Mit ihrer markanten Erscheinung, ihren präzisen Bewegungen und ihren beeindruckenden Überlebensstrategien zählen die auch als Gottesanbeterinnen bekannten Mantiden zu den faszinierendsten Insekten, die sich inzwischen einer immer größer werdenden Beliebtheit als Terrarien-Tiere erfreuen – und das nicht ohne Grund. Denn viele Mantiden erweisen sich nicht nur als erstaunlich spannend zu beobachtende Heimtiere, sondern auch als äußerst unkomplizierte Terrarien-Bewohner, deren Haltung auch für Einsteiger in das spannende Hobby der Terraristik problemlos möglich ist.
Die entstehenden Kosten sind zudem verglichen mit anderen Haustieren eher gering und es entsteht vorerst keine langjährige Verantwortung wie z. B. bei einem Hund oder einer Katze. Mantiden eignen sich als Heimtiere zudem auch gut für Kinder und Jugendliche, um gemeinsam mit den Eltern einen verantwortungsvollen Umgang mit den tierischen Mitgeschöpfen zu erlernen und erste Erfahrungen und Erkenntnisse über das Funktionieren komplexer Ökosysteme zu sammeln.
Mantiden sind Meister der Tarnung und der Täuschung – sie überraschen ihre Beute präzise geplant mit ihren blitzschnellen Reflexen und ergreifen sie innerhalb eines Sekundenbruchteils, und zwar sechsmal schneller als der Lidschlag eines Menschen!
Als trockenes Blatt getarnt, ist die Deroplatys desiccata auf den ersten Blick kaum zu entdecken.
Erfahre in unserem Steckbrief alle wissenswerten Informationen rund um die Mantiden, deren Herkunft, Verhalten, Aussehen, Lebensweise, Ernährung und Fortpflanzung sowie Tipps zu ihrer tiergerechten Unterbringung und Pflege. Auch geben wir Dir hier Antworten auf häufig gestellte Fragen.
2017 wurde die Mantis religiosa in Deutschland übrigens zum Insekt des Jahres gewählt, um auf ihre Bedeutung für das Ökosystem und ihren Beitrag zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes der Insektenpopulation hinzuweisen.
Herkunft
Die Mantiden zählen zu den Insekten, von denen weltweit circa eine Million Arten bekannt sind, von denen allein in Deutschland 33.000 anzutreffen sind. Die auch als Gottesanbeterinnen bekannten Mantiden gehören zu den sogenannten Fangschrecken und damit zu den Fluginsekten – auch wenn die Weibchen ihre Flügel meist nur zum Abfangen von Stürzen oder zum Drohen nutzen und diese bei einigen Arten sogar zurückgebildet sind. Die einzige in Deutschland und Österreich zu findende Mantiden-Art ist die Mantis religiosa, die sich im Zuge der immer heißeren Sommer und deutlich milderen Winter auch hier angesiedelt hat.
Über 2.400 unterschiedliche Fangschrecken-Arten sind weltweit bekannt, sie sind auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktika beheimatet. Alle Arten sind überwiegend wärmeliebend, erweisen sich aber oft als äußerst anpassungsfähig, was Temperatur, Licht und Feuchtigkeit betrifft. Einige Arten gelten hinsichtlich ihrer Haltung im heimischen Terrarium als äußerst unkompliziert, andere Arten, wie z. B. die Orchideenmantis, stellen hohe Ansprüche an ihre Pflege.
Als Blüte einer Orchidee getarnt, lockt die wunderschöne und prächtig gefärbte Orchideenmantis ihre Beute an.
Lebensweise
Die meisten Mantiden-Arten sind tagaktive Lauerjäger, die oft über mehrere Stunden in ein und derselben Position verharren können. Ihre einzigartige Anatomie und ihre blitzschnellen Reflexe sind dabei die Voraussetzungen für eine präzise Planung und eine erfolgreiche Durchführung ihres Beutezuges und machen sie zu einer höchst effizienten Jägerin. Die aus einem Oberschenkel und einem dornenbesetzten Unterschenkel bestehenden Fangarme enden in einer großen ebenfalls mit Dornen versehenen Klaue. Wie ein Klappmesser kann der Unterschenkel mit der gefährlichen Klaue pfeilschnell hervorschießen und die Beute innerhalb eines Sekundenbruchteils zuweilen sogar aus der Luft fangen. Lauert eine Gottesanbeterin ihrer Beute auf, hebt sie ihre Fangbeine und legt sie eng an den Körper an – dieser sogenannten Lauerstellung verdankt sie auch ihren Namen.
