Der Feline Diabetes mellitus – umgangssprachlich auch als „Katzendiabetes“ bezeichnet – ist eine schwerwiegende Stoffwechselerkrankung, die sich durch einen chronisch hohen Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) auszeichnet und in der Regel auf eine Störung der Insulinproduktion oder -verwertung zurückzuführen ist. Da sich die Symptome häufig schleichend entwickeln und insbesondere zu Beginn womöglich kaum auffallen, erfolgt die Diagnose leider oftmals erst sehr spät, wenn bereits (irreversible) Schäden aufgetreten sind, etwa eine Beeinträchtigung der Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen, Nerven- oder Augenschäden sowie Herzkreislauferkrankungen. Da Diabetes bei Katzen immer häufiger vorkommt und bei fehlender Behandlung tödlich enden kann, ist es wichtig, über die (Früh-)Symptome Bescheid zu wissen, um der Fellnase möglichst frühzeitig die Behandlung zukommen zu lassen, die sie braucht. In unserem Artikel haben wir das Wichtigste zum Thema Diabetes bei Katzen für Dich zusammengefasst.
Entstehung & Ursachen
Die Entstehung von Diabetes mellitus bei Katzen beruht auf einem komplexen Prozess, der in erster Linie mit dem Insulinstoffwechsel und der Regulierung des Blutzuckerspiegels verbunden ist. Insulin ist ein Hormon, das in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, und zwar immer dann, wenn nach einer Mahlzeit der Blutzuckerspiegel steigt, weil die in der Nahrung enthaltenen Kohlenhydrate zu einem Zucker (Glukose) umgewandelt werden. Das produzierte und freigesetzte Insulin sorgt dafür, dass die Körperzellen, zum Beispiel in den Muskeln, die Glukose aus dem Blut aufnehmen und als Energiequelle nutzen können. Diese Energie benötigt der Körper, um normal zu funktionieren. Indem die Zellen die Glukose aus dem Blut aufnehmen, wird zugleich der Blutzuckerspiegel wieder gesenkt, was ebenfalls von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit ist, denn chronisch hohe Blutzuckerspiegel können zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen, so zum Beispiel zu Nieren-, Augen- und Nervenschäden sowie Herzkreislauferkrankungen.
Bei Diabetes mellitus ist also entweder die Insulinproduktion oder die Insulinverwertung gestört, sodass der geschilderte Prozess nicht mehr richtig funktioniert. Die Folge ist ein chronisch hoher Blutzuckerspiegel mit all seinen negativen Folgen auf den Körper und somit die Gesundheit und Lebensqualität der Fellnase.
Diabetes Typ 1 und Typ 2
Je nachdem, wo der „Fehler“ liegt, wird zwischen zwei Typen von Diabetes unterschieden, dem Typ-1- und dem Typ-2-Diabetes, wobei Letzterer mit bis um die 80 % die häufigste Form des „Katzendiabetes“ darstellt.
Der seltene Typ-1-Diabetes entsteht hauptsächlich aufgrund einer unzureichenden Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse. Dieser Zustand kann durch autoimmune Prozesse, genetische Anomalien oder durch Schädigungen der Betazellen verursacht werden, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Beim Diabetes Typ 1 sind die Betazellen nicht in der Lage, ausreichend Insulin zu produzieren, was zu einem signifikanten Anstieg des Blutzuckerspiegels führt.
Bei Typ-2-Diabetes entwickelt sich dagegen eine sog. Insulinresistenz. Dies bedeutet bzw. hat zur Folge, dass die körpereigenen Zellen, vor allem Muskel-, Leber- und Fettzellen, nicht mehr so auf Insulin reagieren können, wie sie es sollten. Dieser Verlust an Insulinsensitivität kann auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden, darunter Übergewicht, ungesunde Ernährung und genetische Faktoren.
Spielen, Klettern, Krallenwetzen - Bewegung ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit von Katzen, auch zur Vorbeugung von Übergewicht und Diabetes.
