Steckbrief Ziegensittich
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Ziegensittiche (Cyanoramphus novaezelandiae) sind ursprünglich aus Neuseeland stammende Papageien und gehören zur Gattung der Laufsittiche. Ihren deutschen Namen haben sie von ihrem an das „Meckern“ einer Ziege erinnernden Laut. Aufgrund ihrer neugierigen, verspielten und lustigen Art werden sie als Heimtiere immer beliebter.

Bitte beachte: Ziegensittiche unterliegen in Deutschland dem Artenschutzrecht. Allerdings gilt für Cyanoramphus novaezelandiae eine Befreiung von der Meldepflicht. Ein Herkunftsnachweis ist allerdings nötig.

Aussehen

Die Nominatform des Ziegensittichs ist von kräftig grüner Farbe mit einer roten Stirn und einem roten Streifen, der vom Schnabel über Augen und Ohr reicht. Beim Weibchen sind die Rotanteile schwächer ausgeprägt und der Streifen ist kürzer als beim Männchen. Eine sichere Geschlechtsbestimmung ist nur mit DNA-Nachweis möglich. Der Schnabel ist kräftig und gräulich. Schwanz- und Schwungfedern sind blau. Ziegensittiche werden etwa 30 cm groß und erreichen ein Gewicht von 60 Gramm. Die Zucht hat zahlreiche weitere Farbschläge hervorgebracht, die sich teils deutlich von der Wildform unterscheiden. So gibt es etwa gelbe, blaue und weiße Ziegensittiche sowie unterschiedliche Schecken.

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Wildfarbene Ziegensittiche sind grün. Mittlerweile gibt es sie jedoch in verschiedenen Farbschlägen.

Ursprüngliche Verbreitung & Lebensweise

Das Hauptverbreitungsgebiet der Ziegensittiche ist Neuseeland, wo sie unterschiedliche Habitate bewohnen, allerdings geschützte Orte wie Baumkronen und Unterholz bevorzugen. Durch ihre grüne Farbe sind sie dort besonders gut getarnt. Es gibt mehrere Unterarten, von denen einige bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht sind.

Ziegensittiche haben eine enge Partnerbindung und leben entweder zu zweit oder in kleinen Gruppen. Sie gehen häufig auf dem Boden auf Futtersuche und setzen dazu ihre Füße ein, mit denen sie im Boden scharren. Ziegensittiche brüten meist von Oktober bis Dezember, wobei sie das Gelege, das etwa aus 5 Eiern besteht, in Baumhöhlen, Felsspalten oder anderen Hohlräumen ablegen. Nach einer Brutzeit von ca. 3 Wochen schlüpfen die Jungtiere, die noch mehrere Wochen bei ihren Eltern bleiben und von diesen versorgt werden. Ziegensittiche werden etwa 15 Jahre alt.

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Ihre Füße nutzen die Laufsittiche unter anderem als Greifwerkzeug. 

Tiergerechte Haltung

Ziegensittiche dürfen nicht alleine gehalten werden. Sie brauchen mindestens einen Artgenossen. Bei der Haltung einer Gruppe sollte darauf geachtet werden, dass die Anzahl gerade und das Geschlechterverhältnis ausgeglichen ist, sodass jeder Vogel einen Partner finden kann.

Wichtig: Dass paarweise oder in Gruppen gehaltene Ziegensittiche nicht zahm werden, ist ein Irrglaube. Die Zahmheit ist nicht von der Anzahl der Tiere abhängig, sondern von den jeweiligen Charakteren und der Geduld und dem Einfühlungsvermögen des Menschen.

Für die Haltung von Ziegensittichen gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Bei der Innenhaltung ist ein Vogelzimmer mit der ganztägigen Möglichkeit zum Freiflug zu empfehlen. Dabei sollte ein Käfig als Schlaf- und Rückzugsort vorhanden sein, in den sich die Sittiche jederzeit zurückziehen können.
  • Bei der Volierenhaltung ist auf ein ausreichend großes Platzangebot zu achten, damit die Tiere nicht verkümmern und keine Verhaltensstörungen entwickeln. Gemäß Informationsblatt nach § 21 TierSchG sollte das Vogelheim, wenn keine Haltung in einem Vogelzimmer möglich ist, mindestens die Maße 120 x 60 x 100 (L x B x H) aufweisen. Dies sollte keinesfalls unterschritten werden. Bei der Käfig- oder Volierenhaltung muss den Tieren täglich ein mehrstündiger Freiflug ermöglicht werden.
  • Die Haltung in einer Außenvoliere ist möglich, wenn den Vögeln ein frostsicherer Schutzraum zur Verfügung gestellt wird.