Ihre effiziente Tarnung ergibt sich zum einen durch ihre Fähigkeit zur stundenlangen Reglosigkeit, zum anderen durch ihre Färbung und Form, die perfekt an die jeweilige Umgebung angepasst sind und die Mantiden so sowohl vor potentiellen Beutetieren als auch eventuellen Fressfeinden tarnen. Die artspezifische Körperform und Farbe variieren dabei in Abhängigkeit zu der jeweiligen Lebensumgebung der einzelnen Mantiden-Arten. Gemein ist allen Arten, dass sie sich durch Nachahmung bemühen, ihre Umgebung zu imitieren, um sich bestmöglich tarnen zu können. Sie folgen damit dem Prinzip der Mimese und ahmen Teile von Pflanzen wie z. B. Zweige, Blätter oder Blüten nach.
Effektiv und für ihre Beute äußerst gefährlich: Mantiden verschmelzen mit ihrer Umgebung und werden nahezu unsichtbar.
Anhand ihrer jeweiligen Erscheinung lässt sich so übrigens auch gut eine optimale Einrichtung des Terrariums ableiten: Tarnt Deine Mantis sich als Blatt, sollten Blätter einen großen Anteil der Einrichtung ausmachen.
Für die Haltung von Mantiden im heimischen Terrarium solltest Du auch immer die in dem jeweiligen Herkunftsland geltenden Bedingungen insbesondere hinsichtlich der Lebensweise Deiner Pfleglinge beachten – zwei Faktoren sind dabei von spezieller Bedeutung: Zum einen der Untergrund, auf dem Deine Mantis sich bevorzugt aufhält und dem sie sich im Rahmen der Mimese anpasst, und zum anderen die klimatischen Bedingungen der Umgebung.
Hinsichtlich des Untergrundes ist z. B. die Nähe zum Boden ausschlaggebend: So finden sich Mantiden-Arten, die sich bevorzugt auf Ästen, Zweigen, Blättern oder Blüten aufhalten, während andere Arten gern in Bodennähe, direkt am Boden oder im Laub leben. Wieder andere Arten halten sich gern an sonnigen Plätzen wie z. B. Steinen auf. Hinsichtlich der klimatischen Bedingungen gilt es, das jeweilige Wärme-, Licht- sowie Luftfeuchtigkeitsbedürfnis der einzelnen Mantiden-Arten zu berücksichtigen.
Tiergerechte Unterbringung und Pflege
Um Deine Mantiden im heimischen Terrarium tiergerecht unterbringen und pflegen zu können, solltest Du Dich im Vorfeld natürlich genau über die jeweiligen Bedürfnisse Deiner Mantis erkundigen, die von Art zu Art variieren können – so z. B. hinsichtlich ihrer Wünsche nach Wärme. Unsere Kolleginnen und Kollegen in unseren
Erlebnismärkten stehen Dir hier gern mit Rat und Tat zur Seite und helfen Dir bei all Deinen Fragen weiter – schau doch einfach mal vorbei!
Generell gilt jedoch, dass Mantiden einzeln gehalten werden sollten, da sie als Carnivoren auch, und zwar gerade in der Heimtierhaltung, durchaus zu Kannibalismus neigen können und Artgenossen als alternatives Futterangebot fehlinterpretieren könnten. Das Terrarium Deiner Gottesanbeterin sollte in jedem Fall gut durchlüftet sein und zumindest über die Maße 20 x 20 x 30 cm, besser jedoch, insbesondere bei großen Arten, 30 x 30 x 45 cm verfügen, um Deinen Insekten ausreichend Platz zu bieten. Als Substrat kann z. B. Kokosfaser, Sphagnum Moos, Tortoise Bedding oder Terra Basis zum Einsatz kommen. Die Rückwand kannst Du mit Moos und Pflanzen verzieren, dafür kannst Du einen Plantscaper verwenden und im Anschluss Erde auf die Klebereste streuen. In jedem Fall solltest Du einige Äste und Zweige aufstellen. Pflegst Du in Deinem Terrarium z. B. eine Riesen-Totes-Blatt-Mantis, die sich gern in Bodennähe oder direkt am Boden aufhält, solltest Du Laub und Blätter verteilen. Auch Pflanzen, Kunstpflanzen und gegebenenfalls blühende Pflanzen können die Einrichtung komplettieren, wenn Du in Deinem Terrarium z. B. eine Blütenmantis pflegst.

