Steckbrief Vogelspinne
Ihren Namen verdankt die Vogelspinne vermutlich der bekannten Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian (1647 – 1717), die aufgrund ihrer genauen Beobachtungsgabe, ihrer klaren Darstellungsweise und ihrer künstlerischen Begabung als eine der wichtigsten Wegbereiterinnen der modernen Insektenkunde gilt. Auf ihrer Forschungsreise nach Surinam von 1699 – 1701 beobachtete Maria Sibylla Merian wohl eine sehr große Spinne, die auf dem Ast eines Baumes saß und genüsslich einen Kolibri verspeiste. Maria fertigte eine Illustration dieser Szene an, die sie in ihrem Werk Metarmorphosis insectorum Surinamensium 1705 erstmals veröffentlichte.
Als der schwedische Naturforscher Carl von Linné diese Illustration rund ein halbes Jahrhundert später studierte, veranlasste diese ihn zu einer ersten Artbeschreibung der beeindruckenden Spinne und verlieh ihr vorerst den wissenschaftlichen lateinischen Namen Aranea avicularia – wobei aranea „Spinne“ bedeutet und der Zusatz avicularia eine Adjektivbildung zu avicula mit der Bedeutung „kleiner Vogel“ oder „Vögelchen“ ist und hier „vogelartig“ meint.
Auch wenn die Darstellung Merians noch heute als äußerst detailreich und naturnah gilt, gibt es doch Zweifel an der festgehaltenen Szene, sodass sich die Frage stellt, ob die engagierte Naturforscherin hier wirklich eine tatsächlich beobachtete oder eine nur potentiell mögliche Situation darstellt – zudem gibt es Interpretationsansätze, denen folgend die Spinne den Kolibri gar nicht verzehrt, sondern lediglich zufällig über einen toten Kolibri krabbelt.
Was sich vor weit über 300 Jahren in Surinam auf dem von Maria Sibylla beobachteten Baum wirklich zugetragen hat, wird sich heute wohl nicht mehr zweifelsfrei klären lassen, und auch wenn es immer wieder einmal Augenzeugenberichte gibt, die zu bestätigen meinen, dass eine Vogelspinne tatsächlich einen Vogel oder vielleicht ein Vogelküken erbeutet und gefressen hat, ist es Fakt, dass Vögel keineswegs die Hauptnahrungsquelle der Vogelspinne sind. Sie bevorzugt vielmehr Insekten, wie z. B. Heuschrecken oder Schaben, verschmäht aber auch kleinere Reptilien und Säugetiere keinesfalls.
Es gibt zwar Vogelspinnen, die auf oder in Bäumen leben, Vögel fressen sie in aller Regel jedoch nicht.
Warum Vogelspinnen heute vielerorts als beliebte Terrarien-Tiere gelten, während sie manche Menschen zum Schaudern bringen, und welche Faszination von den achtbeinigen Exoten ausgeht, erfährst Du in unserem Steckbrief.
Geschichte und Herkunft
Vogelspinnen leben bereits seit rund 350 Millionen Jahren auf der Erde und bevorzugen tropische bis subtropische Klimazonen als Lebensraum – ihre ursprünglichen Habitate liegen in Amerika, Afrika und Australien, aber auch in Teilen Europas kann man Vogelspinnen außerhalb eines Terrariums begegnen – so z. B. in Spanien oder Portugal und sogar in Deutschland. Insgesamt sind der Wissenschaft bisher knapp 150 Gattungen und fast 1.000 unterschiedliche Arten der Vogelspinne bekannt, die sich in zwölf Unterfamilien gliedern, wobei davon auszugehen ist, dass es tatsächlich bedeutend mehr gibt, da Forscher immer weitere bisher unbekannte Exemplare der Vogelspinne entdecken.
