Muss, um der Ausbreitung von Coronaviren Einhalt zu gebieten. Zudem ist ein gesundes Immunsystem wichtig – hier können eine stressfreie Wohnumgebung und eine tiergerechte Ernährung einen positiven Einfluss nehmen.
Fazit
FIP ist eine recht seltene, aber äußerst schwere und meist tödlich verlaufende Erkrankung, für die es in Deutschland bisher noch keine zugelassene Therapie gibt. Impfstoffe stehen zwar zur Verfügung, deren Wirksamkeit sehr unterschiedlich ausfallen kann und daher als umstritten gilt.
FIP wird durch eine Mutation von Felinen Coronaviren ausgelöst, die nur selten auftritt .
Feline Coronaviren werden durch Körpersekrete übertragen, sind sehr ansteckend und überleben bis zu mehreren Wochen auch außerhalb des Tieres. Gerade dort, wo viele Katzen auf engem Raum zusammentreffen, ist die Gefahr einer Ansteckung dementsprechend hoch, sodass hier intensiv auf eine angemessene Hygiene insbesondere der Katzentoiletten geachtet werden sollte.
Ein Großteil der Hauskatzenpopulation kommt irgendwann mit dem Felinen Coronavirus in Kontakt – von wenigen Ausnahmen abgesehen verlaufen nachfolgende Infektionen mild oder sogar symptomfrei – nur ein Bruchteil der betroffenen Katzen erkrankt an FIP. Zudem besteht die Hoffnung, dass sich in Zukunft die Behandlungsmethoden von FIP erheblich verbessern werden.