Wird der eine vielleicht begeistert von seinem Fellfreund, seinem tierischen Begleiter auf vier Pfoten oder seinem Schlappohr erzählen, wird der andere, wenn es um den Kleinen Münsterländer geht, vielleicht eher von seinem vierläufigen Jagdkameraden berichten – natürlich nicht minder begeistert und voller Stolz.
Das liegt daran, dass der Kleine Münsterländer nicht irgendein Hund ist, sondern zu den meistgeführten Vorstehhunderassen in Deutschland zählt – sprich, der Kleine Münsterländer ist ein Jagdhund, ein Vierbeiner mit Beruf sozusagen, der sich insbesondere bei Hobby- und Berufsjägern einen Namen gemacht hat und daher nicht einfach als deren Begleiter, sondern eben als Jagdkamerad auf vier Beinen bezeichnet wird. Mag der eine jetzt denken, dass er mit dem Jägerlatein nicht viel anzufangen vermag, wird der andere vielleicht einwenden, dass die jagdliche Fachsprache sich lediglich korrekt und möglichst präzise ausdrücken möchte.
Ein Vorstehhund ist bei der Jagd übrigens dafür verantwortlich, dem Jäger durch das sogenannte Vorstehen anzuzeigen, wo er Wild entdeckt hat – dafür nutzt er seinen hervorragenden Geruchssinn. Beim Vorstehen verharrt der Hund unbeweglich und vollkommen leise, hebt dabei den Vorderlauf und winkelt diesen ab – so deutet er in Richtung des erschnüffelten Wildes, geht diesem aber nicht nach, sodass der Jäger sich bereit machen kann, einen Schuss abzugeben oder das Wild aufzumachen, das heißt, es aufzuscheuchen. Zusätzlich kann der Kleine Münsterländer geschossenes, aber auch krankes Wild suchen und es sogar über weite Distanzen zum Jäger bringen. Er legt dabei eine enorme Konzentration, einen ausdauernden Arbeitswillen und eine sichtbare Freude an den Tag.
Kleine Münsterländer sind wahre Energiebündel, die nahezu immer in Aktion sind!
Alle Informationen zu Herkunft, Geschichte, Aussehen, Wesen und Charakterzügen des Kleinen Münsterländers kannst Du in unserem Steckbrief nachlesen. Dort erfährst Du auch, ob die energiegeladene Fellnase zu Dir passt, und findest die Antworten auf häufig gestellte Fragen.
Herkunft und Geschichte
Der Kleine Münsterländer stammt tatsächlich aus dem schönen nordrhein-westfälischen Münsterland und gilt als der kleinste Vertreter der sogenannten Vorstehhunde. Vermutlich bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann die professionelle Zucht, wobei die sympathische Fellnase zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Namen Heidewachtel bekannt war. Eine Vorreiterrolle spielten dabei die Gebrüder Edmund und Rudolf Löns, die Kontakt zu verschiedenen Züchtern aufnahmen und unterschiedliche Stämme der Heidewachtel miteinander kreuzten. Das Ergebnis ihrer Bemühungen entsprach optisch wohl schon annähernd dem heutigen Kleinen Münsterländer, allerdings gab es heftige Auseinandersetzungen darüber, wie das Ergebnis der züchterischen Bemühungen genannt werden sollte. Namen wie z. B. Wachtelhund, Habichthund oder Vogelhund machten die Runde, stießen bei den Gebrüdern Löns jedoch auf Ablehnung, sodass es vorerst bei der Bezeichnung Heidewachtel blieb. Erst nach vielen Jahren wurde der Konflikt beigelegt, als der Verein der Münsterländer Vorstehhunde und der Deutsche Wachtel Klub ihren lange schwelenden Konflikt beendeten, sich wieder zusammenschlossen und sich nun auf den Namen Kleiner Münsterländer einigten.
Schon vorher im Jahr 1921 kam es jedoch zur Festlegung der ersten Rassestandards, die im Kern bis heute Bestand haben.
Aussehen
Die Federation Cynologique Internationale (FCI) führt den Kleinen Münsterländer in der Gruppe 7 als Vorstehhund und listet ihn dort in der Sektion 1.2 als Typ Spaniel. Besonderen Wert legt der dort formulierte Rassestandard darauf, dass die Gesamterscheinung des Kleinen Münsterländers immer dessen jagdliche Brauchbarkeit deutlich werden lassen muss.
Die Rassestandards definieren das genaue Aussehen des Kleinen Münsterländers.