Viele Menschen ekeln sich vor Vogelspinnen bzw. Spinnen im Allgemeinen oder leiden sogar unter einer extremen Spinnenfurcht, einer sogenannten Arachnophobie, und das sogar in Regionen, in denen keine dem Menschen gefährlichen Spinnen leben. Die Gründe für so eine zum größten Teil ja eigentlich unbegründete Furcht sind vielfältig und lassen sich bis jetzt nicht zweifelsfrei erklären. Man geht davon aus, dass sowohl entwicklungspsychologische als auch entwicklungsbiologische Aspekte eine Rolle spielen können. Vielleicht mag es in der Evolution des Menschen eine Zeit gegeben haben, in der Angst vor Spinnen wichtig gewesen ist, um das eigene Überleben und das der Art zu sichern – denn Furcht vor realen Gefahren ist auch beim Menschen ein überlebenswichtiger Instinkt. Neben einer gewissen genetischen Veranlagung kann aber sehr wahrscheinlich auch erlerntes Verhalten (mit)verantwortlich für die Entwicklung einer Phobie sein. Beobachten Kinder ihre Eltern, die einer Spinne gegenüber verschreckt, ängstlich oder angewidert reagieren, kann dieses Verhalten dann übernommen werden. Eine tatsächliche Angststörung lässt sich natürlich nicht ohne Weiteres überwinden und wird häufig nur dann in Angriff genommen, wenn der mit der Phobie einhergehende Leidensdruck so hoch wird, dass der Alltag massiv darunter leidet – dies ist bei einer Arachnophobie in unseren Breitengraden nur sehr selten der Fall.
Furcht und Faszination – Vogelspinnen lösen beim Menschen die unterschiedlichsten Emotionen aus.
Was man, trotz einer eventuell vorhandenen gewissen Antipathie den achtbeinigen Krabbeltieren gegenüber, nicht außer Acht lassen sollte, ist die Tatsache, dass Spinnen faszinierende Nützlinge sind, die eine äußerst wichtige Rolle in unserem Ökosystem spielen. Denn nimmt man die Gesamtheit aller Spinnen weltweit zusammen, so kann man Schätzungen folgend davon ausgehen, dass diese zwischen 400 und 800 Millionen Tonnen Insekten im Jahr verzehren – darunter die dem Menschen besonders unliebsamen Stechmücken. Ohne Spinnen würden wir daher wohl vermutlich schon bald in einer mehrere Zentimeter hohen Schicht von Insekten waten bzw. von diesen ohne Unterlass umschwirrt werden. Verirren Spinnen sich in Deine heimischen vier Wände und bereiten Dir dort Unbehagen, solltest Du den Staubsauger also ruhen lassen und den ungebetenen Gast lebendig vor die Türe setzen!
Vogelspinne – eine gefährdete und gefährliche Tierart?
Vogelspinnen können sowohl zu den gefährdeten als auch den gefährlichen Tierarten gerechnet werden, allerdings ist diese Kategorisierung natürlich an bestimmte Perspektiven gebunden. Erweisen sich Vogelspinnen für ihre potentielle Beute als ganz reale Gefahr für das eigene Leben, sind sie für den Menschen nicht annähernd gleichermaßen gefährlich. Der Biss der meisten Vogelspinnen lässt sich hinsichtlich seiner Wirkung mit dem Stich einer Wespe vergleichen. Eine größere Gefahr besteht nur bei einer Allergie oder durch sekundäre Infektionen an der Bissstelle, die durch Bakterien an den Beißwerkzeugen der Tiere verursacht werden können. Nichtsdestotrotz werden vereinzelte Arten der Vogelspinne in einigen Bundesländern zu den sogenannten gefährlichen Tieren gezählt, sodass ihre private Haltung an bestimmte Auflagen gebunden sein kann. In NRW verbietet das Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor sehr giftigen Tieren (Gifttiergesetz – GiftTierG NRW) vom 30. Juni 2020 momentan die Haltung von allen Exemplaren der Echten Vogelspinne, die zur Gattung der Poecilotheria gehören, die auch als Indische Ornamentspinnen bekannt sind. Ausgenommen davon sind Tiere, die vor Inkrafttreten des Gesetzes zum 1. Januar 2021 angeschafft wurden, diese dürfen unter bestimmten Auflagen weiter in privaten Terrarien gehalten werden. Ende 2025 soll das Gesetz dann wieder außer Kraft treten. Die Gesetzeslage in NRW ist die derzeit strikteste, aber auch andere Bundesländer regeln das Halten sogenannter gefährlicher Tiere gesetzlich, wobei es keine bundeseinheitliche Regelung für den Umgang mit gefährlichen oder giftigen Tieren gibt. Denkst Du also darüber nach, eine Vogelspinne bei Dir einziehen zu lassen, solltest Du Dich am besten vorab erkundigen, ob deren Haltung in Deinem Bundesland bestimmten Auflagen unterliegt, um so auf der sicheren Seite zu sein.
Die Poecilotheria metallica (auch Blaue Ornament-Vogelspinne) fällt durch ihren namensgebenden metallischen Blauschimmer auf.