Übergewicht ist der zentrale Risikofaktor und führt dazu, dass sich Fettgewebe im Körper ansammelt, insbesondere im Bauchbereich. Dieses Fettgewebe produziert entzündungsfördernde Stoffe, die die Insulinempfindlichkeit der Zellen herabsetzen. Wenn die Zellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren, benötigt der Körper größere Mengen des Hormons, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die erhöhte Insulinproduktion in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse kann schließlich zu deren Erschöpfung führen, sodass sie quasi zuerst sehr viel und dann immer weniger Insulin produzieren, wodurch es auf lange Sicht zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels und zu einem Typ-2-Diabetes kommt.
Neben Übergewicht spielt auch das Alter der Katzen eine Rolle: Ältere Fellnasen ab etwa 8 Jahren haben ein höheres Risiko zu erkranken. Auch die Genetik macht sich, wie geschrieben, bemerkbar. So gibt es Rassen, die ein deutlich höheres Risiko aufweisen als andere, dazu gehören zum Beispiel Burmesen und Siamkatzen. Auch Ernährungsfaktoren, insbesondere eine kohlenhydratreiche Kost, kann die Krankheit fördern, da Kohlenhydrate im Körper zu Zucker umgewandelt werden und somit immer mehr Insulin benötigt wird, um diesen zu verarbeiten. Darüber hinaus können auch Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder Schilddrüsenüberfunktion das Risiko für die Entwicklung von Diabetes erhöhen.
Symptome
Die Symptome von Diabetes bei Katzen, sowohl bei Typ 1 als auch bei Typ 2, sind häufig subtil und entwickeln sich schleichend, was es schwierig machen kann, die Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Zu den häufigsten Anzeichen gehören ein gesteigertes Trinkverlangen (Polydipsie) und vermehrtes Urinieren (Polyurie). Katzen, die an Diabetes leiden, können trotz Normal- oder Übergewicht einen signifikanten Gewichtsverlust erfahren, da ihr Körper die Energie aus der Nahrung nicht effizient nutzen kann. Diese Katzen zeigen häufig auch einen erhöhten Appetit, während sie gleichzeitig an Gewicht verlieren – ein weiteres typisches Symptom der Erkrankung (Vorsicht, diese Symptome können auch auf Stoffwechselerkrankungen hindeuten, sollten aber in jedem Fall abgeklärt werden).
Übermäßiges Trinken ist oftmals eines sehr ersten auffälligen Symptome.
Zusätzlich zu diesen Anzeichen können betroffene Katzen lethargisch erscheinen und weniger aktiv sein. Ein schlechter Fellzustand ist ebenfalls häufig zu beobachten; das Fell kann stumpf und ungepflegt wirken. Jedes einzelne dieser Symptome sollte Dich bereits aufhorchen lassen und rechtfertigt einen Besuch beim Tierarzt, aber gerade die Kombination dieser Krankheitsanzeichen kann auf einen Diabetes hinweisen, sodass tierärztlicher Rat nun unabdingbar wird.
Diagnose
Die Diagnose von Diabetes bei Katzen erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischen Untersuchungen, Anamnese und spezifischen Blut- und Urinuntersuchungen. Tierärzte suchen nach erhöhten Blutzuckerspiegeln bzw. erhöhten Glukosewerten, die auf Diabetes hinweisen. Bei der Untersuchung des Urins der Katze kann manchmal Zucker gefunden werden, was ebenfalls ein Hinweis auf die Erkrankung ist. Der Grund dafür ist, dass der Blutzucker über die Nieren ausgeschieden wird. Ein Fruktosamin-Test kann dazu verwendet werden, den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der Katze über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen zu bestimmen und vorübergehende Erhöhungen aufgrund von Stress auszuschließen.
Mittels dieser Untersuchungen und Indikatoren kann die Diagnose Diabetes gestellt und eine Behandlung eingeleitet werden.
Behandlung
Die Behandlung von Diabetes bei Katzen kann mehrere Ansätze umfassen, wobei die Insulintherapie in der Regel die Hauptbehandlung darstellt. Bei den meisten diabetischen Katzen ist es notwendig, Insulin zu injizieren, um die Blutzuckerwerte zu regulieren. Dies erfolgt normalerweise ein- bis zweimal täglich. Die genaue Dosierung hängt von den individuellen Bedürfnissen der Katze ab und wird durch den Tierarzt bestimmt.