Volierenhaltung

Volieren oder Käfige sollten über quer verlaufende Gitterstäbe verfügen, um den Vögeln das Klettern zu ermöglichen. Die Gitter sollten zur Vermeidung von Gesundheitsrisiken nicht verzinkt oder mit Kunststoff überzogen sein. Der Standort sollte hell, trocken und frei von Zugluft und plötzlichen Temperaturschwankungen sein. Über eine „Sonnenstelle“ freuen sich die kleinen Sonnenanbeter, allerdings sollte natürlich niemals die komplette Voliere der Sonne ausgesetzt sein. Beim Freiflug ist darauf zu achten, dass sich die Tiere nicht verletzen können.

Achte darauf, dass die Voliere zumindest mit folgenden Gegenständen ausgestattet ist:

  • Gefäße für Futter, Wasser und Grit
  • Einstreu aus Hanf oder Buchenholzspänen
  • Seile, Leitern, Schaukeln
  • Sitzstangen mit unterschiedlichen Durchmessern. Ideal geeignet sind Naturäste, die bei Verschmutzung einfach ausgetauscht werden können. Sie sollten nur an einer Seite befestigt werden, sodass sie leicht federn
  • Sandbad
  • Badehaus

Wichtig: Ziegensittiche gehören zu den Laufsittichen. Sie verbringen gerne und viel Zeit auf dem Boden, weshalb dieser ansprechend gestaltet sein sollte. Insbesondere ein größeres Sandbad zum Scharren, in dem auch Futter „versteckt“ werden kann, sowie Versteckmöglichkeiten auf dem Boden sollte daher keinesfalls fehlen.

Umgebung

Ziegensittiche brauchen eine Temperatur von 18 bis 25 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von mind. 60 %. Eine hohe Luftfeuchtigkeit ist unverzichtbar, um ein Austrocknen der Schleimhäute und damit verbundene Krankheiten zu verhindern. UV-Licht ist für alle Vögel wichtig, um (Farben) sehen zu können. Zudem benötigen sie es für bestimmte Stoffwechselvorgänge. Da Fensterscheiben UV-Licht aussperren, solltest Du Deinen Tieren eine UV-Lampe mit UVA- und UVB-Anteilen zur Verfügung stellen. Bei Leuchtstoffröhren ist generell zu berücksichtigen, dass Vögel das Flackern wahrnehmen können, was äußerst irritierend für sie ist. Daher sollte das Flackern mittels eines Vorschaltgerätes verhindert werden.

Übrigens: Auch das Flackern von Computern und Fernsehgeräten können die Tiere wahrnehmen, was, wie man sich vorstellen kann, sehr unangenehm ist.

Ziegensittiche sind tagaktiv und benötigen daher etwa 12 Stunden lang Helligkeit, abends ist für eine entsprechende Abdunkelung zu sorgen, sodass die Tiere zur Ruhe kommen können. In ganz dunklen Zimmern kann ein schwaches Orientierungslicht verbleiben.

Beschäftigung

Ziegensittiche sind kluge, aktive und sehr neugierige Vögel, die beschäftigt werden müssen, um nicht zu verkümmern und Verhaltensstörungen zu entwickeln. Biete ihnen daher zum Beispiel Weiden-, Haselnuss- oder Obstbaumäste an, gerne noch mit Blättern und Blüten, an denen sie nach Belieben nagen können. Futterpflanzen wie Callisia in einem stabilen Keramiktopf werden ebenfalls gerne angenommen. Leckerli wie Kolbenhirse oder auch Teile des Futters kannst Du in der Voliere oder im Vogelzimmer verteilen und verstecken, sodass Deine Sittiche mit der Suche danach beschäftigt sind. Besonders freuen sich die Laufsittiche, wenn sie, wie sie es in der Natur tun, auf dem Boden auf Futtersuche gehen können. Ein großes Sandbad, in dem Du Leckereien versteckst, ist dafür ideal geeignet. Deine Tiere sollten außerdem sowohl in der Voliere als auch im Freiflugzimmer mehrere Sitz-, Lande- und Beschäftigungsmöglichkeiten haben, zum Beispiel einen Vogelbaum, unterschiedliche Stangen, Leitern, Schaukeln und dicke Baumwollseile. Da sie äußerst intelligent sind, haben sie auch Freude an diversen (Intelligenz-)Spielzeugen, die Du gerne auch selbst basteln kannst. Verschiedene Naturmaterialien wie Heu, Stroh, Kork und Holz sollten immer zur Verfügung stehen.

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Ziegensittiche freuen sich über Erlebnisfutter und viele Beschäftigungsmöglichkeiten. 