Generell sind Vogelspinnen zwar nicht vom Aussterben bedroht, allerdings gibt es einzelne Arten, deren Bestand inzwischen als gefährdet gilt, da ihre Lebensräume einer immer weitergehenden Vernichtung durch den Menschen ausgesetzt sind. Daher werden einige Arten der Vogelspinne unter Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens geführt, sodass der Handel mit ihnen einer starken Reglementierung unterliegt und sie nur unter ganz bestimmten Bedingungen der Natur entnommen werden dürfen. Zu diesen Arten zählen die gar nicht im Handel erhältliche Aphonopelma pallidum aus Mexico, die Sericopelma angustum aus Costa Rica, die Sericopelma embrithes aus Panama sowie alle Arten, die zu den Gattungen Brachyphelma, Tliltcatl und Poecilotheria gehören, wobei insbesondere die Arten der Poecilotheria in vielen Bundesländern zu den gefährlichen Tieren gerechnet werden. Auch die sogenannte Verordnung EG 338/97 der EU über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten durch Überwachung des Handels spezifiziert dem Washingtoner Artenschutzabkommen folgend in Anhang B alle Arten von Vogelspinnen der Gattung Brachypelma als artgeschützt, sodass der Handel mit ihnen reguliert ist und sie für den Handel eine Importnummer als Herkunftsnachweis benötigen.
Aussehen
Hinsichtlich ihres Aussehens präsentieren sich Vogelspinnen äußerst abwechslungsreich – so z. B. hinsichtlich ihrer Größe oder ihrer Färbungen –, allerdings gibt es einige spezifische Merkmale, die die Vogelspinne rein äußerlich von anderen Spinnen unterscheidet.
Vogelspinnen zählen zu den Gliederfüßern und weisen einen spezifischen Körperbau auf. Der vordere Körperbereich besteht aus einem zusammengewachsenen Kopf- und Bruststück, dessen Oberseite als Carapax und dessen Unterseite als Sternum bezeichnet wird. Die Augen, Taster, Beißwerkzeuge (Cheliceren) und die Mundöffnung sind vorne am Vorderkörper positioniert, seitlich befinden sich die vier Laufbeinpaare. Der mit dem Vorderkörper verbundene Hinterleib (Abdomen) ist der sensibelste und verletzlichste Körperbereich der Vogelspinne, da er nicht komplett wie der Rest des Körpers durch ein Exoskelett geschützt wird. Das Abdomen kann sich ausdehnen, um sich so der aufgenommenen Nahrungsmenge anzupassen. Im Hinterleib befinden sich auch die meisten Organe der Vogelspinne, wie z. B. das Herz und die Fortpflanzungsorgane.
Obwohl Vogelspinnen über acht Augen verfügen, ist ihr Sehsinn nur rudimentär ausgeprägt – die Nebenaugen nehmen Bewegungen wahr, während die Hauptaugen für das Erkennen von Farben und Bildern verantwortlich sind.
Trotz der insgesamt acht Augen ist der Sehsinn einer Vogelspinne nur rudimentär ausgeprägt – sie verlässt sich vielmehr auf ihren Tastsinn.
Unter den Augen sitzen die Beißwerkzeuge der Vogelspinne, die sogenannten Cheliceren, sie verlaufen parallel zur Längsachse. Dringen sie in ihr Opfer ein, wird durch einen schmalen Kanal ein Gift abgegeben, das die Beutetiere lähmt und ihre Körper zersetzt, sodass die Spinne diese dann aussaugen und besser verdauen kann. Die Taster sind ähnlich aufgebaut wie die Laufbeine, verfügen im Gegensatz zu diesen aber nicht über sieben, sondern lediglich sechs Glieder. Jungtiere und Weibchen benutzen ihre Taster als zusätzliches Paar Laufbeine. Das Männchen trommelt mit seinen Tastern, wenn es auf sich aufmerksam machen möchte; ist das Weibchen paarungsbereit, erwidert es das Trommeln – einige Arten beziehen das vorderste Laufbeinpaar in dieses Ritual mit ein.
Lebensweise
Die ursprünglichen Lebensräume der Vogelspinnen, die im Handel üblicherweise angeboten werden, liegen in den tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Asiens und Amerikas. Aufgrund ihrer jeweiligen Lebensweise lassen sich Vogelspinnen in drei unterschiedliche Kategorien einordnen, und zwar in baumbewohnende, bodenbewohnende und unterirdisch lebende Arten.