Mantiden sollten einzeln gehalten werden – in einem Terrarium, das entsprechend ihren Bedürfnissen eingerichtet ist.
Die weitere Ausstattung, die Du für die Pflege benötigst, ist überschaubar: Neben einer Pinzette benötigst Du ein Thermometer, ein Hygrometer, eine passende Beleuchtung, eine Sprühflasche oder eine Beregnungsanlage, wobei Staunässe unbedingt vermieden werden sollte, sowie Futterinsekten. Für wärmeliebende Mantiden-Arten brauchst Du zudem eine Wärmequelle, um für die passenden Temperaturen zu sorgen – hier solltest Du Dich über die klimatischen Bedingungen des Herkunftslandes Deiner Mantiden erkundigen.
Ernährung
Mantiden sind Carnivoren – genauer Räuber bzw. Lauerjäger. Die meisten Arten ernähren sich von lebenden Insekten, wie z. B. Frucht-, Gold- oder Schmeißfliegen. Auf dem Menüplan größerer Arten wie z. B. der Deroplatys desiccata stehen dagegen auch Heimchen oder Schaben. In der freien Wildbahn erbeuten große Mantiden auch schon einmal Mäuse, kleine Vögel oder Eidechsen – dies ist jedoch eher die Ausnahme.
Bei ihrem Beutezug begibt sich die Gottesanbeterin in Lauerstellung, dafür steht sie meist auf vier Beinen und zieht ihre Fangarme eng an den Körper. Hat sie ihre Beute ins Visier genommen, schlägt sie blitzschnell zu und ergreift diese innerhalb eines Sekundenbruchteils und ist dabei sechsmal schneller als der Lidschlag eines Menschen.
Mantiden sind effiziente Jägerinnen, deren perfektionierte Strategien der Beute oft keine Chance lassen.
Für die Fütterung im heimischen Terrarium gilt die Faustregel, dass die Futtertiere eine Größe von zwei Dritteln der Körperlänge Deiner Gottesanbeterin nicht überschreiten sollten. Weibchen können in Abhängigkeit zu ihrer eigenen Größe und der der Futtertiere etwas häufiger gefüttert werden als Männchen.
Fortpflanzung
Ab der vierten oder fünften Häutung lassen sich die Geschlechterunterschiede zwischen weiblichen und männlichen Mantiden gut erkennen: So verfügen Männchen über acht Bauchsegmente am Abdomen, die Weibchen über sechs. Beim Männchen verjüngen sich diese auch als Sterniten bezeichneten Segmente Richtung Hinterkörper, bei den Weibchen sind alle Sterniten gleichgroß. Je nach Art unterscheiden die Geschlechter sich auch durch ihre jeweilige Farbe und Größe – so ist z. B. das Männchen der Orchideenmantis sehr viel kleiner als sein weibliches Pendant. Auch können die Fühler des Männchens verdickt sein.
Gottesanbeterinnen zeigen ein ausgeprägtes Balzverhalten, dies dient dazu, dass das kleinere Männchen sich dem größeren Weibchen nähern kann, ohne Gefahr laufen zu müssen, von diesem gefressen zu werden. Dies kann vorkommen, ist allerdings sehr viel seltener der Fall, als allgemein angenommen wird.
Je nach Art werden nach der Paarung 300 – 400 Eier in circa sechs bis zehn Eipaketen, den sogenannten Ootheken, abgelegt. In der Natur werden diese meist an Äste, Zweige, Blätter oder Blumenstengel geklebt, damit der Nachwuchs nach dem Schlupf direkt ein reichhaltiges Nahrungsangebot vorfindet und sich nicht oder nur in geringem Maße über seine Geschwister hermacht, was bei den kannibalistisch lebenden Gottesanbeterinnen keine Seltenheit ist. Nach drei bis sechs Wochen schlüpfen die Jungtiere – je nach Art häuten sie sich dann sechs- bis zehnmal, bis sie ausgewachsen sind und als adulte Tiere gelten.
Die Eier der Mantiden werden in sogenannten Ootheken abgelegt und z. B. an Blätter, Äste oder Zweige geklebt.
