Wasserwerte im Süßwasser-Aquarium
Die Bewohner und die Pflanzen in Deiner Unterwasserwelt sind auf ein stabiles Ökosystem angewiesen, das bedeutet, dass ihnen ihr Lebensraum Wasser möglichst konstant gute Werte bieten muss, damit sie sich dauerhaft wohlfühlen können. Neben dem Sauerstoffgehalt und der Temperatur kommen hierbei andere Werte ins Spiel, die die Qualität des Wassers beeinflussen und in bestimmten Parametern liegen sollten, damit das Ökosystem in Deinem Aquarium Fischen, Garnelen, Schnecken und Pflanzen die passenden Lebensbedingungen bietet. Wichtige Größen sind dabei u. a. der pH-Wert, die Gesamt- und Karbonathärte sowie der Gehalt an Nitrat, Nitrit und Ammoniak sowie Phosphat.
Das auf den ersten Blick recht komplex wirkende Zusammenspiel dieser Akteure kann man jedoch auch ohne ein Grundstudium der Naturwissenschaften verstehen und mithilfe unterschiedlicher Testverfahren gut im Blick behalten, um Deinen Pfleglingen jederzeit ideale Bedingungen zu bieten. Gerne beraten Dich unsere Kolleginnen und Kollegen in unseren Erlebnismärkten vor Ort dazu und testen Dein Aquarienwasser professionell und verlässlich digital, um Dir einen Überblick über die Wasserwerte in Deinem Becken zu geben.

null

Einige Wasserwerte solltest Du regelmäßig kontrollieren – wie z. B. den pH-Wert. Gerne testen unserer Kolleginnen und Kollegen vor Ort Deine Wasserwerte digital genau!

Die folgende Zusammenfassung erklärt, welche Wasserwerte im Aquarium eine wichtige Rolle spielen und in welchem Zusammenhang sie stehen. Wichtig zu wissen ist dabei, dass die genauen Werte natürlich immer von dem Besatz Deiner Unterwasserwelt abhängen und generalisierende Aussagen schwierig sind, da Fisch keineswegs gleich Fisch ist und sich der eine z. B. einen höheren pH-Wert wünscht als der andere. Generell gilt, dass viele Fische und andere Aquarien-Bewohner äußerst sensibel auf Schwankungen innerhalb der Wasserqualität reagieren können und bei sich rasant oder häufig ändernden Bedingungen innerhalb ihrer Lebenswelt unter Stress geraten, krank werden oder verkümmern können.
Entsprechen die einzelnen Werte Deines Aquarienwassers den Bedürfnissen der Bewohner und Pflanzen in Deiner Unterwasserwelt, bietest Du ihnen ein stabiles Ökosystem mit sauberem und gesundem Wasser, das ihr Wohlbefinden fördert.

Erfahre im Folgenden alles Wissenswerte über den pH-Wert, die Gesamt- und Karbonathärte sowie den Gehalt von Nitrat, Nitrit und Ammoniak sowie Phosphat im Süßwasser-Aquarium.

pH-Wert und CO2

Der pH-Wert misst den Säuregrad von Wasser und zählt zu den wichtigsten Werten der Aquaristik – er sagt aus, ob das Wasser sauer und weich, neutral oder basisch bzw. alkalisch und hart ist. Ein Wert von 7 gilt als neutral, ein Wert darunter als sauer, Werte darüber als basisch bzw. alkalisch. Von Stufe zu Stufe steigt der pH-Wert übrigens um das Zehnfache, sodass ein Wert von 6 zehnmal saurer ist als ein Wert von 7. In Abhängigkeit zum jeweiligen Besatz des Beckens ist ein pH-Wert zwischen ungefähr 6 und 8 passend, wobei die Ansprüche der jeweiligen Fische natürlich variieren können. So wünschen sich z. B. Diskus-Fische einen pH-Wert zwischen 6 und 7 – Fische aus dem Malawi-See wie z. B. der Labidochromis hongi sweden einen Wert zwischen 7,5 und 8,5 oder sogar etwas höher.

null

Diskus-Fische bevorzugen saures und weiches Wasser mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7.