Baumbewohnende Vogelspinnen sind wahre Asse im Laufen, Klettern und Springen und zeigen sich in ihrer Körperform oft kleiner und schlanker als viele ihrer Artgenossen. Denn so passen sie z. B. auch besser in kleine Astlöcher, in die sie sich gerne zurückziehen, um sich dort häuslich niederzulassen. Auch Pflanzenkelche werden genutzt, um dort Nester aus Blättern zu bauen. Zu den bekanntesten Arten baumbewohnender Vogelspinnen zählen die Gattungen Avicularia, Poecilotheria und Psalmopoeus.
Baumbewohnende Vogelspinnen lassen sich u. a. in Astlöchern häuslich nieder.
Bodenbewohnende Vogelspinnen zeigen zumeist einen weitaus größeren und massiveren Körperbau und eine bodennahe und eher zurückgezogene Lebensweise. Mit ihren Cheliceren graben sie Löcher, die ihnen gutgeschützte Rückzugs- und Wohnräume bieten. Zumeist liegen diese versteckt unter Wurzeln oder Steinen und werden mit einem Gespinst vor Eindringlingen gesichert. Auch verlassene Tierbauten oder hohle Baumstümpfe können bodenbewohnenden Vogelspinnen eine Wohnhöhle bieten. Die Beute wird direkt vor der Behausung erlegt und im Inneren der Höhle verspeist. Fühlt die Spinne sich in ihrem Heim wohl, kann es vorkommen, dass sie dieses nie oder nur äußerst selten verlässt – auch der Nachwuchs wird geschützt in der Höhle aufgezogen. Zu den bodenbewohnenden Vogelspinnen zählen u. a. die Gattungen Brachypelma, Grammostola und Lasiodora.
Zu den bodenbewohnenden Vogelspinnen zählen u. a. Exemplare der Gattung Brachypelma.
Unterirdisch lebende Vogelspinnen werden manchmal auch als Röhrenbewohner bezeichnet, da sie verhältnismäßig tief in der Erde in Höhlen leben und dort Wohnschläuche anlegen. An deren Eingängen lauern sie nachts ihrer Beute auf, die sie dann im hinteren Wohnbereich ihres Schlauches verzehren. Adulte Weibchen verlassen die geborgene Gemütlichkeit ihres Wohnschlauches manchmal über mehrere Jahre hinweg nicht. Zu den unterirdisch lebenden Vogelspinnen zählt u. a. die Theraphosa blondi.
Die imposante Theraphosa blondi, aufgrund ihrer Größe auch Goliath-Vogelspinne genannt, zählt zu den unterirdisch lebenden Vogelspinnen bzw. den Röhrenbewohnern.
Einige Vogelspinnen gehören zu den sogenannten Bombardierspinnen, wobei es diese Taxonomie nur im deutschsprachigen Raum gibt und sie darüber hinaus keine wissenschaftliche Bedeutung hat. Bombardierspinnen verfügen über sogenannte Brennhaare an den Hinterbeinen, die sie bei Bedrohung mit einem hinteren Laufbein abstreifen und dem Angreifer entgegenschleudern können bzw. ihn mit diesen bombardieren können. Fressfeinde oder Angreifer atmen diese Haare ein oder bekommen sie in die Augen, sodass deren Schleimhäute mechanisch gereizt werden und sie zumeist die Flucht ergreifen. Einige Bombardierspinnen begnügen sich damit, dem Angreifer ihr Hinterteil inklusive Brennhaare zu präsentieren, ohne diese abzustreifen und zu schleudern. Es kommt dann lediglich zur Berührung, wodurch die Haare gegebenenfalls abfallen können. Der Effekt ist allerdings derselbe. Einige Spinnen dieser Art kleiden auch ihre Wohnhöhlen mit Brennhaaren aus, um sie vor Angreifern zu schützen. Häutet die Spinne sich, werden die Brennhaare komplett ersetzt.
