Der Chihuahua als Repräsentant der weltkleinsten Hunderasse verfügt über eine umfangreiche, stetig wachsende Fangemeinde und zählte auch im Jahr 2023 wieder zu den beliebtesten Rassehunden in Deutschland und weit darüber hinaus. Von den einen als Hund im Zwergformat nicht ganz ernst genommen und häufig als nerviger Kläffer tituliert, schlägt das Herz der anderen für den kleinen Vierbeiner mit dem Mut und dem Selbstvertrauen eines Löwen, dessen größte Schwäche sein gelegentlicher Hang zur Selbstüberschätzung sein mag.
Fakt ist allerdings, dass Chihuahuas aufgrund ihrer geringen bis winzigen Körpergröße sowie züchterischer Eingriffe unter zahlreichen, teils gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen und Problemen leiden. Zu diesen können u. a. eine offene Fontanelle, eine Patellaluxation und Zahnfehlstellungen zählen. Zudem führt das geringe Körpergewicht der kleinen Hunde zu einem schnelleren Wärmeverlust, der dadurch begünstigt wird, dass ihnen eine wärmende Unterwolle fehlt bzw. diese oft nur sehr dünn ist. Ihr schneller Stoffwechsel begünstigt diesen Wärmeverlust zusätzlich, sodass es schnell zu einem Zustand der Unterkühlung kommen kann und die betroffenen Tiere heftig zu zittern beginnen. Intensiviert wird dieser Prozess zusätzlich durch das oft hektische Temperament der kleinen Hunde. Aufgrund der zahlreichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, unter denen eine Vielzahl von Chihuahuas leidet, kann die Rasse § 11 b des Deutschen Tierschutzgesetzes folgend als Qualzucht eingestuft werden. Als noch bedenklicher ist der Trend zu sehen, den an sich schon sehr kleinen Chihuahua noch kleiner und leichter zu züchten, wofür in der Regel nur besonders kleine, leichte sowie schwache und damit gesundheitlich oft vorbelastete Tiere miteinander verpaart werden. Diese sogenannten Tea-Cup-Chihuahuas wiegen auch ausgewachsen weit unter 2 kg und gelten als extrem fragile, teils unterentwickelte Tiere, die ihr Leben lang unter gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen leiden müssen. Auch Tea-Cup-Chihuahuas können wie auch andere Kleinsthunde im Teetassen-Format somit zu den Qualzuchten gezählt werden.

Je kleiner der Chihuahua gezüchtet wird, umso größer sind die Risiken gesundheitlicher Beeinträchtigungen.
Alle wichtigen Informationen rund um den Chihuahua, dessen Herkunft und Geschichte sowie Aussehen, Pflege, Charaktereigenschaften und Gesundheit haben wir Dir in unserem Steckbrief zusammengefasst.
Herkunft und Geschichte
Zur genauen Herkunft des Chihuahuas kursieren unterschiedliche Theorien, sodass sich seine genaue Abstammung nicht mit letzter Sicherheit rekonstruieren lässt. Benannt ist der kleine Hund nach einer Gegend im Norden Mexikos, ob er wirklich von dort stammt oder erst mit den spanischen Eroberern als Schoßhündchen adeliger Damen auf den südamerikanischen Kontinent gelangte, erscheint jedoch ungewiss. Auch halten sich Theorien, dass der Chihuahua einst in der Wildnis lebte und von der Zivilisation der Tolteken domestiziert und von Priestern als Opferhund gehalten wurde.
Sicher ist, dass die kleinen Hunde im 19. Jahrhundert nach der Unabhängigkeitserklärung Mexikos dort als Bauernhof- bzw. Wachhunde lebten und später unter dem Namen Arizona-Hunde zuerst nach Nord-Amerika und dann auch nach Europa gelangten, wo sie sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen.
Aussehen
Die Federation Cynologique International führt den Chihuahua seit 1959 unter Gruppe 9 Sektion 6 als Begleithund mit festgelegtem Rassestandard. Er wird dort als lebhaft, wachsam und sehr mutig, aber auch als ruhelos beschrieben, sodass direkt deutlich wird, dass der Chihuahua trotz seiner geringen Körpergröße durchaus ernst genommen werden möchte und gegebenenfalls auch mit entsprechender Vehemenz auf die Erfüllung seiner Bedürfnisse drängt.