Wie bei allen Wasserwerten im Aquarium ist es wichtig, dass auch der pH-Wert keinen allzu großen bzw. abrupten Schwankungen unterworfen ist, denn dann geraten Deine Aquarien-Bewohner unter Stress und können krank werden, sodass eine regelmäßige Überprüfung des pH-Wertes durchaus sinnvoll ist.
Die einzelnen Wasserwerte stehen natürlich nicht isoliert, sondern agieren im komplexen Zusammenspiel untereinander, sodass pH-Wert, CO2-Gehalt und Karbonathärte einander beeinflussen. CO2 ist wichtig für das Pflanzenwachstum in Deinem Aquarium, da es für die Photosynthese benötigt wird – ist der CO2-Gehalt jedoch zu hoch, sinkt der Sauerstoffgehalt des Wassers und es kommt zu einer Unterversorgung Deiner Aquarien-Bewohner mit Sauerstoff. Bei einem höheren, aber nicht zu hohen CO2-Wert und wenig Karbonathärte entsteht ein saures Milieu mit einem pH-Wert unter 7. Bei weniger CO2 und viel Karbonathärte liegt der pH-Wert über 7, sodass ein basisches bzw. alkalisches Milieu entsteht. Liegt der pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5, ist der CO2-Gehalt für die meisten Fische unbedenklich und sie werden mit ausreichend Sauerstoff versorgt. In den meisten Aquarien liegt der CO2-Gehalt bei ungefähr 20 – 30 mg/ l.

Karbonathärte

Die Karbonathärte (KH), die manchmal auch als Alkalinität oder temporäre Härte bezeichnet wird, wird in der Einheit °dKH angegeben. Die Karbonathärte definiert die Menge der an Karbonate oder Hydrogenkarbonate gebundenen Erdalkali-Ionen und zählt daher eigentlich zur Gesamthärte. Im Rahmen vieler gängiger Testverfahren wird jedoch nicht die Karbonathärte im engeren Sinne gemessen, sondern das Säurebindungsvermögen des Wassers, da auch Karbonate und Hydrogenkarbonate berücksichtigt werden, die nicht an Erdalkalimetalle gebunden sind. Die Karbonathärte zeigt also an, wie viel Säure in Deinem Aquarium z. B. durch den Boden, Steine und Wasser aufgenommen bzw. gebunden werden kann, ohne dass der pH-Wert steigt oder sinkt – als Puffer stabilisiert sie also den pH-Wert und verhindert für Deine Unterwasserwelt gefährliche Schwankungen. Die Karbonathärte selbst variiert in Abhängigkeit zum CO2-Gehalt, der von den im Aquarium ablaufenden biologischen Prozessen beeinflusst wird. Leben in Deiner Unterwasserwelt afrikanische Buntbarsche aus dem Malawi- oder Tanganjika-See wie z. B. der Labidochromis Yellow Kakusa benötigst Du einen recht hohen pH-Wert und somit auch eine höhere Karbonathärte. Niedrige pH-Werte für ein saures Milieu gehen andererseits auch mit einer geringeren Karbonathärte einher. In einem Malawi- oder Tanganjika-See-Aquarium kann die Karbonathärte daher einen Wert von bis zu 20 °dKH erreichen, während sie in den meisten anderen Gesellschaftsaquarien in einem Bereich von 5 – 16 °dKH liegt – in Becken mit sehr geringem bzw. ganz ohne Besatz kann sie noch niedriger sein, wobei sie nicht unter 5 °dKH sinken sollte.

null

Fische aus dem Malawi-See wie z. B. der Labidochromis Yellow Kakusa bevorzugen einen hohen pH-Wert und viel Karbonathärte.

Gesamthärte

Die Gesamthärte (GH) ergibt sich aus der Menge der im Wasser gelösten Ionen von Erdalkalimetallen, zu denen z. B. Calcium (Ca) und Magnesium (Mg) zählen, die im Süßwasser-Aquarium eine wichtige Rolle spielen. Andere Erdalkalimetalle wie z. B. Strontium (Sr) und Beryllium (Be) sind hingegen von sekundärer Bedeutung. Gemessen wird die Gesamthärte in „Grad deutscher Härte“ (°dH oder °dKH).
Aufgrund der Gesamthärte lässt sich sagen, ob Wasser weich (0 – 7 °dH), mittelhart (7 – 14 °dH) oder hart ist (über 14 °dH). Viele Fische und (Zwerg-)Garnelen fühlen sich in weichem und saurem Wasser mit einem pH-Wert unter 7 und einer niedrigen Gesamthärte am wohlsten – insbesondere für die Fortpflanzung und die Aufzucht des Nachwuchses. So bevorzugt z. B. der Blehers Rotkopfsalmler einen pH-Wert zwischen 5,5 und 6,8 bei einer Gesamthärte von 2 – 10 °dH.

null

Bei einem geringen pH-Wert und einer Gesamthärt von 2 – 10 °dH fühlen Deine kleinen Rotkopfsalmler sich richtig wohl.