Vogelspinnen besitzen übrigens ganz erstaunliche Kräfte und Fähigkeiten zur Regeneration. Im Rahmen ihrer Häutung können sie sogar ganze Gliedmaßen, wie z. B. ein an einer Sollbruchstelle verlorenes Bein, wiederherstellen. Die Häutung einer Vogelspinne ist dabei ein ganz besonderes Spektakel, aber auch eine Phase, in der das Tier äußerst sensibel und verletzlich ist. Der Häutung geht zuerst eine längere Fastenzeit voran, die bei adulten Exemplaren unter Umständen mehrere Monate andauern kann. Für die Häutung selbst legen sich die meisten Vogelspinnen auf den Rücken, um sich dann langsam aus der alten Haut zu schälen. Nach der Häutung sind die Tiere sehr empfindlich und verletzlich – in freier Wildbahn ist die Phase der Häutung für Vogelspinnen sehr gefährlich, da sie potentiellen Feinden nun schutzlos ausgeliefert sind. Bei der Haltung im Terrarium erschrecken viele Einsteiger häufig und deuten das veränderte Verhalten des Pfleglings falsch als Anzeichen von Krankheit, dabei ist es wichtig, eine sich häutende Spinne nicht anzufassen und auch nicht zu füttern. Denn gerade kurz nach der Häutung sind Vogelspinnen so empfindlich, dass ihnen sogar Futtertiere gefährlich werden können. Junge Vogelspinnen häuten sich wachstumsbedingt häufiger, adulte Weibchen häuten sich ein Leben lang, wobei die Häufigkeit der Häutung artspezifisch stark variieren kann. So kann es sein, dass sich eine Aphonopelma zwei oder sogar dreimal im Jahr häuten kann, ältere Weibchen anderer Arten nur alle 12 – 18 Monate. Generell sind die Häutungsintervalle bei schnellwüchsigen Arten kürzer. Adulte Männchen häuten sich zum Zeitpunkt der Geschlechtsreife zum letzten Mal und danach nie wieder.
In aller Regel legen sich Vogelspinnen auf den Rücken, um sich langsam aus ihrer altern Haut zu schälen.
Weibliche Vogelspinnen können je nach Art und Gattung übrigens ein Alter von über 20 Jahren erreichen, die männlichen Exemplare hingegen verfügen über eine deutlich kürzere Lebensspanne von circa fünf bis zwölf Jahren.
Tiergerechte Haltung
Vogelspinnen gelten inzwischen als beliebte Terrarien-Bewohner, denn sie sind nicht nur unendlich spannend und interessant zu beobachten, sondern erweisen sich hinsichtlich ihrer Pflege oft als relativ unkompliziert. Damit Deine Vogelspinne sich auch bei Dir zu Hause in ihrem Terrarium wohlfühlt, sollten die Lebensbedingungen ihres ursprünglichen Habitats möglichst optimal simuliert werden, dabei sind natürlich insbesondere die klimatischen Bedingungen, aber auch die Einrichtung und Ausstattung von großer Wichtigkeit.
Die genaue Einrichtung des Terrariums ist natürlich abhängig von dessen Bewohner und den jeweiligen Lebensbedingungen in seinen ursprünglichen Habitaten.
Vogelspinne ist natürlich nicht gleich Vogelspinne, immerhin sind der Wissenschaft bisher fast tausend unterschiedliche Arten der achtbeinigen Schönheiten bekannt – daher musst Du Dich natürlich erkundigen, welche spezifischen Bedingungen die Vogelspinne in Deinem Terrarium benötigt, bevor sie bei Dir einziehen kann. Vielen Vogelspinnen gemein ist allerdings, dass sie ein Leben als Einzelgänger vorziehen und keinen Wert auf die Gesellschaft von Artgenossen legen – die meisten Vogelspinnen sollten daher immer allein gehalten werden. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, so leben einige Exemplare der Gattung Poecilotheria.
Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Beleuchtung
Das Klima in Deinem Terrarium muss natürlich genau auf die jeweiligen klimatischen Bedingungen des ursprünglichen Habitats Deiner Vogelspinne angepasst sein. Grundsätzlich leben viele Vogelspinnen in feuchten Biotopen, sodass Du für diese für eine Luftfeuchtigkeit von zumindest 60 – 70 % sorgen musst – hier ist ein Hygrometer empfehlenswert, damit Du Den Wert immer im Blick hast. Um die Luftfeuchtigkeit konstant hochzuhalten, solltest Du den Boden des Terrariums vorsichtig mit Wasser übergießen, damit dieser immer feucht ist – achte jedoch darauf, dass dabei keine Staunässe entsteht. Verwendest Du einen Sprüher, um die passende Luftfeuchtigkeit zu erreichen, solltest Du es unbedingt vermeiden, dass die Spinne selbst vom Sprühnebel berührt wird, da so ihre sensiblen Tastrezeptoren gereizt werden könnten. Allerdings gibt es auch eine ganze Reihe von Vogelspinnen, die ein trockeneres Klima bevorzugen. Denn kommt Deine achtbeinige Schönheit vielleicht aus Mexiko wie z. B. die Brachypelma, ist sie an sehr heiße und trockene klimatische Bedingungen gewöhnt, die dann natürlich auch in Deinem Terrarium herrschen müssen – es gilt in besonderem Maße für Jungtiere.