Körperbau, Größe und Gewicht
Die Rassestandards definieren den Chihuahua als recht kompakten Hund, der über eine nahezu quadratische Körperform verfügt. Höhe und Länge des Hundes entsprechen sich somit oft, wobei Hündinnen aufgrund ihrer reproduktiven Funktion etwas länger als höher sein dürfen. Zentrale Bedeutung für den Rassestandard hat der Kopf, der im Fall des Chihuahuas eine eindeutige Apfelform aufweisen muss. Nicht ausgeführt wird dort, dass ein apfelförmiger Kopf oft im Zusammenhang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen stehen kann (
Brachycephales Syndrom). Die Augen des Chihuahuas sollen dabei groß, rund, ausdrucksvoll und möglichst dunkel sein, aber nicht hervortreten. Die Ohren sind im Ansatz breit und offen, stehen groß und aufrecht und runden sich in den Spitzen ab. Die Rute soll mäßig lang sein und bei Bewegung hoch, gewölbt und mit der Spitze Richtung Lenden getragen werden.

Der Rassestandard definiert den Chihuahua als kleinen kompakten Hund, dessen Idealgewicht zwischen 1,5 und 2,5 kg liegen sollte.
Eine Angabe zur Größe des Chihuahuas enthält der Rassestandard nicht, allerdings gibt es genaue Richtlinien hinsichtlich des Gewichtes. So ist ein Spielraum zwischen 1 – 3 kg zulässig, wobei das Idealgewicht zwischen 1,5 und 2,5 kg verortet wird. Chihuahuas, deren Körpergewicht unter einem oder über 3 kg liegt, befinden sich außerhalb des Rassestandards und werden dementsprechend disqualifiziert. Hier erweist es sich jedoch als problematisch, dass sogenannte Hobbyzüchter, die keine Mitglieder eines Zuchtverbandes sind, oft mit kleineren Deckhündinnen züchten, deren Gewicht unterhalb des Rassestandards liegt.
Fell und Farben
Den Chihuahua gibt es in einer Kurz- und einer Langhaarvarietät, wobei die Unterwolle jeweils möglichst fein und dünn sein sollte. Der langhaarige Chihuahua sollte ein feines, seidiges, glattes oder leicht gewelltes Haarkleid präsentieren. Hunde mit zu langem und flauschigem Fell werden allerdings nicht akzeptiert. Hinsichtlich der Farben gibt es keine Beschränkungen.
Der kleinste Hund der Welt präsentiert sich in einer Kurz- und einer Langhaarvarietät, wobei das Fell nach Rassestandard nicht zu flauschig sein sollte.
Charakter und Wesen
Die Rassestandards beschreiben den Chihuahua als lebhaft, wachsam und sehr mutig, aber auch als ruhelos. Da Chihuahuas über ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügen, das sich manchmal auch in Selbstüberschätzung äußern kann, ist eine konsequente, geduldige und stets liebevolle Erziehung notwendig, um der Entwicklung unerwünschter Verhaltensweisen, wie z. B. übermäßigem Bellen, vorzubeugen. Da Chihuahuas als intelligent und wissbegierig gelten, lassen sie sich in der Regel gerne auf Deine Anreize zur Beschäftigung ein, sodass sich ein ausgeglichener Chihuahua als guter Begleithund erweisen kann.
Passt ein Chihuahua zu mir? Wie muss er gehalten werden?
Hast Du Dich entschieden, dass ein Chihuahua bei Dir einziehen soll, ist es immer eine gute Idee, sich erst einmal in den Tierheimen und Tierschutzorganisationen in Deiner Umgebung zu erkundigen, ob Dein zukünftiger Mitbewohner dort nicht vielleicht schon auf Dich wartet.
Auslauf
Hinsichtlich seines Wunsches nach ausreichend Bewegung sollte ein Chihuahua niemals unterschätzt werden. Auch wenn man ihn überdurchschnittlich häufig in Ballungszentren antrifft, da er den Vorteil mit sich bringt, auch in kleineren Stadt-Domizilen ausreichend Platz zu finden, freut er sich über Bewegung in der freien Natur und das Toben mit Artgenossen. Diesem Bedürfnis sollte unbedingt in ausreichendem Maße nachgegeben werden, auch wenn die Gassirunde mit Chihuahua etwas kleiner ausfallen darf als die mit einem bewegungsfreudigen Laufhund wie dem
Dalmatiner oder einem Energiebündel wie dem
Australian Shepherd.
Trotz seiner geringen Körpergröße zeigt sich der Chihuahua als durchaus aktiv und schätzt ausreichende Bewegung.