Dennoch benötigen die Fische und Pflanzen in Deiner Unterwasserwelt natürlich Calcium und Magnesium – so z. B. für das Wachstum von Knochen, Panzern oder Gehäusen bzw. für die Bildung von Chlorophyll im Rahmen der Photosynthese.

Stickstoffkreislauf im Aquarium

Verschiedene biochemische Prozesse bestimmen den Stickstoffkreislauf in Deiner Unterwasserwelt, der für die Aufrechterhaltung einer konstant hohen Wasserqualität und das Wohlbefinden aller Aquarien-Bewohner von essentieller Bedeutung ist. Im Rahmen dieser Prozesse werden Stickstoffverbindungen umgewandelt, sodass schädliche Substanzen abgebaut werden können. Welche Werte für den Stickstoffkreislauf in Deinem Aquarium eine wichtige Rolle spielen, erfährst Du im folgenden Überblick.


Ammonium (NH4) und Ammoniak (NH3)

Durch eiweißhaltige organische Abfälle gelangt Ammonium in das Wasser Deines Aquariums – so z. B. durch das Futter: Die im Futter enthaltenen Proteine, die Deine Aquarien-Bewohner zum Muskelaufbau benötigen, werden von ihnen verstoffwechselt und Ammonium wird als Restprodukt über die Kiemen ausgeatmet. Ammonium an sich ist für Deine Fische zwar relativ ungefährlich, herrscht in Deinem Becken jedoch ein alkalisches Milieu bzw. liegt der pH-Wert über 7, entsteht Ammoniak und dieses ist für Deine Aquarien-Bewohner bereits in sehr geringen Konzentrationen giftig. Das bedeutet, dass die Belastung durch Ammoniak an den pH-Wert gebunden ist: Je höher der pH-Wert und in Korrelation dazu der CO2-Gehalt ist, desto höher ist auch die Ammoniak-Konzentration.

null

Auch durch Futter gelangt Ammonium ins Aquarienwasser.

Da Ammoniak für Deine Aquarien-Bewohner bereits in geringen Dosen giftig bzw. tödlich sein kann, sollte es daher im Wasser Deines Beckens nicht nachweisbar sein. In einem funktionierenden Ökosystem endet der biochemische Prozess an dieser Stelle jedoch nicht, sondern es kommt zur schrittweisen Umwandlung des Ammoniums bzw. Ammoniaks durch unterschiedliche Bakterien – diesen Prozess bezeichnet man als Nitrifikation.

Nitrit (NO2) und Nitrat (NO3)

In der ersten Phase der Nitrifikation werden Ammonium und das giftige Ammoniak durch unterschiedliche Bakterienarten in Nitrit umgewandelt – zu den Bakterien, die diese Aufgabe erfüllen, zählt u. a. die Gattung Nitrosomonas. Sie gehören zu den aeroben ammoniumoxidierenden Bakterien – vereinfacht erklärt, oxidieren sie im Rahmen eines entsprechenden Stoffwechselprozesses das Ammoniak durch die Reduktion eines Sauerstoffmoleküls zu Wasser, wofür vier Elektronen benötigt werden und zusätzliche Energie freigesetzt wird. Für diesen Prozess brauchen die Bakterien Sauerstoff.
Nitrit ist für Fische jedoch ebenfalls giftig, denn es verhindert die Aufnahme von Sauerstoff, da es sich an die roten Blutkörperchen Deiner Fische hängt. Auch wenn die Toleranz Deiner Aquarien-Bewohner gegenüber Nitrit variieren kann und z. B. Amanogarnelen etwas höheren Belastungen standhalten können als andere Garnelen-Arten, sollte Nitrit in Deinem Becken ebenfalls nicht nachweisbar sein.

null

Amanogarnelen gelten als robust und anpassungsfähig – nur gegenüber Kupfer reagieren sie äußerst empfindlich.