Die Temperatur in Deinem Terrarium sollte zwischen 22 und 28 °C liegen, wobei der Einsatz von Heizgeräten den Innenraum schnell austrocknen kann, Heizgeräte sollten also nur verwendet werden, wenn die Raumtemperatur unter 22 °C sinkt, und am besten außen am Terrarium befestigt werden. Steigt die Temperatur im Terrarium über 28 °C, können Vogelspinnen sehr schnell überhitzen und sterben, direkte Sonneneinstrahlung gilt es daher unbedingt zu vermeiden. Auch in Sachen Temperatur gibt es natürlich Ausnahmen, denn einige Vogelspinnen z. B. der Gattung Pamphobeteus mögen es zum Teil deutlich kühler.
Vogelspinnen sind dämmerungs- und nachtaktiv und stellen daher keine allzu großen Ansprüche an die Beleuchtung – eine schwache Lichtquelle ist ausreichend. Auch auf eine angemessene Belüftung sollte geachtet werden, um Staunässe zu verhindern.
Einrichtung und Größe
Die Einrichtung und Größe Deines Terrariums richtet sich natürlich nach der Gattungszugehörigkeit und der damit verbundenen Lebensweise Deiner Vogelspinne. Generell gilt jedoch, dass Vogelspinnen im Gegensatz zu anderen Terrarien-Bewohnern ein eher kleines Domizil bevorzugen.
Das Terrarium sollte aus Glas oder Kunststoff bestehen und im Inneren weder scharfe Kanten noch grobmaschige Elemente wie z. B. Lüftungsgitter enthalten, da die Vogelspinne dort hängen bleiben und Gliedmaßen verlieren könnte. Die Grundfläche des Terrariums sollte sowohl in der Breite als auch in der Länge das Doppelte der Beinspannlänge Deiner Spinne aufweisen, bei adulten Tieren jedoch zumindest die Maße 30 x 30 cm bieten. Baumbewohnende Spinnen benötigen gemessen an ihrer Körpergröße ein höheres Terrarium als bodenbewohnende Exemplare: Für Bodenbewohner sollte die Höhe das Doppelte der Beinspannlänge betragen, für Baumbewohner das Dreifache, wobei der Bodengrund nicht mitgerechnet wird. Für Jungtiere sind deutlich kleinere Terrarien ausreichend, da sie in großen Behausungen das Futter oft nicht finden. Das Terrarium sollte in jedem Fall über eine Abdeckung verfügen. Unterirdisch lebende Vogelspinnen benötigen ein Terrarium mit hohem Frontsteg und einer Deckelöffnung, um eine möglichst dicke Bodenschicht einbringen zu können.
Die Baumbewohner unter den Vogelspinnen, wie z. B. Exemplare der Gattung Avicularia, brauchen eine Terrarien-Einrichtung, die das Anlegen von Wohnröhren ermöglicht.
Auch in Sachen Einrichtung variieren die Wünsche Deiner Vogelspinne in Abhängigkeit von ihrer Gattungszugehörigkeit und ihrer Lebensweise. So wünschen sich bodenbewohnende Vogelspinnen die Möglichkeit, einsturzsichere Höhlen, Röhren und Verstecke bauen zu können. Dafür benötigen sie eine zumindest 10 cm hohe Bodenschicht, die aus zwei Dritteln unbehandelter Erde und zu einem Drittel aus einem Torf-Sand-Gemisch bestehen sollte. Zusätzlich sollten ausreichend Versteckmöglichkeiten vorhanden sein – so z. B. Steine, Kork, Wurzeln oder Baumrinde, die jedoch keine scharfen Kanten aufweisen dürfen. Die Röhrenbewohner unter den Vogelspinnen bzw. die unterirdisch lebenden Achtbeiner brauchen einen erdigen Bodengrund von zumindest 15 cm Höhe, in den röhrenförmige Elemente aus Kork oder auch Kunststoff eingegraben sein müssen. Zusätzlich sollte ein vorgegrabener Eingang vorhanden sein. Baumbewohner benötigen den Bodengrund nicht zum Graben, sondern als Feuchtigkeitsspender, zudem wünschen sie sich z. B. Äste, zwischen denen sie ihre Wohnröhren anlegen können.