1. Körperbau, Größe und Gewicht
Hinsichtlich seines allgemeinen Erscheinungsbildes zeigt sich der Kleine Münsterländer mittelgroß, kräftig und harmonisch sowie gut proportioniert im Körperbau, sodass ein Gesamteindruck von Adel und Eleganz entsteht. Bei flach getragener Rute sind seine Körperlinien fließend. Im Verhältnis 1 : 1,1 soll die Körperlinie von der Brustbeinspitze bis zu den Sitzhöckern die Widerristhöhe übertreffen. Die Widerristhöhe der weiblichen Fellnasen sollte bei circa 52 cm liegen, die der männlichen bei circa 54 cm, dabei dürfen beide ungefähr 24 kg auf die Waage bringen.
Der Oberkopf des Kleinen Münsterländers sollte edel, flach bis leicht gewölbt sein mit einem gering ausgeprägten, aber dennoch gut zu erkennenden Stopp. Seine kurzen Lefzen liegen eng aufeinander, sind gut pigmentiert und von brauner Farbe. Seine Kiefer zeigen insgesamt 42 große und weiße Zähne, die zu einem vollständigen Scherengebiss ausgeprägt sind. Seine Augen sind von mittlerer Größe und gliedern sich harmonisch in den Gesamtausdruck, ohne hervorzutreten oder zu tief zu liegen. Die Ohren des eifrigen Vierbeiners sind breit, setzen hoch an, liegen fest an und laufen nach unten spitz zu, ohne über den Lefzenwinkel herauszuragen. Seine Rute setzt hoch an und folgt mit langen Fahnen der Rückenlinie, sie ist im Ansatz breit und verjüngt sich zur Spitze. In Ruhe ist sie gesenkt, in der Bewegung wird sie waagerecht und leicht geschwungen, aber nicht zu hoch über der Rückenlinie getragen. Im letzten Drittel darf sie eine leichte Krümmung aufweisen. Das Gangwerk des Kleinen Münsterländers sollte agil wirken und mit viel Schub für eine aufrechte Haltung sorgen. Die Haut liegt eng an und zeigt keine Falten.
2. Fell und Farben
Das Fell des Kleinen Münsterländers präsentiert sich dicht, mittellang, glatt mit sanften Wellen und festanliegend. Darüber hinaus ist es wasserabweisend, um dem Vierbeiner in seiner Profession als Jagdhund gute Dienste zu leisten. Die genauen Konturen des sportlichen Körpers sollten dabei allerdings nicht durch zu langes Fell verdeckt werden. Die Vorderläufe sollten befedert sein und die Hinterläufe bis zu den Fersengelenken behost. Die Rute sollte lange Fahnen zeigen und in der Spitze weiß sein. Das praktische Fell des Kleinen Münsterländers, das sowohl dicht als auch wasserabweisend ist, soll dem Vierbeiner einen möglichst guten Schutz bei widriger Witterung und in unwegsamen Gelände bieten und das Risiko von Verletzungen minimieren.
Der Kleine Münsterländer findet sich in zwei Farbvarietäten, und zwar in einer braun-weißen und einer braun-schimmelfarbigen Variante mit braunen Platten, Mantel und Tupfen, wobei eine Blesse sowie lohfarbene Abzeichen an Fang, Augen und Po sowie an Behängen, Fahnen und Läufen erlaubt sind.
Charakterzüge und Wesen
Der Kleine Münsterländer ist ein äußerst intelligenter, lernfähiger, temperamentvoller und ausgeglichener Vierbeiner mit einem stabilen Charakter, der sich dem Menschen gegenüber bei guter Sozialisierung stets zugewandt, freundlich und aufmerksam zeigt, sodass er auch das Talent zum Familienhund haben kann. Ein Kleiner Münsterländer verfügt aber auch über einen passionierten und ausdauernden Beutetrieb, vielseitige Jagdanlagen, große Nervenstärke und eine präzise Wildschärfe und bedarf daher einer guten Erziehung und Ausbildung, um diese Kompetenzen anwenden und im Team unter Beweis stellen zu können. Ein nicht ausgelasteter Kleiner Münsterländer beginnt schnell, sich zu langweilen, und kann dann vom Zweibeiner unerwünschte Eigenschaften an den Tag legen oder sogar krank werden. Einem nicht ausreichend erzogenen bzw. nicht ausgebildeten Kleinen Münsterländer wird es zudem kaum gelingen, sein Temperament und seine Jagdinstinkte im Zaum zu halten, sodass es passieren kann, dass er dem kleinsten Reiz nachgibt und sich schneller, als Du gucken und reagieren kannst, über alle Berge auf und davon macht. Denn wird ihm von Seiten des menschlichen Partners kein Ziel gesetzt, sucht der intelligente kleine Jagdhund sich seine Ziele eben selbst und jagt dann vielleicht das schöne gelbe Postauto durchs gesamte Dorf oder setzt den Hühnern der Nachbarn nach.