Wiederum unter der Beteiligung aerober Bakterien wird in der zweiten Phase der Nitrifikation das Nitrit nun zu dem für Deine Fische unbedenklichen Nitrat oxidiert. Zu den Bakterien-Arten, die hierfür zuständig sind, zählt u. a. die Nitrobacter.
Stellt sich Nitrat für Deine Fische als harmlos heraus, kann es bei Deinen Garnelen ganz anders aussehen. Denn Nitrat hemmt die Jod-Produktion von Garnelen, sodass es zu einer Störung bei der Produktion des Häutungshormons kommen kann. Sind die Nitrat-Werte für Deine Garnelen zu hoch, kann es daher zu Problemen bei der Häutung kommen, die sich sogar als tödlich erweisen können. Daher sollte in einem Aquarium, in dem z. B. Garnelen der Neocaridina-Arten gehalten werden, ein geringerer Nitrat-Wert von circa 10 mg/l angestrebt werden, während z. B. in einem Becken mit Goldfischen durchaus höhere Konzentrationen von bis zu 25 mg/l erlaubt sind – normalerweise sollte der Nitrat-Wert im Aquarium ungefähr zwischen 5 und 15 mg/l liegen.

null

Süßwassergarnelen der Neocaridina-Arten benötigen niedrige Nitrat-Werte, um sich problemlos häuten zu können.

Phosphat (PO4)

Auch Phosphat gelangt als das Ergebnis der Verstoffwechselung organischer Materialien in das Wasser Deines Aquariums – so z. B. durch abgestorbene Pflanzenteile oder Fischkot sowie Futter. Allerdings ist Phosphat auch in höheren Mengen nicht gefährlich für die Bewohner Deiner Unterwasserwelt, vielmehr gilt der Phosphatgehalt als allgemeiner Parameter für die Belastung des Aquarien-Wassers – so steigt der Wert z. B. im Fall einer Überfütterung oder mangelnden Pflege – liegt der Phosphatgehalt bei einem Wert von nicht mehr als 0,2 mg/l, zeugt dies in aller Regel von einer recht guten Wasserqualität. In einem Aquarium, in dem der Schwerpunkt auf einer gut gedeihenden Bepflanzung liegt, dürfen die Phosphat-Werte mit circa 1 mg/l auch durchaus höher sein, da Phosphat Deinen Pflanzen als Nährstoff dient.

null

In Aquarien, in denen der Fokus auf der Bepflanzung liegt, kann der Phosphat-Wert auch höher liegen.

Fazit

Ein Aquarium ist ein ökologisch komplexes System, das nur funktionieren kann, wenn es sich im Gleichgewicht befindet. Die Wasserwerte Deiner Unterwasserlandschaft müssen dabei auf die Bedürfnisse der Bewohner, die dort leben, zugeschnitten sein – diese können sich individuell unterscheiden und sollten die jeweiligen Grenzwerte weder über- noch unterschreiten. Das Feld der Wasserchemie erscheint dabei auf den ersten Blick unendlich weit, unübersichtlich und komplex – konzentriert man sich jedoch auf die relevanten Basiswerte und deren jeweilige Zusammenspiele und überprüft diese regelmäßig, kommt schnell Licht ins Dunkel und die Wasserchemie scheint plötzlich viel weniger ein Buch mit sieben Siegeln zu sein.
Wichtig ist es, die einzelnen Wasserwerte regelmäßig zu kontrollieren, um schnell eingreifen zu können und Schwankungen in der Wasserqualität zu verhindern. Denn auf diese reagieren viele Aquarien-Bewohner sensibel. Viele Probleme, die sich hinsichtlich der Wasserwerte ergeben, lassen sich übrigens minimalinvasiv durch das regelmäßige Durchführen angepasster Teilwasserwechsel beheben.

Gerne beraten unsere Kolleginnen und Kollegen in unseren Erlebnismärkten vor Ort Dich rund um das Thema Wasserwerte im Süßwasser-Aquarium, stehen Dir mit Rat und Tat zur Seite und testen Dein Aquarienwasser professionell digital, damit Du jederzeit einen Überblick über pH-Wert & Co hast.


Empfohlene Produkte

slide 4 to 6 of 50

Weitere interessante Blogartikel für Dich

Fortpflanzung im Süßwasser-Aquarium
06.03.2024

Maulbrüter, Lebendgebärende, Substrat- oder Freilaicher? In unserem Artikel haben wir Dir viele spannende Details zum faszinierenden Balz- und Fortpflanzungsverhalten Deiner Aquarienfische zusammengestellt!

Steckbrief Guppy
05.11.2023

Die geselligen Guppys lassen Dein Aquarium zu einer farbenfrohen Unterwasserwelt und einem echten Blickfang werden! Alle wichtigen Informationen rund um den beliebten Zierfisch findest Du hier.

Was tun bei Stromausfall im Süßwasseraquarium?
04.07.2023

Besitzt Du ein Aquarium? Dann ist ein Stromausfall sicher ein Albtraum, der Dich nachts plagt! Für einen ruhigen Schlaf haben wir Dir hier einige Maßnahmen zur Überbrückung eines Stromausfalls zusammengestellt!