Wellensittiche sind Schwarmvögel – in ihren ursprünglichen Habitaten in der australischen Wildnis leben sie in großen Gruppen, die teilweise aus mehreren hundert Individuen bestehen. Das Leben in einem solchen Schwarm ermöglicht den Vögeln nicht nur die Erfüllung ihrer sozialen Bedürfnisse, sondern spendet auch Schutz und Sicherheit. Diese sozialen Bindungen sind entscheidend für ihr Wohlbefinden, weshalb es auch in der Heimtierhaltung unerlässlich ist, dass Wellensittiche nicht alleine gehalten werden, sondern ihr Leben mit Artgenossen teilen dürfen. Einsamkeit und Isolation können zu einer Vielzahl von
Verhaltensauffälligkeiten und gesundheitlichen Problemen führen und schränken die Lebensqualität der sensiblen Tiere erheblich ein. Daher ist die
Einzelhaltung von Wellensittichen auch tierschutzrechtlich nicht erlaubt. Am besten und einfachsten ist es sicherlich, direkt zwei oder mehrere Vögel aufzunehmen, die sich bereits kennen und gut verstehen. Eine Vergesellschaftung, das heißt, eine Zusammenführung einander unbekannter Vögel, kann jedoch immer wieder mal nötig werden, etwa wenn ein Partnertier verstorben ist oder eine Gruppe erweitert werden soll. Da Wellensittiche hochsozial sind, gelingt ihre Zusammenführung in der Regel problemlos, dennoch ist es sinnvoll, einige Vorbereitungen zu treffen und die Vergesellschaftung behutsam und schrittweise zu vollziehen, um unnötigen Stress, Ängste oder Aggression zu vermeiden und eine harmonische Beziehung von Beginn an zu fördern. In diesem Artikel erfährst Du, was Du zur Vergesellschaftung von Wellensittichen wissen und beachten musst.
Vorbereitungen: Ideale Bedingungen für die Vergesellschaftung von Wellensittichen schaffen
Zusammensetzung der Wellensittich-Gruppe
Wie geschrieben, stellt es in aller Regel kein größeres Problem dar, Wellensittiche aneinander zu gewöhnen, denn die geselligen Piepmätze möchten vor allem eins: nicht allein sein. Dennoch gibt es Paar- bzw. Gruppenkonstellationen, die sich besser eignen als andere, sodass es sinnvoll ist, sich im Vorfeld Gedanken darüber zu machen, welcher neue Vogel zum alteingesessenen passen könnte. So werden die Chancen auf Erfolg und auf ein dauerhaft harmonisches Zusammenleben deutlich erhöht. Neben individuellen Vorlieben und Abneigungen, die natürlich auch Wellensittiche haben und die nicht im Vorfeld kalkuliert werden können, gibt es einige Faktoren, an denen man sich orientieren kann:
Geschlecht: In der Regel gelten Paare aus einem Hahn und einer Henne oder zwei Hähnen sowie Gruppen mit einer geraden Anzahl an Vögeln und einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis (also zum Beispiel zwei Hähne und zwei Hennen) als sehr stabil. Es ist wichtig, dass die Anzahl gerade ist, sodass jedes Tier einen Partner finden kann. Die Haltung von zwei Hennen kann konfliktbehaftet sein, wobei Ausnahmen diese Regel natürlich bestätigen. In diesem Artikel haben wir unter dem Punkt „Welche Gruppenzusammensetzung?“ das Wichtigste zu diesem Thema für Dich zusammengefasst.
Alter: Wellensittiche, die ungefähr gleichalt sind, kommen in der Regel am besten miteinander zurecht, da sie ein ähnliches Aktivitätsniveau haben. Wird ein Jungvogel unter einem Jahr mit einem bereits älteren vergesellschaftet, kann es vorkommen, dass der Senior etwas genervt von der überbordenden Energie des Jungspunds ist und es etwas länger dauert, bis Harmonie herrscht.
Generell gelingt eine Vergesellschaftung von Einzelvögeln jedoch fast immer, da die hochsozialen Tiere es immer präferieren werden, nicht allein bleiben zu müssen. Dennoch sollte man die obigen Punkte bei der Auswahl des Neuankömmlings berücksichtigen, um dem Pflegling den idealen Partner an seine Seite zu stellen.
Wichtig: Entgegen sich hartnäckig haltender Gerüchte können (und sollten unbedingt!) auch Wellensittiche, die sehr lange alleine gelebt haben, vergesellschaftet werden. Möglich, dass sie in Einzelfällen etwas länger brauchen, doch auch sie gewöhnen sich an einen Artgenossen und blühen dann förmlich auf!
Wellensittiche sind hochsoziale Tiere, die ihrer Zuneigung zum Beispiel durch gegenseitiges Gefiederputzen Ausdruck verleihen.
Geeigneter Lebensraum, Hygiene & Ausstattung
Überprüfe im Vorfeld der Vergesellschaftung, ob die Voliere, in der Deine Vögel später gemeinsam leben sollen, groß genug für alle ist. Gemäß der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e. V. (TVT) brauchen 1 – 3 Pärchen Wellensittiche eine Unterkunft mit den Mindestmaßen 150 x 60 x 100 cm (L x T x H), wobei sich Deine gefiederten Freunde selbstverständlich über mehr Platz sehr freuen werden!