Ernährung
Bei einem Chihuahua sollte wie bei allen anderen Hunden auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet werden. Generell ist sowohl bei Trocken- als auch bei Nassfutter auf einen hohen Fleisch- und Proteinanteil zu achten. Hinzu kommen beim Chihuahua als sehr kleinem Hund einige rassespezifische Besonderheiten. Bei Trockenfutter sollte auf besonders kleine Kroketten geachtet werden, die aufgrund des schmalen Gebisses besser gekaut werden können. Zudem kann es, gerade bei sehr leichten Chihuahuas, sinnvoll sein, die Gesamtfuttermenge auf mehrere kleine Portionen am Tag zu verteilen, um einer Unterzuckerung vorzubeugen. Daher sollten bei längeren Ausflügen auch regelmäßig Leckerchen angeboten werden, um einer schnellen Erschöpfung oder Kreislaufproblemen vorzubeugen.
Hier findest Du weiterführende Hinweise dazu, wie Du das perfekte Futter für Deine Fellnase findest.
Pflege
Hinsichtlich der Fellpflege erweist der Chihuahua sich als wenig arbeitsintensiv. So genügt es in der Regel, den kleinen Vierbeiner einmal in der Woche zu bürsten und zu kämmen, damit sein Fell seidig bleibt. Da es bei Chihuahuas aufgrund des engen Gebisses oft zu Zahnproblemen kommt, sollte auf die
Zahnpflege ein besonderes Augenmerk gelegt werden, hier kann es sinnvoll sein, eine tierärztliche Konsultation zu Rate zu ziehen. Regelmäßige Besuche beim Tierarzt zum Check-up und Impfen sollten natürlich obligatorisch sein.
Typische Erkrankungen
Der Chihuahua zeigt hinsichtlich seiner körperlichen Konstitution zahlreiche Merkmale, die ihn als Qualzucht klassifizieren und teils massive gesundheitliche Einschränkungen mit sich ziehen können, die umso stärker ausgeprägt sein können, je kleiner bzw. leichter die Tiere sind.
Chihuahuas können zuchtbedingt leider unter einer ganzen Reihe an gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden – je kleiner und leichter sie sind, desto größer sind die Risiken.
Die ersten Probleme können sich schon bei der Geburt ergeben. Da der Chihuahua entsprechend dem Rassestandard über einen recht großen apfelförmigen Kopf verfügt, erweist sich eine natürliche Geburt oft als schwierig, sodass ein Kaiserschnitt notwendig wird, der sowohl für die Mutter als auch das Junge immer ein gesundheitliches Risiko darstellt. Insbesondere kleine Hündinnen, die von etwas größeren Zuchtrüden gedeckt werden, leiden bei der Geburt oft große Qualen und können ihre Welpen meist nicht ohne Kaiserschnitt zur Welt bringen.
Darüber hinaus können neben anderen folgende Erkrankungen und Beeinträchtigungen rassespezifisch gehäuft bei Chihuahuas auftreten:
Offene Fontanelle: Bei Chihuahuas kann es vorkommen, dass die Schädeldecke sich nicht komplett schließt, sondern zeitlebens offen bleibt, sodass das Gehirn nicht ausreichend geschützt wird und bereits leichte Stöße, Stürze oder Verletzungen schwerwiegende, im schlimmsten Fall sogar tödliche, Folgen haben können. Dies liegt daran, dass der apfelförmige Kopf keine korrekten anatomischen Strukturen aufweist, da er eine zu starke Wölbung zeigt. Normalerweise schließt sich eine offene Fontanelle in den ersten Lebensmonaten eines Welpen. Aufgrund der abweichenden Schädelform gestaltet sich dieses Zusammenwachsen beim Chihuahua jedoch problematisch, sodass eine offene Stelle zurückbleibt. In der Folge kann es dann zu einem erhöhten Druck und zu einem sogenannten Hydrocephalus (Wasserkopf) kommen, da der Liquor nicht abfließen kann. Zudem weist der Chihuahua generell ein sehr fragiles Skelett auf, sodass ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche besteht.
Patellaluxation: Unter einer Patellaluxation versteht man eine Ausrenkung (Luxation) der Kniescheibe (Patella), bei der es zu einer Verschiebung bzw. Trennung der gelenkbildenden Knochen kommt. Eine Patellaluxation ist äußerst schmerzhaft und kann abhängig von ihrem Schweregrad nur operativ behandelt werden.
