Kropfentzündung bei Vögeln
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Dein Wellensittich reibt seinen Kopf am Napf oder anderen Einrichtungsgegenständen, macht schnelle Kopfbewegungen, würgt und erbricht schließlich Körner und Schleim? Würgen und Erbrechen von Futter und Schleim ist das typische Symptom einer Kropfentzündung bei Wellensittichen und anderen Ziervögeln. Eine Kropfentzündung ist für Vögel äußerst schmerzhaft und sollte daher so schnell wie möglich behandelt werden. Daher gilt bei Verdacht auf Kropfentzündung: ab zum Tierarzt und keine Zeit verlieren! In unserem Blogartikel erfährst Du mehr zum Thema Kropfentzündung bei Vögeln und wir geben Tipps zur Vorbeugung.

Was ist der Kropf?

Der Kropf ist eine sackartige Ausstülpung der Speiseröhre und je nach Vogelart unterschiedlich gut entwickelt. Insbesondere bei Vögeln, die große Nahrungsmengen speichern müssen, kann er stark ausgeprägt sein. Er ist Teil des Verdauungssystems und dient dem Vorquellen bzw. dem Einweichen der Nahrung, bevor diese in der Speiseröhre weitertransportiert wird. 

Krankheit oder Symptom?

Eine Kropfentzündung ist genau genommen keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, dem unterschiedliche Ursachen oder Erkrankungen zugrunde liegen können, ähnlich wie zum Beispiel Durchfall oder Schnupfen. Meist ist die Entstehung multifaktoriell, das heißt, es spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Durch eine Reizung der Kropfschleimhaut haben Bakterien, Viren und Pilze leichtes Spiel: Sie „setzen“ sich quasi auf die gereizte Schleimhaut und können sich dort ungehindert vermehren und zu ernsthaften Krankheitsanzeichen führen. Somit spielen oftmals sowohl infektiöse als auch nichtinfektiöse Ursachen eine Rolle.

Ursachen einer Kropfentzündung

Ein häufiger Auslöser für eine Kropfschleimhautreizung und eine damit verbundene Entzündung findet sich in der Einzelhaltung von Vögeln, die zum Beispiel einen Spiegel oder Plastikvogel als „Partnerersatz“ vorgesetzt bekommen. Vögel füttern ihren Partner oftmals, indem sie Nahrungsbrei aus dem Kropf hervorwürgen. Der „Partner“ in Form eines Spiegels oder Plastikvogels kann die Nahrung natürlich nicht annehmen, woraufhin der Vogel den Brei wieder hinunterschluckt. Durch die vergeblichen wiederholten Versuche der Partnerfütterung und das damit verbundene Hochwürgen und Runterschlucken des Nahrungsbreis wird die Kropfschleimhaut stark gereizt und in Mitleidenschaft gezogen. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern bildet die ideale Grundlage für die Vermehrung von Bakterien, Viren und Pilzen. Eine Kropfentzündung ist die Folge. Weitere Ursachen für eine Schleimhautreizung und schließlich eine Entzündung sind zum Beispiel giftige Zimmerpflanzen, stark säurehaltiges Obst, gewürzte Essensreste oder verschluckte Fremdkörper.

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Wichtig: Auch zu große Körnermischungen für kleinere Vögel (z. B. Großpapageien-Mischungen für Wellensittiche) können Kropfentzündungen verursachen. Es ist daher immer darauf zu achten, dass die verwendete Körnermischung auf die jeweilige Vogelart abgestimmt ist.

Des Weiteren können auch ein Vitamin-A-Mangel und Erkrankungen wie Gicht oder Nierenschwäche eine Kropfentzündung verursachen. Zuletzt sind verschiedene durch Bakterien, Viren, Parasiten und Pilze ausgelöste Erkrankungen, die auch den Kropf befallen können, zu nennen, beispielsweise Trichomonaden und Vogelpocken.

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Das vergebliche "Partnerfüttern" von Spiegeln oder Plastikvögeln ist eine der häufigsten Ursachen für Kropfentzündungen. Daher sollte auf tierschutzwidriges Zubehör wie dieses unbedingt verzichtet werden. Es führt nicht zur zu Kropfentzündungen, sondern kann auch andere Erkrankungen und Verhaltensstörungen zur Folge haben. 

Symptome einer Kropfentzündung

Eine Kropfentzündung äußert sich durch die folgenden Symptome:

  • Verklebtes Gefieder im Kopfbereich und/oder am Hals
  • Hervorwürgen von Futter und/oder Schleim
  • Verdickung des Kropfes
  • Schnupfen und Husten
  • Appetitmangel
  • Erbrechen
  • Fauliger Schnabelgeruch (insb. bei Trichomonaden-Infektion)
  • Evtl. Aufplustern, Apathie, Teilnahmslosigkeit

Die Symptome können sowohl stark als auch schwach ausgeprägt sein. Außerdem können sie isoliert oder in Kombination auftreten. Erbrechen stellt bei Vögeln einen Notfall dar, da sie an dem Erbrochenen ersticken können. Je nach Grunderkrankung können noch weitere Symptome hinzukommen. Sind beispielsweise Vogelpocken der Auslöser einer Kropfentzündung, können zusätzliche Symptome dieser Krankheit wie eitrige und schließlich aufplatzende Bläschen am Schnabel auftreten.

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Hier ist die Verdickung des Kropfes sehr gut zu erkennen. 

Diagnose

Wenn Du die Vermutung hast, dass Dein Vogel unter einer Kropfentzündung leidet, solltest Du ihn unverzüglich zum Tierarzt bringen, denn eine solche Infektion ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern kann auch äußerst gefährlich werden und mitunter, je nach Erreger und Symptomen, auch tödlich sein. Um die Ursache festzustellen, wird Dein Tierarzt je nach Ausprägung der Symptome eine Kotuntersuchung veranlassen, einen Kropfabstrich vornehmen und/oder Deinen Vogel röntgen. Nur so kann der Auslöser verlässlich bestimmt und eine erfolgversprechende Therapie eingeleitet werden.

Behandlung

Eine Kropfentzündung wird abhängig von der Ursache mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt. Liegt eine bakterielle Infektion vor, wird Dein Tierarzt Deinem Vogel Antibiotika verschreiben, bei Pilzen kommen Antimykotika zum Einsatz und bei einer Infektion mit Parasiten (zum Beispiel durch Trichomonaden) werden Antiparasitika verwendet. Sind mehrere Erreger an der Kropfentzündung beteiligt, ist eine kombinierte Anwendung mehrerer Präparate nötig. Eventuell muss Dein Tierarzt Kropfflüssigkeit absaugen, um zu verhindern, dass Dein Vogel erstickt. Auch Infusionen und Zwangsfütterung sind oftmals notwendig, um den Allgemeinzustand zu verbessern. Lässt sich die Kropfentzündung auf Haltungsfehler wie Einzelhaltung zurückführen, müssen diese behoben werden, um ein Wiederauftreten zu verhindern. Der Hygiene kommt während der Behandlung und als Prophylaxe eine entscheidende Bedeutung zu, so müssen zum Beispiel Wasser- und Futtergefäße mehrmals täglich heiß gewaschen werden. 

Fazit

Nicht jede Krankheit lässt sich verhindern, doch oftmals haben wir als Vogelhalter großen Einfluss auf das Wohlbefinden und das Immunsystem unserer Tiere und somit auf die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung und den Krankheitsverlauf. Die Grundlage für ein langes und gesundes Vogelleben bildet eine tiergerechte Haltung: genug Platz, Freiflug, Artgenossen, gesundes Futter, Bewegung und Beschäftigung. 

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