Ernährungsumstellungen sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung bei der Behandlung von Diabetes. Viele Tierärzte empfehlen eine spezielle Diät mit hohem Proteingehalt und niedrigem Kohlenhydratanteil. Ein solcher Futterwechsel kann dazu beitragen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und das Gewicht der zu Katze kontrollieren. Es ist wichtig, die Futtermenge zu kontrollieren und die regelmäßigen Fütterungszeiten einzuhalten, um die Insulinbehandlung effektiv zu unterstützen.
Eine spezielle Diät mit hohem Protein-, aber niedrigem Kohlenhydratanteil ist wichtig, um eine weitere Verschlechterung des Gesundheitszustands zu verhindern.
Zusätzlich zur Insulintherapie und Ernährungsanpassung ist ein gezieltes Gewichtsmanagement entscheidend. Übergewichtige Katzen sollten behutsam und nachhaltig abnehmen, um gesunde Gewichtsziele zu erreichen und die Insulinresistenz zu verringern bzw. die Insulinempfindlichkeit zu verbessern.
Die regelmäßige Überwachung der Blutzuckerwerte, also eine Messung des Blutzuckers, ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Behandlung, insbesondere, um den Erfolg einer eingeleiteten Therapie zu verifizieren. Diese können entweder im Rahmen der Routineuntersuchungen beim Tierarzt oder durch regelmäßige Tests zu Hause erfolgen. So kann man z. B. Urinsticks in den Urin halten. Dafür gibt es extra spezielle Einstreu, die nicht saugt, sodass man am Boden der Katzentoilette den Streifen eintauchen kann.
Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind bei einem Diabetes von großer Wichtigkeit.
Falls andere gesundheitliche Probleme vorliegen, wie z. B. Schilddrüsenerkrankungen, sollten diese natürlich ebenfalls behandelt werden.
Pflege von Katzen mit Diabetes
Die Pflege einer diabetischen Katze erfordert Engagement und Aufmerksamkeit. Es ist empfehlenswert, die Fellnase stets zu denselben Zeiten mit einer gleichbleibenden Menge zu füttern, um die Blutzuckerwerte möglichst stabil zu halten. Etwaige Insulin-Injektionen sollten genau nach den Anweisungen bzw. dem Behandlungsplan des Tierarztes durchgeführt werden.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unerlässlich, um den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und gegebenenfalls Anpassungen an der Medikation vorzunehmen. Auch ist es wichtig, aufmerksam auf Veränderungen im Verhalten oder Gesundheitszustand der Katze zu achten, zum Beispiel auf vermehrten Durst oder Hunger, ihr Aktivitätsniveau und Gewicht.
Stelle sicher, dass Deine Katze, insbesondere wenn sie älter oder geschwächt ist, in einer sicheren und ruhigen Umgebung lebt, um Stress zu minimieren.
Fazit
Feliner Diabetes mellitus bzw. Katzendiabetes ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die nicht unterschätzt werden sollte. Ein gesunder Lebenswandel, zu dem die Vermeidung von Übergewicht, eine ausgewogenen und kohlenhydratarme Ernährung sowie ausreichend Bewegung zählen, kann helfen, die Gefahr der Entwicklung eines Diabetes Typ 2 zu verringern. Hier bist natürlich Du als Katzenfreund gefragt, Deiner Samtpfote ein ebensolch gesundes Leben zu ermöglichen.
Erkrankt Deine Fellnase trotz aller Vorsorge dennoch an Diabetes Typ 2 oder verfügt sie über eine genetische Prädisposition für Typ 1, gilt es, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen, um ihr dennoch ein schönes Leben zu ermöglichen und ihre Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Nach der Diagnose ist es dann wichtig, in enger Zusammenarbeit mit Deinem Tierarzt eine entsprechende Futterumstellung oder Futteranpassung vorzunehmen, das Gewicht sowie den Blutzucker Deiner Katze regelmäßig zu prüfen und eine angepasste Medikation zu verabreichen. Haben Du und Deine Fellnase sich an die geänderten Bedingungen Eures Zusammensein eingestellt und schaffst Du Deinem tierischen Mitbewohner ein stressfreies und gemütliches Wohnumfeld, steht einer glücklichen Fortsetzung Eures Zusammenlebens dennoch nichts im Wege.