Achte bei der Einrichtung Deines Terrariums darauf, alle Gegenstände sicher zu positionieren, damit sie nicht umstürzen oder untergraben werden können. Denn dann könnten sich für Deine empfindliche Vogelspinne potentiell lebensbedrohliche Situationen ergeben. Pflanzen werden von Vogelspinnen übrigens gerne ausgebuddelt, daher kann es sinnvoll sein, sie in Töpfen ins Terrarium zu stellen.
Reinigung
Vogelspinnen-Terrarien müssen nur sehr selten komplett gereinigt werden, da dies eine nahezu unzumutbare Störung der Bewohner bedeutet – auch die Spinnweben solltest Du nicht allzu oft entfernen. Häufig reicht es, das Terrarium zweimal jährlich gründlich zu reinigen – Kot, Haut- sowie Futterreste sollten allerdings immer umgehend entfernt werden.
Gespinste im Terrarium sollten nur äußerst selten entfernt werden.
Ernährung
Insekten sind die bevorzugte Speise aller Vogelspinnen – und diese werden als Beute lebendig erlegt. Für die Fütterung im Terrarium eignen sich daher für adulte Exemplare z. B. Heimchen, Grillen oder Heuschrecken, Drosophila z. B. sind passend für Jungtiere, dabei gilt, dass das Futtertier höchstens ein Drittel der Körpergröße Deiner Vogelspinne betragen sollte. Ausgewachsene Tiere sollten alle 7 – 14 Tage gefüttert werden, juvenile Tiere alle 2 – 3 Tage. Futterverweigerung kommt bei Vogelspinnen häufiger vor und muss nicht auf eine Erkrankung schließen lassen, die Futtertiere sollten allerdings spätestens nach 12 Stunden aus dem Terrarium entfernt werden. Am Abdomen kannst Du übrigens den Ernährungszustand Deiner Vogelspinne erkennen, ist dieser schön rund und prall, ist Dein Tierchen satt und gut ernährt. Ist das Abdomen schlaff, lässt das auf eine Unterernährung schließen. Für eine ausreichende Wasserversorgung bieten sich Tonschalen mit wenig Wasser oder einem in Wasser getränkten Schwamm an.
Schwere Tonschalen bieten Deiner Vogelspinne eine optimale Wasserversorgung.
Fortpflanzung
Bei der Paarung von Vogelspinnen übernimmt das Männchen die Initiative. Es sucht sich ein passendes Versteck und kleidet dieses mit Spinnseide aus, in diese gibt er seinen Samen ab und verarbeitet das Ganze zu einem Spermagewebe, das er mit einem seiner Bulbi (äußeres Geschlechtsorgan), die sich am Ende seiner Taster befinden, aufnimmt. Jetzt ist das Männchen paarungsbereit und macht sich auf die Suche nach einer Gefährtin. Hat es die Dame seiner Wahl gefunden, beginnt es mit seinen Tastern zu trommeln, um auf sich aufmerksam zu machen. Erwidert seine Erwählte das Trommeln, steht einer Verpaarung nichts im Wege. Hört das Männchen nichts, ist das Weibchen nicht in Stimmung, und es gilt, möglichst schnell die Flucht zu ergreifen, um nicht von der gereizten Dame gefressen zu werden. Kommt es zur Paarung, krabbelt das Männchen unter das Weibchen und legt sein Spermagewebe in den Samenvorratsbehälter (Spermathek) des Weibchens. Dann zieht das Männchen von dannen und überlässt dem Weibchen den Rest. Viel später, oft mehrere Monate nach der Paarung, beginnt das Muttertier einen Kokon zu spinnen, in den sie ihre Eier legt. Diese werden erst dann beim Vorbeirutschen an der Spermathek befruchtet. In dem stabilen Kokon entwickeln sich dann die Larven, während die Mutter diesen beschützt.
In dem sicheren Kokon wird der Nachwuchs von der Mutter beschützt.