Bevor Deine Piepmätze gemeinsam in ihr neues Domizil einziehen, sollte dieses, sofern es nicht neu ist, sorgsam gereinigt werden. Auch die Ausstattung sollte gesäubert/erneuert und umgestellt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, für ausreichend Futter- und Wassernäpfe, Sitz- und Landeplätze in unterschiedlichen Höhen sowie Beschäftigungsmöglichkeiten (z. B. Erlebnisfutter, Spielzeuge, Naturäste usw.) zu sorgen, um Streit zu vermeiden.
Gesundheitsüberprüfung
Stelle sicher, dass alle Wellensittiche gesund sind und keine Krankheiten oder Parasiten mitbringen, die die anderen Tiere gefährden könnten. Ein Besuch beim Tierarzt ist empfehlenswert, um sicherzustellen, dass alle Vögel in guter gesundheitlicher Verfassung sind. Mit diesem kannst Du auch besprechen, ob aus Sicherheitsgründen eine Quarantänezeit eingehalten werden sollte.
Gewöhnung fremder Wellensittiche aneinander
Letztendlich meint „Vergesellschaftung“ nichts anderes als die behutsame, schrittweise Gewöhnung fremder Tiere aneinander. Das hohe Bedürfnis von Wellensittichen, von Artgenossen umgeben zu sein, kommt einem hier sehr entgegen, sodass die Vergesellschaftung in der Regel problemlos gelingt. Trotzdem ist eine schrittweise Gewöhnung für die Vögel schonender und erhöht die Aussichten auf dauerhafte Harmonie gegenüber jeglichen Hauruck-Aktionen, die die sensiblen Vögel verschrecken können.
Eine sanfte Methode ist die Zwei-Käfige-Variante, bei der die Vögel zunächst für eine gewisse Zeit (meist ein paar Tage) in zwei separaten Vogelheimen im selben Raum gehalten werden, sodass sie sich sehen und hören können. So können sie Kontakt zueinander aufnehmen und sich an die Anwesenheit des anderen gewöhnen – und sie schließlich sogar genießen. Du kannst die beiden Käfige zunächst in einem größeren Abstand zueinander aufstellen und dann von Tag zu Tag etwas näher aneinanderschieben. Während dieser Zeit sollten die Körpersprache und andere Signale der Wellensittiche genau beobachtet werden. Positive Zeichen und Ausdruck von Interesse sind zum Beispiel, wenn sie sich an der dem anderen Vogel zugewandten Käfigseite aufhalten , den Kopf neigen, wenn der andere zwitschert, selbst ruhig und gelassen trällern und keine Anzeichen von Anspannung oder Stress zeigen. Aggressive oder panische Signale wie laustarkes Schreien sollten erst genommen werden. In diesem Fall sollte der Abstand zwischen den Käfigen wieder vergrößert werden.
Schließlich lässt man die Wellensittiche im Freiflug auf neutralem Raum zueinander und setzt sie, wenn alles gut geht, gemeinsam in die frisch gereinigte gemeinsame Voliere. Oftmals fliegen sie ohnehin im Doppelpack in diese zurück. Brauchen sie zunächst noch etwas mehr Abstand und kehren beide in ihre separaten Gehege zurück, ist das total ok. Lass sie am nächsten Tag einfach wieder fliegen, bis sie sich entscheiden, dass es in der gemeinsamen Voliere doch am schönsten ist.
Beim Freiflug können die Wellensittiche in ihrem eigenen Tempo Kontakt zueinander aufnehmen.
Obwohl die meisten Wellensittiche sehr schnell Kontakt aufnehmen und eine Verbindung zueinander aufbauen, kann es auch vorkommen, dass sie mehr Zeit benötigen. Sei geduldig mit Deinen Schützlingen und passe Dich ihrer Geschwindigkeit an. Bald schon wirst Du Deine Mühen mit selig nebeneinander schlummernden und vergnügt miteinander quatschenden Wellensittichen belohnt wissen!
Fazit
Die Notwendigkeit, zwei oder mehrere einander unbekannte Wellensittiche aneinander zu gewöhnen, sie also zu vergesellschaften, kann immer wieder mal auftreten, etwa nach dem Verlust eines Partnertiers. Da Wellensittich hochsoziale Tiere sind, sollten sie nicht lange allein bleiben müssen, sondern zeitnah einen neuen Gefährten an ihre Seite bekommen, um sich sicher und geschützt zu fühlen und auf Wellensittich-Art kommunizieren und interagieren zu können. Ihre sozialen Verhaltensweisen ausleben zu können, ist von zentraler Bedeutung für das Wohlergehen und die Lebensqualität von Wellensittichen. Zum Glück ist es meist nicht weiter problematisch, die Vögel miteinander vertraut zu machen, indem sie sich zunächst in zwei separaten Behausungen an die Geräusche und Bewegungen des anderen gewöhnen können, bevor sie schließlich auf neutralem Raum zusammengeführt werden. Diese Methode ist für die Wellensittiche die schonendste Variante, denn sie reduziert Stress, Ängste und Aggressionen und passt sich dem Tempo der Wellensittiche an. Sind die ersten Schritte geschafft, vertieft sich die Verbindung mit der gemeinsam verbrachten Zeit – eben wie bei uns Menschen auch.