Bei europäischen Arten der Gottesanbeterin, wie z. B. der Mantis religiosa, verzögert sich der Schlupf des Nachwuchses durch die sogenannte Diapause um ungefähr acht Wochen – dies ist den klimatischen Bedingungen geschuldet, da es in den Wintermonaten in Europa durchaus kälter werden kann als in den (Sub-)Tropen und so sichergestellt wird, dass der Nachwuchs erst schlüpft, wenn die Temperaturen warm genug sind.
Fragen und Antworten zu Mantiden
1. Welche Mantiden eignen sich für Anfänger?
Viele Mantiden-Arten erweisen sich hinsichtlich ihrer Haltung als recht pflegeleicht und unkompliziert, sodass sie sich auch gut für Anfänger bzw. Einsteiger in das Hobby der Terraristik eignen können. Zu diesen zählen insbesondere Arten, die sich bei Zimmertemperatur ab 22 °C wohlfühlen, wie z. B. die Parasphendale affinis, die Creobroter sp. YUNNAN (Blütenmantis), die Phyllocrania paradoxa (Geistermantis), die Hierodula membranacea (Indische Riesengottesanbeterin) sowie die Prohierodula picta, die der Indischen Riesengottesanbeterin sehr ähnlich ist, allerdings einer etwas höheren Luftfeuchtigkeit bedarf.
Besonders wärmeliebende Arten, die oft auch eine höhere Luftfeuchtigkeit bevorzugen – wie z. B. Papua Schildmantis oder die Riesen-Totes-Blatt-Mantis, eignen sich allerdings eher für Fortgeschrittene, die schon über eine gewisse Erfahrung in der Haltung der schönen Insekten verfügen. Die Orchideenmantis gilt als sehr anspruchsvolle Terrarien-Bewohnerin und sollte daher nur von Experten mit einem umfangreichen Erfahrungsschatz gehalten werden.
2. Warum sollte man eine Gottesanbeterin melden?
In der Vergangenheit zählten Gottesanbeterinnen in Deutschland sowie Österreich zu den seltensten Insekten. Um ihre Verbreitung näher beleuchten und besser dokumentieren zu können, war es hilfreich, z. B. dem NABU Sichtungen der Mantis religiosa zu melden. Die Aktion des NABU wurde bereits 2023 beendet, allerdings gibt es in einigen Bundesländern sowie in Österreich weiterhin ähnliche Projekte, die die Verbreitung der Gottesanbeterin und vieler anderer seltenen oder bedrohten Insekten erforschen und Naturfreunde darum bitten, Sichtungen zu melden und damit selbst zu Forschern zu werden, dieses Vorgehen bezeichnet man auch als Citizen-Science-Methode. Dabei ist es wichtig, den Fund fotografisch festzuhalten, damit die jeweiligen Experten eine sichere Artenzuordnung vornehmen können. Gottesanbeterinnen und viele andere seltene Insekten stehen übrigens unter besonderem Schutz und dürfen der Natur daher nicht entnommen werden, um sie als Heimtiere zu halten.
3. Sind Mantis gefährlich?
Ob Gottesanbeterinnen gefährlich sind oder nicht, ist natürlich eine Frage der Perspektive. Für ihre Beutetiere erweist sich die Mantis religiosa als mächtiger Prädator mit Sicherheit als äußerst gefährlich, während sie sich z. B. für eine Fledermaus als vollkommen ungefährlich erweist und viel eher als willkommener Snack enden wird. Für den Menschen sind Mantiden ungefährlich, da sie nicht giftig sind oder stechen und sie mit ihren Kauwerkzeugen die menschliche Haut nicht durchdringen können.
4. Können Gottesanbeterinnen beißen?
Einen Menschen wird eine Gottesanbeterin nicht beißen, vielmehr wird sie bei dessen Anblick die Flucht ergreifen, um sich in Sicherheit zu begeben. Allenfalls wird sie ihre Flügel aufstellen, um größer zu wirken und dem Menschen so zu drohen, aber zum Angriff wird sie nicht übergehen.
5. Wie lange leben Mantiden?
Ab dem Zeitpunkt des Schlüpfens beträgt die Lebenszeit von Mantiden circa ein Jahr, sehr große Arten können bei Zimmertemperatur ein Alter von bis zu zwei Jahren erreichen.