Um all seine Talente angemessen in Szene setzen zu können, braucht der Kleine Münsterländer eine angemessene Sozialisation und eine gute Ausbildung.
Passt ein Kleiner Münsterländer zu mir?
Kleine Münsterländer sind ganz wundervolle und natürlich überaus charmante Fellnasen, sodass sich der ein oder andere Hundefreund vielleicht schon einmal überlegt hat, dass es an der Zeit wäre, einem solch sympathischen Vierbeiner ein Heim unter dem eigenen Dach zu bieten. Hier muss jedoch klar sein, dass man sich mit einem Kleinen Münsterländer nicht nur einen Hund, sondern direkt eine dauerhafte Freizeitbeschäftigung ins Haus holt, die ein Nein Deinerseits in Sachen Aktivität niemals akzeptieren wird.
Am besten aufgehoben ist ein Kleiner Münsterländer daher tatsächlich bei einem Jäger, der ein entsprechendes Wohnambiente im Grünen bieten kann – gerne mit Familienanschluss, um der geselligen Seite des äußerst sozialen Vierbeiners gerecht werden zu können. Ein Leben als Stadthund wird sich wohl kaum ein Kleiner Münsterländer vorstellen können oder sogar wünschen, hier gibt es viele andere Fellnasen, die dort weitaus besser aufgehoben sind. Lebst Du nun mitten im Grünen oder zumindest am Stadtrand, darf natürlich auch ein Kleiner Münsterländer bei Dir einziehen, wenn Du kein Hobby- oder gar Berufsjäger bist, allerdings solltest Du Dir vorher bewusst sein, worauf Du Dich einlässt, damit Dir nicht die Puste ausgeht.
Der Kleine Münsterländer gilt als äußerst aktiv, Pausen legt er nur gelegentlich ein!
1. Auslauf, Erziehung und Ausbildung
Der Kleine Münsterländer ist ein Jagdhund durch und durch! Er zeigt sich nur glücklich und ausgeglichen, wenn er aus seiner Perspektive ausreichend und sinnvoll beschäftigt wird, und sein persönliches Pensum an Aktivität ist wirklich enorm und nicht zu unterschätzen. Wird ein Kleiner Münsterländer entsprechend seinem Wesen als Jagd- und Arbeitshund ausgelastet, erweist er sich oft als ausgezeichneter und auch sehr kinderlieber Familienhund. Ein seriöser Züchter wird Dich darauf auch immer hinweisen, wenn Du überlegst, einer dieser Sportskanonen ein Zuhause geben zu wollen.
Dennoch wird der Kleine Münsterländer in den letzten Jahren zunehmend auch als Familienhund angepriesen, obwohl ihn dieser Job allein keinesfalls ausfüllt, er dann schnell unglücklich und in der Folge krank oder verhaltensauffällig werden kann. Denn der agile Vierbeiner aus dem Münsterland braucht neben jeder Menge Bewegung auch eine wirklich sinnvolle Beschäftigung. Dafür notwendig ist in erster Linie eine fachkundige, geduldige und konsequente Erziehung und im besten Fall eine Ausbildung. Diese helfen ihm, einerseits sein Potential voll ausschöpfen zu können, und unterstützen ihn andererseits, seine Instinkte kontrollieren zu können. Das heißt in der Konsequenz, dass ein Kleiner Münsterländer täglich mehrere Stunden Auslauf, Training und Aufmerksamkeit braucht – und zwar jeden Tag und bei jedem Wetter. Möchtest Du Deinen Vierbeiner nicht zum Jagdhund ausbilden lassen, musst Du eine adäquate Alternative dazu finden, um Deiner Fellnase ausreichend Raum zur Selbstverwirklichung bieten zu können. Unterschiedliche Hundesportarten wie z. B. eine intensive Wasser- oder Fährtenarbeit oder auch Mantrailing können dauerhaft eine sinnvolle Möglichkeit darstellen.
Wasser- und Fährtenarbeit bieten dem Kleinen Münsterländer eine gute Option, seinen Bewegungsdrang richtig ausleben zu können.
2. Ernährung
In Sachen Ernährung stellt der Kleine Münsterländer keine rassespezifischen Anforderungen und erweist sich als genügsamer Esser, solange der Speiseplan bedarfsgerecht und ausgewogen auf seine individuellen Bedürfnisse, wie z. B. Alter, Gesundheitszustand und Aktivitätslevel, abgestimmt ist. Ob Du Dich für ein hochwertiges Trocken- oder Nassfutter entscheidest oder beschließt, Deinen Liebling zu barfen, bleibt Dir und den geschmacklichen Vorlieben Deines Vierbeiners überlassen.
Hier findest Du übrigens weitere Informationen zum Thema Ernährung.