Mitralklappeninsuffizienz: Diese Herzerkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass die Mitralklappe undicht ist, sodass es zu einem Rückfluss von Blut in die Lunge kommen kann und das Herz stärker arbeiten muss, um seine Pumpleistung aufrechtzuerhalten. Atemnot und in der Folge vermehrtes Hecheln, Husten sowie Zustände von Abgeschlagenheit sind die häufigsten Symptome. Eine Mitralklappeninsuffizienz kann im Anfangsstadium gut medikamentös behandelt werden, sodass eine möglichst frühe Diagnose und eine schnelle Therapie wichtig sind. Denn beginnt sich Flüssigkeit in der Lunge zu sammeln, endet der Krankheitsverlauf letal.
Zahnfehlstellungen: Da die Zähne für den schmalen Kiefer zu groß sind, kommt es bei Chihuahuas vermehrt zu Zahnfehlstellungen und damit einhergehend zur Entwicklung von Zahnbelägen und Zahnstein.
Hypoglykämie: Wie andere kleine Hunderassen auch leiden Chihuahuas überdurchschnittlich oft an Unterzuckerung. Hypoglykämie kann in Verbindung zu Diabetes mellitus stehen oder auf eine andere Grunderkrankung verweisen. Bei Zeichen von Appetitlosigkeit, Lethargie, Desorientierung und krampfartigem Zittern sollte daher umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden, um die Ursache zu finden.
Dies sind nur einige der gesundheitlichen Einschränkungen, unter denen Chihuahuas generell und sehr kleine und leichte Chihuahuas im Speziellen leiden können.
Häufig gestellte Fragen zum Chihuahua
Ist ein Chihuahua für Anfänger geeignet?
Auch ein Chihuahua benötigt wie andere Hunde auch eine geduldige und liebevolle, aber dennoch konsequente Erziehung. Gelingt es dem kleinen Hund mit Deiner Hilfe, sein zuweilen übermütiges Temperament und seine Tendenz zur Selbstüberschätzung zu kontrollieren, eignet er sich durchaus auch als Anfängerhund.
Ist ein Chihuahua ein Kläffer?
Genau wie bei anderen Hunden gehört auch das Bellen zum normalen Lautrepertoire eines Chihuahuas und sollte daher nicht abwertend als Kläffen bezeichnet werden, nur weil es vielleicht weniger imposant als bei einem großen Hund mit entsprechendem Resonanzraum klingen mag. Denn trotz seiner geringen Körpergröße fehlt es dem Chihuahua nicht an Mut, sodass er sich auch deutlich größeren Artgenossen gegenüber entschlossen oder sogar etwas frech zeigen kann und dies mit lautstarkem Gebell zum Ausdruck bringt. Zudem gelten Chihuahuas als äußerst wachsam und neigen daher auch in den heimischen vier Wänden häufiger zum Bellen als andere Hunde. Eine liebevolle und konsequente Erziehung, die Deinem Chihuahua deutlich die geltenden Grenzen aufzeigt, verhindert jedoch, dass der kleine Hund zum „Kläffer“ wird bzw. eine Tendenz zum übermäßigen Bellen entwickelt.
Gut erzogene Chihuahuas widerlegen das Vorurteil, dass die kleinen Hunde allesamt „Kläffer“ seien.
Wie stark haart ein Chihuahua?
Auch wenn sich der Aufwand in Sachen Fellpflege der kleinen Hunderasse in Grenzen hält und bei den langhaarigen Vertretern wöchentliches Bürsten und Kämmen ausreicht, um das Fell seidig zu halten, verlieren auch Chihuahuas Fell. Aufgrund der geringen Körpergröße fällt dabei natürlich eine kleinere Haarmenge an als bei einem sehr viel größeren Hund.
Ist ein Chihuahua pflegeleicht?
Grundsätzlich kann ein Chihuahua für sich beanspruchen, als pflegeleichter Vierbeiner zu gelten. Er ist klein, sodass man ihn nahezu problemlos überallhin mitnehmen kann und er auch in einer kleineren Etagenwohnung durchaus genug Platz findet. Auch in Sachen Fellpflege und Ernährung erweist sich ein Chihuahua als genügsam und leicht zufriedenzustellen, solange man seine rassespezifischen Bedürfnisse beachtet. Aufgrund zuchtbedingter gesundheitlicher Einschränkungen, unter denen die meisten Chihuahuas zu leiden haben, kann sich seine medizinische Versorgung jedoch als recht anspruchsvoll, zeitintensiv und leider auch kostspielig erweisen. Darüber solltest Du Dir auf jeden Fall bewusst sein, bevor Du Dich entscheidest, einen der kleinen Hunde bei Dir einziehen zu lassen.