Wichtig: Bitte verzichte unbedingt auf tierschutzwidriges Zubehör wie Spiegel, Plastikvögel, Fluggeschirre, Spielzeug mit kleinen Plastikteilchen usw. Diese Utensilien führen zu Verletzungen und/oder Verhaltensstörungen.

Ernährung

Damit Deine Tiere lange gesund und fit bleiben, solltest Du von Beginn an auf eine ausgewogene Ernährung achten. Diese besteht aus mehreren Teilen:

  • Körnermischung für Großsittiche
  • Frischfutter (grüne Pflanzenteile, Gemüse, Obst, Futterpflanzen, Kräuter usw.)
  • Grit für die Verdauung der Körner im Muskelmagen
  • Sepiaschale und Kalkpickstein für die Mineralstoffversorgung
  • Frisches Trinkwasser

Gelegentlich kannst Du Deinen Lieblingen mit „Erlebnisfutter“ wie Darikolben oder Kolbenhirse sowie Keimfutter eine Freude machen. Während der Mauser kannst Du den erhöhten Proteinbedarf mit Eifutter decken.

Gesundheit

Den Grundstein für Gesundheit und ein langes Leben kannst Du durch gesunde Ernährung, täglichen Freiflug, ausreichend Bewegung, durch das Leben in Gesellschaft (keine Einzelhaltung!) und tiergerechte Beschäftigung selbst legen. Ein täglicher Gesundheitscheck ist empfehlenswert, um Krankheiten rasch zu erkennen. Mehr zur Gesundheit von Vögeln findest Du hier. Fehler in der Haltung wie mangelnde Bewegung oder falsche Ernährung können zu zahlreichen Problemen wie Verfettung und Störungen des Stoffwechsels führen. Einzelhaltung führt zu Verhaltensstörungen wie Schreien, selbstverletzendem Verhalten (Federrupfen), Aggressivität oder Stereotypien. Sohlenballengeschwüre an den Füßen sind meist auf nicht geeignete Sitzstangen zurückzuführen (einheitliche Durchmesser, Sandpapierüberzug, Plastik). Leider sind Ziegensittiche relativ häufig von PBFD betroffen, einer Krankheit, die durch das Circovirus ausgelöst wird und insbesondere eine Schädigung des Gefieders zur Folge hat.

Fragen & Antworten

Für wen eignen sich Ziegensittiche?

Menschen, die viel Zeit und Platz haben und auf der Suche nach aufgeweckten und liebenswerten Mitbewohnern sind, werden mit Ziegensittichen viel Freude haben. Die hübschen Papageien werden relativ schnell zahm, wenn man ihnen mit Geduld und Einfühlungsvermögen begegnet. Sie sind äußerst neugierig und werden kaum ein Beschäftigungsangebot ausschlagen. Ihre Neugierde führt jedoch auch dazu, dass alles, was im Zimmer steht, hängt oder liegt, genau inspiziert und angeknabbert wird.

Man sollte sich bewusst sein, dass sie einige Anforderungen an die Haltung stellen und insbesondere viel Beschäftigung und Freiflug benötigen. Daher sollte man sich vor der Anschaffung genau über ihre Bedürfnisse informieren. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, werden Ziegensittiche über viele Jahre hinweg Freude in das Leben ihrer Besitzer bringen.

Sind Ziegensittiche laut?

Ziegensittiche sind generell deutlich leiser als andere Vertreter ihrer Gattung. Ihre an das Meckern einer Ziege erinnernden Rufe sind nicht sehr aufdringlich.

Wie viel Pflege brauchen Ziegensittiche?

Pro Tag solltest Du etwa eine halbe Stunde für die Fütterung und die Reinigung der Voliere einplanen – je nach Größe kann es natürlich auch deutlich länger dauern. Einmal pro Woche sollte eine Grundreinigung samt Desinfektion der Voliere und aller Einrichtungsgegenstände stattfinden. Hinzu kommt die tägliche Beschäftigung mit den Sittichen. Sie sind sehr neugierig und in den allermeisten Fällen an Kontakt mit „ihren“ Menschen interessiert.

Braucht man Papiere für Ziegensittiche?

Ziegensittiche unterliegen in Deutschland dem Artenschutzrecht. Allerdings gilt für Cyanoramphus novaezelandiae eine Befreiung von der Meldepflicht. Ein Herkunftsnachweis ist allerdings nötig.

Fazit

Ziegensittiche sind ganz besondere Vertreter ihrer Gattung: Aufgrund ihrer Neugier und ihres Spieltriebes sind sie relativ leicht zu zähmen und ihr „meckernder“ Ruf ist einzigartig. Mit ihrer lustigen, neugierigen und am Menschen interessierten Art werden sie das Herz ihres Besitzers im Sturm erobern. 

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