Fragen und Antworten zur Vogelspinne
1. Wie gefährlich ist der Biss einer Vogelspinne?
So viel vorweg – die Aussichten, in freier Wildbahn einer Vogelspinne zu begegnen, sind selbst in den tropischen Regionen dieser Welt recht gering, sodass die Chance, von einem dieser possierlichen Tiere gebissen zu werden, für die meisten Menschen so ziemlich gegen null tendieren dürfte. Sollte nun doch der seltene Fall eintreten, dass Du einer Vogelspinne Auge in Auge gegenüberstehst, wird sie Dich nur beißen, wenn sie sich bedroht fühlt. Bei einem solchen Abwehr- bzw. Trockenbiss wird in der Regel nicht einmal Gift abgesondert – schmerzhaft fühlt der Biss sich aufgrund der oft nicht unerheblichen Klauengröße der meisten Vogelspinnen jedoch trotzdem an. Und selbst wenn die Spinne mit dem Biss ihr Gift abgegeben hat, ist dies für den Menschen in der Regel vollkommen ungefährlich und ist mit einem Bienen- oder Wespenstich vergleichbar. Probleme können lediglich bei einer vorhandenen Allergie auftreten. Allerdings ist bis heute kein einziger Todesfall durch den Biss einer Vogelspinne bekannt. Stärkere Symptome, wie länger anhaltende Krämpfe, sind nur im Fall eines Bisses der Indischen Baumvogelspinne belegt.
Doch auch wenn der Biss einer Vogelspinne selbst in den meisten Fällen zwar unangenehm, aber harmlos ist, sollte man im Hinterkopf behalten, dass immer die Gefahr von sekundären Infektionen besteht, die durch Bakterien ausgelöst werden können, die sich auf den Cheliceren der Spinnentiere befinden.
2. Wo gibt es Vogelspinnen in Deutschland?
Ja – auch in Deutschland sind Vogelspinnen heimisch, und zwar drei Arten der sogenannten Tapezierspinne der Gattung Atypus, die hinsichtlich ihrer Größe und auch ihrer Lebensspanne jedoch nicht an ihre Artgenossen in den Tropen heranreichen. Denn sie erreichen lediglich eine bescheidene Größe von 1,5 – 2 cm und ein Alter von maximal 10 Jahren.
Tapezierspinnen bauen gut getarnte Wohnschläuche, die über einen oberirdischen und einen unterirdischen jeweils gleichlangen Teil verfügen und insgesamt eine Länge von bis zu 40 cm haben können. Der unter dem Boden liegende Teil dient der Spinne als Wohneinheit – dorthin zieht sie sich zurück und wartet, dass ein Beutetier den oberirdischen Teil ihres Schlauches betritt oder über ihn hinüberläuft. Dann eilt sie herbei, beißt das Insekt durch den Schlauch hindurch, zieht es nach unten, bessert den Schlauch aus und eilt in den Wohnbereich, um die Beute zu verspeisen. Die meisten Tapezierspinnen verbringen ihr gesamtes Leben in einem dieser Schläuche. Männchen verlassen ihren Schlauch nur zum Zweck der Partnersuche und Jungtiere, um einen eigenen Schlauch zu bauen.
Ihren Namen verdankt die Tapezierspinne übrigens der Tatsache, dass sie ihren Wohnschlauch mit Seide auskleidet und ihn so quasi tapeziert. In Deutschland lebt die Tapezierspinne z. B. im Diemeltal bei Marsberg in NRW.
3. Wie groß ist die größte Vogelspinne der Welt?
Gemeinhin gilt die Theraphosa blondi als die größte Vogelspinnen-Art der Welt: Ihr Körper kann bis zu 12 cm lang werden und ihre Beinspannlänge bis zu 30 cm betragen – ihre Beißklauen können eine imposante Länge von bis zu 2,5 cm erreichen. Nicht umsonst wird die Theraphosa blondi daher auch als Riesenvogelspinne oder Goliath-Vogelspinne bezeichnet.
4. Ist die Vogelspinne aggressiv?
Die meisten Vogelspinnen zeigen ein eher ruhiges und entspanntes Verhalten, was auch ihre Beliebtheit als Terrarien-Tiere erklärt. Allerdings können einige Arten, vornehmlich aus Asien und Afrika, auch aggressive Verhaltenstendenzen aufweisen und schon bei kleinsten Störungen in den Verteidigungsmodus schalten. Um ihre Dominanz unter Beweis zu stellen, schlagen die meisten Vogelspinnen mit den Vorderbeinen aus, bevor sie zum Angriff übergehen. Beobachtest Du dieses Verhalten, ist es an der Zeit, sich schnell zurückzuziehen. Denn innerhalb der nächsten Sekunden wird eine eher aggressive Vogelspinne zum (Gift-)Biss ansetzen, um den Eindringling, also Dich, zu vertreiben. Friedlichere Vogelspinnen werden Dich in einem solchen Fall eher nicht beißen, sondern wahrscheinlich mit ihren Brennhaaren bombardieren. In jedem Fall ist es wichtig, sich im Vorhinein über das artspezifische Verhalten Deiner zukünftigen Vogelspinne zu erkundigen, um ihre Verhaltensweisen später richtig deuten zu können.