3. Pflege
Das praktische Fell Deines Kleinen Münsterländers erweist sich auch hinsichtlich der Pflege als relativ unkompliziert. Regelmäßiges Bürsten reicht in der Regel vollkommen aus, um das Haarkleid Deiner Fellnase glänzend und geschmeidig zu halten und die Durchblutung der darunter liegenden Haut anzuregen. Nach einer Jagd oder einer ausgiebigen Wanderung über Stock und Stein können sich jedoch allerhand Kletten oder anderes Gestrüpp im Fell verfangen, beides sollte sofort entfernt werden, bevor es zu Verfilzungen kommt – natürlich solltest Du Deinen Vierbeiner auch nach jeder Draußen-Aktivität auf Zecken untersuchen.
Typische Erkrankungen
Der Kleine Münsterländer erweist sich als überaus robuste Hunderasse, bei dessen Zucht mit großer Verantwortung viel Wert darauf gelegt wurde, rassespezifische Erkrankungen zu vermeiden. So wurden z. B. Elterntiere mit Gelenkproblemen wie Hüftdysplasie von der Zucht ausgeschlossen, sodass inzwischen keine rassespezifischen Krankheiten mehr bekannt sind.
Regelmäßige Besuche beim Tierarzt sollten natürlich dennoch obligatorisch sein, um z. B. den Impfschutz Deines Lieblings immer aktuell zu halten und einen allgemeinen Check-up durchzuführen. Immer im Blick haben solltest Du die Schlappohren Deines Gefährten, da hier schneller bzw. häufiger als bei anderen Fellnasen Entzündungen auftreten können.
Fragen und Antworten zum Kleinen Münsterländer
1. Ist ein Kleiner Münsterländer ein Anfängerhund?
Der Kleine Münsterländer will beschäftigt werden und braucht eine Aufgabe, denn in seinem innersten Wesen ist er ein Jagd- und Arbeitshund, der mit seiner Intelligenz und Leistungsbereitschaft brillieren möchte. Um seine übersprudelnde Energie angemessen kanalisieren zu können, benötigt die kleine Fellnase daher eine fachkundige sowie konsequente Erziehung und einen menschlichen Partner an seiner Seite, der bereit ist, sich intensiv mit ihm auseinanderzusetzen und sehr viel Zeit mit ihm zu verbringen. Der Kleine Münsterländer eignet sich daher kaum für einen Anfänger, sondern gehört vielmehr in die Hände eines bereits sehr erfahrenen Hundefreundes, damit nicht bereits bei dem kleinsten Reiz seine Jagdinstinkte geweckt werden und er sich auf und davon macht.
2. Kann man einen Kleinen Münsterländer als Familienhund halten?
Der Kleine Münsterländer gilt in aller Regel als sehr geselliger Vierbeiner, der sich als durchaus familienfreundlich und auch kinderlieb erweisen kann. Allerdings macht ihn das nicht in jedem Fall zu einem (perfekten) Familienhund. Denn die energetische Fellnase ist in erster Linie ein Arbeitshund. Nur wenn ein Kleiner Münsterländer seine Qualitäten z. B. als Jäger oder Sportler ausreichend unter Beweis stellen kann, zeigt er sich in den heimischen vier Wänden ausgeglichen und kann dann auch das Zeug zu einem wundervollen Familienhund haben, wobei es natürlich immer wichtig ist, dass Kinder an das Zusammenleben mit Hund gewöhnt sind und einen respektvollen Umgang mit dem Tier vermittelt bekommen haben.
3. Wie viel Bewegung braucht ein Kleiner Münsterländer? Wie viel Auslauf braucht ein Kleiner Münsterländer?
Der Bewegungsdrang eines Kleinen Münsterländers darf auf keinen Fall unterschätzt werden – kurze Gassi-Runden sind so gar nicht sein Ding! Er erweist sich vielmehr als daueraktives Energiepaket, das täglich mehrere Stunden am Stück bewegt werden möchte, und zwar jeden Tag. Diesem Bewegungsdrang muss der Zweibeiner natürlich gerecht werden können und entsprechend viel Zeit investieren. Eine gute Möglichkeit bieten neben der Jagd auch unterschiedliche Hundesportarten oder die Wasser- und Fährtenarbeit.
4. Ist ein Kleiner Münsterländer ein Jagdhund?
Ja – der Kleine Münsterländer ist definitiv ein Jagdhund! Von Anfang an war das Ziel jeglicher züchterischen Bemühungen, dem Jäger mit dem Kleinen Münsterländer einen mittelgroßen, passionierten, intelligenten, anhänglichen und vollkommenen Gefährten auf vier Pfoten an die Seite zu stellen, um im Feld, Wald und Wasser erfolgreich auf die Jagd zu gehen. Auch heute noch ist der Kleine Münsterländer weltweit ein beliebter Begleiter des Jägers.